Musik an sich


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With Full Force VII
 
Am 22. - 24. Juni war es mal wieder soweit und das bunteste der drei Hard-Union Festivals öffnete zum dritten Mal in Folge auf dem Flugplatz, in dem fast unausprechlichem Roitzschora seine Pforten. Gerade die stylistische Vielfalt von Metal, Hardcore und Punk (getreu nach dem Motto: Alles was hart ist) und das dementsprechende Publikum machen den Reiz dieses Events aus. Auf der Hauptbühne und im Zelt (dort übrigens der "Hardbowl", Europas grösstes Punk- und Hardcore-Ereignis) ging tagsüber die Post ab und wenn in der Nacht die Musik auf der Hauptbühne verstummte, lockte jeden Abend ein Special-Event in die Tentstage. Am Freitag die berühmte "Knüppelnacht" ( Die Elite des Black- und Deathmetals), Samstag das "Saturday Night Fever" (eine bunte Mischung) und am Sonntag zum Abschluss "The Last Supper" (dieses Jahr mit hohem Gothik-Anteil). Also viel Spass mit einer Auswahl von Konzertberichten von diesem Ereignis. FARMER BOYS - Letztes Jahr noch im Zelt, nun auf die Mainstage aufgestiegen und bereit zum Kampf um den Titel "Beste Deutsche Crossover-Band" gegen die H-Blockx, die überraschend für Bad Religion (wegen Drummer-Notstand nicht dabei - wir berichteten) eingesprungen waren und als Co-Headliner ein paar Stunden später in den Ring durften. Die Stuttgarter lösten ihre Aufgabe souverän, spielten Songs von jeder ihrer drei Alben, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem aktuellen Longplayer "The world is ours" lag. Die Fans (soweit sie nicht im Gelände noch mit dem Aufbauen von Schlafgelegenheiten beschäftigt waren) zeigten ihre Huldigung an die "Bauernburschn" indem sie mitgröhlten und "Gummiball" Matze Sayer noch mehr anspornten. Ein gelungener Auftritt, obwohl er nicht ganz an die Clubshows bezüglich der Atmosphäre anknüpfen konnte, doch mit diesem Problem hatten hier viele Bands zu kämpfen und man sah gern drüber weg. Auf jeden Fall mächtig was vorgelegt für die H-Blockx ..... doch dazu später mehr.
SAVATAGE - Also ich würde mir schon ein wenig veräppelt vorkommen, wenn man so einen guten Ruf hat, so lange nicht mehr in Germany aufgetreten ist, zudem noch einen neuen Sänger und Gitarristen präsentiert und dann zur Lunchtime um 16:45 nur eine Dreiviertelstunde, als vierte von neun Bands auf der Mainstage auftreten muss. Aber den Jungs ließen sich hiervon und von dem schauerartigen Regen nicht die Laune verderben. Bei Savatage braucht man eben keine großen Showeffekte, die Musik reicht und man merkt wieviel Spass es den Jungs macht ihre Songs zu präsentieren. Der neue Sänger Damond Jiniya teilte sich den Gesang mit dem "Mountain King" Jon Olivia und es sah zugegeben etwas komisch aus, da sich Jiniya auf die Stevens-Tracks beschränkte und so am Anfang der Show dastand, beschwörende Gesten machte und nur bei den Refrains mitsang. Spätestens aber als er die Leadvocals übernahm, war allen klar was für ein Talent die Amis da verpflichtet hatten. Der Gesang und die Austrahlung waren einfach verblüffend . Auch der neue Gitarrist Jack Frost (ehemals Metalium) legte eine Power an den Tag und war selten nur an einem Fleck zu halten. Savatage präsentierten einen Querschnitt ihrer Schaffensphasen und um den Fans noch mehr zu bieten, gabs auch noch ein superbes Medley. Einfach genial und für mich DER Höhepunkt des Festivals.
MEGADETH - Nachdem in der Presse (um es vorsichtig auszudrücken) nicht gerade abgefeierten neuen Album, war man(n) und frau gespannt wie sich Megadeth live präsentieren würden. Der neue Gitarrist Al Pitrelli fügte sich gut in die Band ein und teilte sich mit Mastermind Dave Mustaine die Gitarrensolos. Neben wenigen Songs vom neuen Album, konzentrierte sich die Band hauptsächlich mit älterem Material ( zeitlich vor "Cryptic Writings") die 45 Minuten Spielzeit zu füllen, was wiederum den Eindruck machte die "Megatoten" wollten "back to the roots" gehen. Mustaine lockerte die Show mit einigen deutschprachigen Ansagen auf, die gut beim Publikum ankamen. Leider hatte die Band mit dem bis zu diesem Zeitpunkt schlechtesten Sound des Festivals zu kämpfen, aber spätestens nach der "Symphony of Destruction" konnte man von einem gelungenem, aber keinesfalls überragendem Auftritt der Speed-Metal-Pioniere sprechen.
