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Sarah Brendel - Subrosa
(Pila)
Rock
 
Sarah Brendel ist erwachsener geworden - irgendwie schade, denn die rotzige Girlie-Power, die ihre Debut-EP "Higher Hope" auszeichnete, ist ein seltenes Gut in der christlichen Musikszene.
Aber ich sollte nicht dem Vergangenen nachtrauern, sondern den aktuellen Longplayer (10 Tracks, gut 45 Minuten) "Subrosa" würdigen. Erste Referenzgrößen sind eindeutig Rockladys á la Tori Amos oder Suzanne Vega. Daran, dass die noch sehr junge Dame aus einem kleinen Nest bei Hannover stammt, erinnert nichts mehr.
Im Vordergrund steht immer die Stimme, zerbrechlich zart, schmerzvoll nachdenklich, einsam zumeist. Und dann sind die Instrumente wirklich nicht mehr als Begleitung, die akustische Farbtupfer oder Regentropfen in den Hintergrund malen, um das was Sarah bereits ausdrucksstark vorgegeben hat, noch einmal zu betonen.
"Take me with you" ist vielleicht die eingängigste Nummer auf dem Album. Dennoch wirkt sie merkwürdig widersprüchlich in sich - aber gerade so etwas macht wirklich interessante Kompositionen aus. Im Prinzip baut das Stück auf einer Country-artigen Melodie auf (wirklich Country! und keineswegs Western - was ja nur um so schlimmer wäre). Aber eine Hintergrundmelodie, die sich anhört als spile man sie rückwärts ab, durchkreuzt jeden Anflug von Kitsch und lädt uns zu einem fremdartigen Ritt durch eine fast surrealistische Landschaft ein.
Im hidden Track am Ende (oh wie kreativ) wagt Frau Brendel sich sogar daran, Großmeister Dylan zu imitieren - und ohne jede Übertreibung, die das Ganze ins comedy-artige ziehen würde. Gelungen. Respekt.
Insgesamt ist "Subrosa" eine sehr ruhige Scheibe - am besten am Abend mit einem guten Glas Rotwein einzunehmen. Bitte kein Bier. Das wäre ein echter Stilbruch.
Die Textzeile "I`m in the Need of a Healer" trifft die Stimmung der CD wohl am besten - aber mit dem klaren Bewusstsein, dass Sarah weiß, wo sie ihren "Healer" zu suchen hat. Penetrantes Missionieren braucht man bei Sarah Brendel dennoch nicht zu befürchten. "I know the King" ist ein echtes Liebeslied - und erst der Pila-Label-Aufdruck auf der CD in Verbindung mit dem Songtitel machen deutlich in welche Richtung Sarah ihre Liebe ausbreiten will.
Subrosa lohnt sich; ist eine Bereicherung (nicht nur der christlichen) Szene. Aus dem was in Deutschland an female Rock/Pop geboten wird, dürfte sie - entsprechende Aufmerksamkeit vorausgesetzt - bald allemal wie ein Leuchtturm herausragen. Einziger Kritikpunkt (und damit schlagen wir den Bogen zum Beginn der Review): Sarah löst die Handbremse ein wenig zu selten. Das sie es kann, wissen diejenigen, die "Higher Hope" kennen. Sie sollte es demnächst wieder öfter tun.
Norbert von Fransecky

17 von 20 Punkten

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