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Musik an sich |
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Interview mit J.B.O |
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Am 21.Juli 2001 beim Woodrock-Open-Air in Helmstadt hatten wir die
Möglichkeit den Sänger und Gitarristen Vito C. von den fränkischen Chartsstürmern
J.B.O kurz vor ihrem Auftritt zu interviewen. Tourbegleiter und praktisch der
fünfte Mann auf der Bühne (zuständig für Showeinlagen wie z.B. Feuerspucken,
Kondome in die Menge werfen, sich als fränkische Maid verwandeln u.v.a.m)
holte uns am Fanartikelstand ab und brachte uns zu dem blonden Frontmann in den
Backstagebereich (die Umkleideräume und Tribünen des ortsansässigen
Fussballvereins TV Helmstadt) wo wir mit Blick auf den Fussballplatz das Frage- und
Antwortspiel starteten. Wir mussten schon zweimal hinschauen um Vito zu
erkennen, denn er hatte sein erstes Markenzeichen, die langen blonden Haare, unter
einer Mütze versteckt und Markenzeichen zwei, das rosafarbene Bühnenoutfit, hatte
er natürlich auch noch nicht an. Aber wir waren beruhigt, dass es nicht nur uns
so ging, den als Vito sich anschliessend in diesem Look die Vorgruppe
"Justice" anschaute,erkannten selbst die Hardcore-J.B.O-Fans den Frontmann nicht.
Nachdem wir uns über die an diesem Tag stattfindende Loveparade und der
richtigen Ausprache ihres offiziellen Erstlings "Explizite Lyrik" unterhielten,
konnte es nach einer kleinen Vorwarnung des sympathischen "Meisters der Musik"
(er habe "Besserwistik" studiert, weiß also alles besser) offiziell losgehen.
MAS:
Hi Vito ! Wir sind froh endlich mal als gebürtige Unterfranken jemand
aus Mittelfranken interviewn zu dürfen. Denk mal unter Franken dürfte es
endlich mal keine Verständigungsprobleme geben.
VC:
Unterfranken? Ihr seid also die, die immer die letzen Silben so
verschlucken. (Tun das nicht alle Franken!? Kann bei der fränkischen Kommunikationskrankheit überhaupt von so etwas wie einer Sprache reden?? Fragen über Fragen... Anm.d.Red.)
MAS:
Da wir gerade bei Franken sind, wie sind eigentlich die Reaktionen auf
eure außerfränkischen Auftritte und hat dort das Publikum machmal Probleme
mit der Verständigung?
VC:
Die Reaktionen auf unsere Auftritte sind durchweg als positiv zu
bezeichnen, egal ob zum Beispiel im hohen Norden oder in Luxemburg, Österreich, Schweiz
oder Belgien. Verständigungsschwierigkeiten gibt es auch definitiv keine, den es
ist ja nicht so das wir tiefstes Fränkisch "waffeln". (Erklärung: "Waffeln"
is fränkisch für "reden" aber unter Franken is so ein Ausdruck schon erlaubt. der Autor)
(Aha, Barbaren unter sich oder wie? Bedenkt doch auch mal die sich anständig artikulierenden Leser ;-) Anm.d.Red.)
MAS:
Auf eurer neuen CD gibt es neben den sozusagen altbewährten
"Coverversionen" auch einige eigene Stücke, die wir wirklich gut finden. Wird es in der
Zukunft mehr davon geben?
VC:
Das Ganze is natürlich nicht kalkuliert. Wenn mir eine neue CD
aufnehmen, setzen der Hannes und ich uns zusammen, tauschen uns über unsere Ideen aus
und am Ende dieses Prozesses ist uns aufgefallen das mehr Material für eigene
Sachen vorhanden war. Hinzugekommen ist natürlich, dass drei "Coverversionen"
die wir eigentlich machen wollten nicht genehmigt worden sind und so sind die
Stücke auf der CD zusammengekommen. Wir sind aber froh das sie so gut bei den
Fans ankommen.