H-BLOCKX - Auch der Bad Religion-Ersatz hatte im Vorfeld mit Personalproblemen zu kämpfen. Gudze der sich mit Henning sonst die Frontman-Rolle teilte, hatte die Band kurz zuvor aus noch nicht genau bekannten Gründen verlassen. So präsentierten die deutschen Crossover-Vorreiter den Fans nicht einen, nicht zwei, sondern sogar drei(!) Frontmännern. Neben dem sympathischen "alten" Frontmann Henning, der sich auf die Singpassagen beschränkte, hüpften und rappten noch zwei undefinierbare "Frischlinge" über die Bühne, die aussahen als wären sie direkt aus ner RTL-2 Soup-Opera entsprungen und sich auch dementsprechend benahmen. Sprüche im Stile wie: "Yes, Yes, Yahhh" oder "Eyh, wir rocken euch jetzt krass den Arsch ab" passen einfach nicht zu den sonst sympathischen Münsteranern. Klar, Massenkompatibel war das Ganze und der weibliche Anteil im vorderen Drittel war gross wie nie zuvor auf dem WFF 8, aber so richtig Stimmung kam nur bei Titeln auf die Henning alleine performte oder bei Hits, die nicht mal durch meine zwei "Freunde" zerstört werden konnten. Die Tracks auf dem bald erscheinenden neuen Longplayer der H-Blockx sollten ein Crossover aller ihrer Alben sein, die Kostproben die aber auf dem WFF den Fans präsentiert worden, hörten sich aber an wie ne Kopie von ner Combo, deren Frontmann den schönen Namen Durst sein Eigen nennt. Ein Schreiberling einer grossen Metalfachzeitschrift der neben mir stand (ich nenne keinen Namen !) lies sich sogar zu dem Kommentar "So ein Hip Hop Scheiss" hinreissen. Das lass ich mal lieber unkommentiert und technisch war der Auftritt in auch Ordnung, aber vielleicht is dieser Konzertbericht deswegen nicht so erfreulich ausgefallen, da mich eine Band die mich mal mit echt guten Songs überzeugt hatten so enttäuscht haben. Also bleibt festzuhalten, der Titel der besten deutschen Crossover-Band auf dem WFF geht nach Stuttgart.
TANKARD - Kompliment an die Jungs aus der Mainstadt, den wer es schafft um diese für Festivals fast schon morgentliche Uhrzeit (14:45 Uhr) den verkaterten Mob schon nach "Freibier für alle" brüllen zu lassen, kann sich wirklich "Kings of Beer" nennen. Die Frankfurter sind einfach absoluter Kult und selbst wer mit dem Trashmetal der Band nicht so viel anfangen konnte, amüsierte sich durch die Bierorgien des Frontmanns köstlich. Eine kleine Kostprobe war die Erklärung des Sängers warum die "Bierkrüge" erst jetzt wieder auf Tour sind, nämlich weil er solange auf eine neue Leber warten musste. Musikalisch boten sie eine Best-Of-Show, die Appetit auf das neue Album macht, das veraussichtlich im Mai 2002 zum 20.Bandjubiläum veröffentlicht wird. Also hoch die Krüge auf Alcoholic Metal at his best.
GLUECIFER - Auch die skandinavischen, selbsternannten "Kings of Rock" haben den "Sprung" von der Tentstage (letztes Jahr) auf die Hauptbühne geschafft. Kick Ass-Rock hat eben den Vorteil das er absolut jedem irgendwie gefällt und so bildete sich ein grosser Pogomob vor der Hauptbühne. Auf Platte können Gluecifer zwar Bands wie den Backyard Babies nicht das Wasser reichen, aber live gehen sie echt ab wie ein Zäpfchen. Wegen der eingeschränkten Spieldauer konnte der mit einem Anzug bekleidete Frontmann nur leicht gekürzt seine Rock-Ansichten predigen und nicht so wie er es ausgiebig bei Clubgigs bevorzugt, dennoch wurden sie von ihren Jüngern mit Riesenapplaus verabschiedet und ich hoffe das sie es mit dem bald erscheinenden nächsten Album endlich mal schaffen werden, nicht nur zwei Hits zu schreiben, sondern mal konstant hochwertige Musik auf einem Longplayer.
