Michel Meis 4tet feat. Théo Ceccaldi
Kaboom
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Der Schlagzeuger Michel Meis zählt zur neuen Generation (Jahrgang 1989) von Jazzmusikern aus Luxemburg. Neben seinem eigenen Quartett, dem Michel Meis 4tet, spielt er in vielen anderen Formationen, in unterschiedlichen Genres, von Free Jazz/Electro über kammermusikalischem Jazz zu moderneren Richtungen.
Kaboom ist das zweite Album der Formation, mit dem Violinisten Théo Ceccaldi als Gast. So vielseitig, wie der Drummer musikalisch aktiv war, so spiegelt sich das auch auf Kaboom wider. "Full Pedal Jacket" wird bestimmt vom Zusammenspiel von Posaune, Violine und Piano, unterstützt durch einen Rhythmus, der gut und gern in die Jazz-Rock-Bewegung der Siebziger passen würde.
Positiv auffällig ist das dichte Zusammenspiel aller Akteure, dabei fällt der Posaunistin Alisa Klein eine aus meiner Sicht wichtige verbindende Stellung zu. Auch spielt Pianist Cédric Hanriot eine wichtige Rolle in der Gestaltung der einzelnen Songs, seine überraschenden Solo-Einwürfe sind stets die Würze.
Zwischen einigen Songs gibt es Miniaturen, bis auf #2 sind das Dialoge zweier Musiker. Zwar für sich allein ausgerichtet, empfinde ich aufgrund der jeweiligen sehr interessanten Ansätze das Verlangen, diese Miniaturen in Zukunft weiter ausgearbeitet zu sehen. Nun, als Zwischenspiele stehen sie jedoch auf jeden Fall wunderbar als jeweiliges Bindeglied treffend an der richtigen Stelle.
Sehr angenehm empfinde ich es, dass während der einzelnen Songs Spannung aufgebaut wird, die sich mittels der Arrangements stets aufbaut und wieder abflaut, was zur Folge hat, dass dadurch eine sehr große Flexibilität entsteht und jeden einzelnen Song mitunter zu einer kleinen Suite werden läßt. Verschiedene stilistische Mittel werden angewandt, viel Harmonie und Melodik eingeschlossen. Mitunter erkenne ich Anflüge von Musik, mit der einst Moritaten vorgeführt wurden, dann wiederum schimmert ein wenig Weill durch, aber auch Anklänge an "Escalator Over The Hill" von Bley/Haines vernehme ich.
Dazu bringt sich Théo Ceccaldi auf den fünf Tracks, bei denen er mitwirkt, stets kraftvoll und ideenreich zu Gehör, und auch dann erinnern mich Passagen an den Jazz Rock der Siebziger, an die Musik von Michal Urbaniak oder Jean-Luc Ponty beispielsweise. Aber auch arabische Anflüge werden ab und zu verarbeitet in einigen Titeln, zuletzt auch im Abschluss-Song "Re:build". Jedenfalls ist das große Plus das Zusammenwirken Aller, ihrer persönlichen Spielarten und der verschiedenen musikalischen Quellen, diese Musik ist aus einem Guss, einem ganz besonderen, der auf dem Boden des Jazz steht, sich aber auch stilistischen Neuerungen nie verschließt.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Full pedal jacket (8:44)
2 [hanriot] (1:15)
3 State of uncertainty (8:20)
4 [ceccaldi / goldbach] (1:01)
5 Kaboom (6:53)
6 Coming together (2:00)
7 She (7:09)
8 [goldbach / hanriot](1:04)
9 Red desert air (4:34)
10 [klein / meis](0:56)
11 Re:build (8:25)
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Besetzung |
Alisa Klein (trombone)
Cédric Hanriot (piano & Rhodes)
Stephan Goldbach (double bass)
Michel Meis (drums)
Théo Ceccaldi (violin - #1, 3, 4, 5, 11)
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