MAS:
Auf der neuen J.B.O-CD befindet sich ja auch eine punkige Coverversion
von "Nur geträumt". Erst kürzlich wurde dieser Song fast ihn dem gleichen
Stil für einen Filmsoundtrack von einer anderen Band gecovert. Was hälst du
davon?
VC:
Diesen Soundtrack selbst hab ich noch nicht gehört, aber ich habe schon
gehört, dass es ihn gibt. Aber ich finde es ist nicht gerade die Neuerfindung
des tiefen Tellers eine Punkversion von "Nur geträumt" zu machen und deshalb
würden wir auch nie behaupten: "Wir haben sowas zuerst gemacht !". Deswegen ist
mir das auch ziemlich egal.
MAS:
Weil wir gerade bei Kino und Fernsehen sind. Wieso wird J.B.O, trotz
beachtlicher Charterfolge, von den deutschen Musiksendern eigentlich recht
steifmütterlich behandelt, während thematisch ähnliche Songs wie Stefan Raabs
Latino-Veräppelung "Sensation" (siehe J.B.O`s "Eins, Zwei, Drei" das definitiv
lustiger ist) rauf und runtergespielt werden.
VC:
Dass "Eins, Zwei, Drei" ist ja mehr eine spezielle Sache, die auch niemals
als Single in Frage kommen würde. Ich finde eine Single ist irgendwie eine
Hauptaussage beziehungsweise ein Statement für eine Band, wie zum Beispiel unsere erste
Singleauskopplung "Ich sag J.B.O", zu der wir auch ein recht cooles Video gedreht haben.
Leider wurde dies nicht gesendet, da die Musiksender irgendwie ein
grundsätzliches Problem mit uns haben. Ich denke, die wollen J.B.O. einfach nicht, warum
das so is weiß ich nicht, da müsste man die Damen und Herren von Viva und MTV
wohl selber einmal fragen.
MAS:
Um auf ein anderes Thema zu kommen. Es gibt bestimmt auch Tage, wo ihr
mal nicht so gut drauf seid. Wie schafft ihr es da auf der Bühne immer noch
so gute Laune auszustrahlen?
VC:
Es geht einfach nicht auf die Bühne zu gehen und den Leuten irgendetwas
vorzuspielen. Das klappt definitiv nicht. Ich habe immernoch total viel Spass
an der Sache und wenn das nicht der Fall wäre würde ich sofort damit
aufhören. Sicher gibt es Tage wo man nicht so gut drauf ist oder man einfach krank
ist, wie zum Beispiel ich mitten in der letzten Tour. Das ist echt nicht lustig. Aber
man geht auf die Bühne und die Leute geben einem die Kraft. Das klingt jetzt
vielleicht ein wenig esoterisch, aber es ist wirklich so, dass das Publikum
dich dann regelrecht aufpumpt. Ein tolles Gefühl und ich finde ich habe
wirklich den geilsten Job der Welt.
MAS:
Da das Magazin "Musik an sich" für das wir dich ja interviewen
hauptsächlich im Internet erscheint, würde uns interressieren was ihr zu eurer
wirklich gelungenen Homepage so beitragt?
VC:
Wir haben echt `nen coolen Webmaster, der für uns einen absolut guten Job
macht. Wir treffen uns ab und zu mit ihm und diskutieren dann, aber die
meisten Ideen kommen schließlich von ihm, vor allem die technische Seite, da er
sich in der Beziehung wirklich besser auskennt als wir. Ich les mir natürlich
öfters das Forum durch und kommentier das Ganze wenn ich es für nötig halte,
genauso wie ich E-Mails beantworte. Aber das alles ist wirklich echte Arbeit
und enorm zeitaufwendig, weil man ja doch in erster Linie Musiker ist.
MAS:
Wie hat sich bei euch denn eure neue Rythmusabteilung (Bassist und
Drummer) so eingelebt?