IN FLAMES - Headlinertouren in den USA und in Japan, auf der Europatour glatt Dimmu Borgir an die Wand gespielt und nun auf der Hauptbühne des WFF. Sicher, die Atmosphäre in einem Club mit entsprechender Pyros-Show (auf die ganz verzichtet wurde) ist eine ganz andere, aber die Schweden präsentierten sich routiniert und brachten die Fans, vorwiegend mit Material ihres aktuellem Albums, sogar zum Hüpfen. Live kamen die Lieder härter als auf der CD rüber, dennoch hatten In Flames einen guten Sound. Man merkte richtig wie die Band live durch die unzähligen Gigs gereift ist und die etwas schüchterne Performance ihrer Anfangstage vergessen machte. Ein wirklich guter, kurzweiliger Gig der richtig Appetit auf die Live-CD der Schweden machte, die leider nicht auf dem WFF, sondern auf den Japan-Gigs aufgenommen wurde.
MAMBO KURT AND THE BOSSA BABES - Ein wirklich geiler musikalischer Frühschoppen um 12.30 Uhr von dem Mann der letztes Jahr nur im V.I.P-Zelt spielen durfte und dort sogar an die Slayer-Musiker Autogramme verteilen musste. Er coverte Metal-Stücke und Pop-Songs mit seiner Heimorgel auf seine eigene geniale Art (als Walzer oder Tango... usw.) und garnierte das ganze mit seinem trockenen Humor. Seine Bossa-Babes unterstützen ihn dabei nach Kräften. Obwohl sie wirklich eine Augenweide waren (mein Kumpel träumt immer noch von der Gittaristin, Zitat: "Die perfekte Frau".), irgendwie wirkte es dadurch ein wenig zu perfekt und zerstörte ein klein wenig das Heimorgel-Flair. Höhepunkt des Auftritts war als Mambo Kurt "Jetzt wirds Zeit für Stagediving" ins Mikro rief und von den Frühschoppenteilnehmern durch die Gegend getragen wurde, da der Fanauflauf für "echtes Stagediving" zu knapp war. Eine geniale morgentliche Gute-Laune-Pille dieser Auftritt! Beenden möchte ich den Bericht mit einem weiterem Zitat Kurts: "Ich habs schon immer gewusst, die Heimorgel gehört auf die Hauptbühne !"
NEVERMORE - Mit der vom Albumcover von "Dead heart in a dead world" bekannten weissen Maske betrat Frontmann Warrel Dane die WFF-Hauptbühne, was einen gespenstischen Eindruck hinterlies. Grösstenteils auf dieses Album beschränkte sich auch die Songauswahl der Jungs aus Seattle. Technisch sind Nevermore einfach eine Klasse für sich und Jeff Loomis Gitarrenkünste sind nur mit dem Wort "genial" zu beschreiben. Dane präsentierte sich auch bestens gelaunt, steigerte sich regelrecht in manche Songs hinein und winkte ganz Metal-untypisch den landenden Segelfliegern zu. Nur einmal wurde Dane richtig bitterbös ironisch, als er vor "Believe in nothing" bekanntgab das MTV das Video zu diesem Song nur ignoriert, weil es keine Rap-passagen in dem Stück gäbe. Beide Daumen nach oben für diesen Auftritt ! Nur die neue Bandhymne "The Heart Collector" fehlte, aber man kann schliesslich nicht alles haben.
JUDAS PRIEST - In riesigen Lettern war das Logo der neuen CD auf der Bühne zu sehen, aber um es gleich vorwegzunehmen: Priest präsentierte nicht eine Kostprobe des neuen Albums. Auch mit Stücken von "Jugulator" wurde gegeizt und man bekam nur einen Song von dem höchst umstrittenen Werk zu hören, als wollte man dieses Kapitel der Bandgeschichte verdrängen. Nur eine Stunde Spielzeit für die Band die ganz oben auf dem Festival-T-Shirts und die so einen riesigen Backkatalog zu bieten hat, grenzt fast an Majestätsbeleidigung. Vielleicht kamen mir die "Metal Gods" deshalb am Anfang vor, als ob sie ihr Pflichtprogramm einfach herunterspulten. "Ripper" Owens glänzte mit seiner Gesangsleistung fast genauso wie die Glitzer-Jacke die ihn am Anfang bedeckte und bewies erneut das er mindestens gleichwertig mit einem gewissen Herrn Halford zu dessen besten Tagen ist. Dies honorierten ihm auch die Fans bei der berühmten "Whats my Name?"-Frage des "Rippers". Spätestens bei "Breaking the Law" kam auch bei den anderen Musikern richtig Stimmung auf (bis auf dem an einen Fleck verharrenden Bassisten) und man vergass für einen kurzen Zeitpunkt wie viele Jahre diese Band schon auf dem Buckel hatte. Bei "Painkiller" wurde auch die gute alte Harley, mit der Owens auf die Bühne knatterte, wieder eingesetzt und "Living after Midnight" verwandelte den Mob vor der Bühne zu einer hüpfenden Partygesellschaft. Mit ihren "Priest"-Sprechchören hatten die Fans sich auch die Zugaben (und das Handtuch Owens, um das sich fünf Fans mindestens eine Viertelstunde rangelten) redlich verdient und man kann von einem guten Auftritt sprechen, bei dem der Ripper und seine Mannen gerade noch so die Kurve bekommen haben. Judas Priest - Heavy Metal, The Priest is back ! (und vielleicht beim Bang Your Head in ihrer vollen Blüte.)
