Tameera

My Mind (EP)


Info
Musikrichtung: Indie-Pop / R&B

VÖ: 25.06.2021

(Eigenproduktion / Artistfy)

Gesamtspielzeit: 20:21

Internet:

http://www.tameera-music.com


Mit einer Balladen-EP präsentiert sich Tameera erstmals einem größeren Publikum. Diese Einseitigkeit erweist sich als Fluch und Segen zugleich: Wenn einem der Sinn nach ruhigen Klängen steht, ist My Mind ein Genuss, der tiefe Gefühle auslösen kann. Die Wirkung kann so stark sein, dass die 23-Jährige einen im Innersten aufwühlt, bis die Tränen kommen. In einer solchen Stimmung erkennt man die Qualitäten der sechs komplett selbstkomponierten Songs sofort! Ist man beim ersten Kontakt jedoch nicht so drauf und hat gerade keine Antenne dafür, empfindet man die 20 Minuten leicht als zu gleichförmig, weil man die Abwechslung vermisst.

Andererseits: Außer der allgemeinen Feststellung, dass Tameeras Texte allesamt lesens- und nachdenkenswert sind, hat jemand, dem eine Zeile wie „Love me just the way I am, to dry my tears, not causing them“ („One Day“) aus dem Herzen und der Feder fließt, jedes noch so kleine Fitzelchen Aufmerksamkeit verdient, das man ihm/ihr zuteil werden lässt!

In jedem Fall jedoch zeigt jeder Song die gesanglichen Qualitäten der gebürtigen Paderbornerin, die am Institut für Musik in Osnabrück Popgesang studiert hat. Auch in dieser Hinsicht ist „One Day“ besonders beeindruckend ausgefallen. Großes Kino mit Sinn, Verstand und Leidenschaft!

Von der Musik her ist „Sleep“ das spannendste Stück auf My Mind. Der Einstieg erinnert an die Melodie einer Spieluhr, und die folgenden Klänge fesseln mit ihrem dynamischen Fluss und einer sich diesem mit viel Fingerspitzengefühl anpassenden Gesangslinie von Tameera. Sehr harmonisch und einfach schön!

Nach anfänglichen Schwierigkeiten (siehe oben) habe ich auf My Mind nach und nach immer mehr entdeckt. Und hatte nicht länger den Eindruck, es ginge bei dieser EP primär darum, Tameeras vokalistischen Fähigkeiten eine Plattform zu zimmern.
Was die Unterschiede der einzelnen Stücke zueinander betrifft, musste ich von Tabea – so lautet Tameeras richtiger Name – erst mit der Nase draufgestoßen werden, aber sie hat Recht: „One Day“ ist minimalistischer als das kraftvolle, elektronische „My Mind“. Dieser Titel und „In The Mirror“ wiederum sind flotter als der Rest dieser EP.

Die richtige Stimmung und den Willen, ein wenig Zeit zu investieren vorausgesetzt, gibt es auf My Mind gemessen an der kurzen Spielzeit doch einiges zu entdecken – weitaus mehr als man zunächst meint. Und die Songs verändern sich dadurch auch! Man nimmt sie insgesamt tatsächlich anders wahr! Dieser Moment, wenn das passiert, hat etwas Magisches!

Für ihren nächsten Release wünsche ich mir von Tameera dennoch mehr Variationen beim Tempo und der Ausgestaltung ihrer kreativen Ideen. Dass sie beim Ausmalen des Bildes von sich, ihrem Herzen und ihrer Seele mehr (Klang-)Farben verwendet! Und die verblüffenden Details in ihren Liedern sollte sie nicht mehr ganz so gut verstecken...
Wenn die Sängerin mehr Seiten von sich zeigt, kommt überdies ihr beeindruckendes stimmliches Vermögen noch viel besser zur Geltung! Das kann bei dem Talent ein Erlebnis der besonderen Art werden!



Michael Schübeler



Trackliste
1Remembrance3:24
2In The Mirror3:48
3My Mind3:12
4Sleep4:02
5One Day3:41
6Outro2:14
Besetzung

Tameera (Vocals)
Leo Steinhaus (Bass on “One Day”)



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