VC:
Ihr werdet gleich bei unserem Auftritt sehen, es ist saugeil mit denen
und macht mehr Spass den je. Es ist eine supergeile Stimmung in der Band.
Wolfram der neue Drummer, der da drüben sitzt mit seinem rotem Top (Vito deutet
auf seinen Schlagwerker, der ca. 5 Meter von uns entfernt sitzt und ein
Bierchen schlürft) ist ein uralter Kumpel von mir, mit dem ich auch schon in
Helmstadt, Anfang der 90er mit einer Coverband gespielt hab. Ich kenne ihn praktisch
seit Teenietagen und bin froh das er den Weg zu uns gefunden hat. Auch Ralf,
unser neuer Bassist, ist ein totaler Glücksgriff und ich kann von den beiden nur
in den höchsten Tönen schwärmen.
MAS:
Eure neue CD is ja von den Musikrichtungen her sehr vielseitig
geworden. Was hört ihr privat den so?
VC: Dies ist genauso vielseitig. Ich glaube wenn man geschmacksmäßig nicht
vielseitig ist, kann man auch keine vielseitige Musik machen. Ich höre zum
Beispiel daheim auch gern mal Klassik oder Hothouse-Flowers, Tom Petty, Tori
Amos und solche Geschichten. Natürlich zieh ich mir auch oft mal wüsten
Heavy-Metal rein und ich glaube dies ist bei den anderen Bandmitgliedern genauso.
MAS:
Apropos wüster Metal, habt ihr wegen der Black-Metal-Veräppelung "Der
kleine Vampir" schon mal irgendwelchen Ärger von Fans dieser Musikrichtung
bekommen, die ja bekannt dafür sind nicht sonderlich viel Spaß zu verstehen? (Was soll das denn heißen!? Ist hier jemand auf eine Gehaltskürzung aus? Anm.d.metallic-schwarzen Teils d.Red.)
VC:
Nein, überhaupt nicht.
MAS:
Verwirklicht ihr euch musikalisch noch irgendwo nebenbei, wie zum
Beispiel in einer Coverband oder beim jammen mit anderen Bands?
VC:
Höchstens privater Natur, denn viel Zeit bleibt für solche Sachen nicht,
da J.B.O ein Full-Time-Job ist. Auftritte wie zum Beispiel Hannes bei Justice
sind absolute Freizeitbeschäftigung.
MAS:
Was haltet ihr eigentlich von eurer heutigen Vorband Justice, die ihr
ja in fast jedem Booklet grüsst?
VC:
Ich bewundere Justice sehr, vor allem wie sie an ihrer Karriere
gebastelt haben. In ihrer schwierigsten Zeit spielte ja Hannes noch bei ihnen und
trug auch wesentlich mit dazu bei, dass Justice nun dort ist, wo sie heute stehen. Und
es ist wirklich eine saugeile Band, die ich mir total gerne anschaue. Mit dem
neuen Schlagzeuger von Justice hab ich ja auch schon in einer Coverband gespielt
und er is echt ein total genialer Drummer. Ich bin froh, dass er bei Justice
untergekommen ist.
MAS:
Was für eine Musik hast du mit deiner Coverband gespielt?
VC:
Metal, aber auch popmässige Sachen. Wir haben zum Beispiel auch U2
gespielt. Leider hat sich die Band nach einiger Zeit aufgelöst. Aber die vier
Jahre, die ich dort dabei war haben richtig Spaß gemacht.
MAS:
Danke für das Beantworten unserer Fragen. Wir wünschen viel Glück
und eine geniale Show heute Abend.
Wie sich die Neuen nun tatsächlich eingelebt haben, ob Vito nach dem harten
Interview noch fähig war aufzutreten und ob unsere Wünsche nach einer genialen
Show gefruchtet haben, könnt ihr in dem ausführlichen Konzertbericht in der
nächsten Ausgabe von Musik an sich lesen.
Das Interview führten Manuel Liebler und FrankH.
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