CREMATORY - Schade, dass alle, die Priest genießen wollten, durch den pünktlichen Beginn im Zelt ungefähr die Hälfte dieses denkwürdigen Konzerts verpassten. Die WFF-Macher sollten sich ernsthaft überlegen im Zelt erst zu beginnen, wenn die letzten Töne auf der Hauptbühne verklungen sind. Die deutschen Vorzeige-Gothikband löst sich bekanntlich auf und dies war eines der letzten Konzerte vom Crematory in einem würdigen Rahmen. Das Zelt war proppevoll und die Stimmung wirklich fantastisch. Die sympathischen Pfälzer boten ein absolutes Best-of-Programm, das nie Langeweile aufkommen lies. Sogar Keyboarderin Katrin wurde von den Fans noch mit einem Geburtstagsständchen bedacht und so kam es fast einem Grabgesang mit Gänsehautstimmung gleich, als Gitarrist Matthias nur mit Keyboardbegleitung die Ballade "Pearls of the Wind" vom neuen Album sang. Vielleicht sollte man aufhören, wenn es am schönsten ist (mit dem meiner nach besten Crematory-Longplayer "Believe"), aber gerade da tut es am meisten weh.

So und nun noch ein paar interressante Kurztests, Neuigkeiten und Ereignisse auf dem WFF 8.
MOTÖRHEAD - Über eineinhalb Stunden betrug die Wartezeit auf Lemmy und Co. , deren Bus angeblich Probleme hatte. (Rockstar-Ausrede Nr.1 !). Aber der Auftritt soll laut Zeugenaussagen gut gewesen sein.
M.O.D - Da die Kultband urplötzlich vom WFF-Zug absprang, durften alle Bands am Sonntag ein Liedchen mehr spielen, da ja nun genügend Zeit vorhanden war.
VENERA - Die schwedischen Mini-Bad-Religions "schockten" das Hardball-Publikum mit einer gelungenen Manowar-Coverversion.
DONOTS - Dem Sänger der Münsteraner passte anscheinend der Auftrittstermin (da zeitgleich mit seinen Idolen "Sick of it all" ) nicht so ganz und er spekulierte laut, das er doch mit seinem schnurlosen Mikro seinen Helden auf der Mainstage zujubeln und gleichzeitig für das Zeltpublikum singen kann.
LETZTE INSTANZ - Wirklich gelungener Auftritt mit einer Mischung aus Metal, Mittelaltersounds und Hip-Hop, der echt Laune machte.
UMBRA ET IMAGO - Sprachen mit ihrer Show am letzten Tag eher alle sexuell Ausgehungerten an (die auf dem WFF nicht konnten, wollten oder durften), als z.B. Musikfans. Da half auch der Gastauftritt von Crematory-Sänger Felix nichts. Manchmal is halt weniger mehr.
NASHVILLE PUSSY - Genialer Kick-Ass Rock in einem (fast schon zu) vollem Zelt. Superbe Party Samstags nach Mitternacht.
HAGGARD - Unrühmliches Ende des With-Full-Force 8. Die Klassik Metaller wollten noch ein Lied spielen, durften aber nicht, da ihnen einfach der Saft abgedreht wurde.

Fazit: Das With-Full-Force steigert sich von Mal zu Mal und ich bin jetzt schon richtig heiß auf nächstes Jahr um wieder neue Bands zu entdecken, alte Helden abzufeiern und einfach eine gute Zeit haben. Möge der Wettergott gnädig für das vielseitigste Festival harter Musik sein.
Manuel Liebler

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