Fabrice Martinez, Laurent Bardainne & Thomas de Pourquery
Drôles de Dames
|
|
|
Und schon wieder bin ich auf der Suche. Auf der Suche nach einer Schublade. Nach einer Schublade, in die ich diese Musik stecken kann. Hinter dem Ganzen steckt der französische Saxophonist, Sänger und Komponist Thomas de Pourquery, bekannt als "New Prophet of Jazz". Mit zwei weiteren Musikern hat er das gemeinsame Album Drôles de Dames veröffentlicht.
Den Begriff "Drôles de Dames" kenne ich in Verbindung mit der US-amerikanischen Fernsehserie "Charlie's Angels". Ob und inwieweit diese Produktion damit in Verbindung gebracht werden sollte oder in Verbindung gebracht werden sollte, ist mir nicht bekannt. Darum lasse ich es einfach einmal so stehen und verweise auf die einleitenden Worte von Éric Delhaye im Booklet der CD.
Dort erzählt er von der 1977 ins Weltall gestarteten "Voyager"-Sonde, die eine goldene Platte mit Musik von Bach, von Chuck Berry ("Johnny B. Goode") und anderem Soundmaterial enthielt. Seine Frage, was uns wohl Außerirdische als Antwort schicken würden? Vielleicht diese CD von Fabrice Martinez, Laurent Bardainne & Thomas de Pourquery? So verweist Delhaye auf weitere Zusammenhänge mit filmischen oder musikalischen Beschäftigungen mit dem Weltall.
Nun, ein wenig kosmisch mutet es schon an, wenn der Synthesizer den ersten Song einleitet und darüber dann doch eine terristrisch erklingende Trompete ihren Anteil dazu beisteuert. Doch damit nicht genug - es erklingt dann auch noch die hauchende und befremdlich tönende Stimme von Thomas de Pourquery. In der Tat mag das nicht von dieser Welt stammen.
Und so reiht sich ein kleiner Soundtrack möglicher Odysseen durch die Welten des Alls nach dem anderen zu einem visionär klingenden Werk aneinander. Ambient Music, jazzige Phrasen, eine gequetscht klingende Trompete, die mit elektronischen Effekten über dem dichten Teppich von Synthesizern schwebt. Das erinnert mich doch tatsächlich auch an so manchen Song von Arve Henriksen und seiner Vorstellung von "Cosmic Creation", so ein Plattentitel.
Insgesamt tönt die Musik monumental, aber auch urzeitlich, wenn sich Gesangsfetzen, die aus der Frühzeit der Menschheit stammen könnten ("Time") in die Dichte der elektronischen Masse einmengen. "2001 - Odyssee im Weltraum", ein Soundtrack für eine Fortsetzung? Mangels klarer Strukturen der Songs stößt man vielmehr auf fliessende Interaktion der drei Beteiligten, mit spontan erscheinenden Improvisationen, die sich aber in der Regel dem Gesamten unterordnen.
An einige Musik aus Skandinavien, vorwiegend solche, wie sie von experimentellen Jazzern bekannt sind, erinnert es mich dann, wenn sich das Alt-Saxofon von de Pourquery in den Vordergrund schiebt. Doch auch dann bleibt es zumeist beim Ansatz, denn die hauptsächlich elektronisch ausgerichtete Musik verschlingt auch diesen in großen Happen. Und so bleibt im Vordergrund die stark futuristisch anmutende Ausrichtung, die stark an Filmmusik erinnert. Erst zum Schluss, mit "Antique Angels", scheint man sich weitestgehend wieder dem Planeten Erde angenähert zu haben, Saxofon und Trompete kommunizieren.
Nur - in welche Schublade steckt man das nun?
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Dancing in the Dark (Awaking of the White Night) (5:35)
2 Time (6:14)
3 The Sign part 1 (5:53)
4 The Sign part 2 (5:01)
5 The Sign part 3 (2:42)
6 Mr. Galaxy (4:58)
7 Night of the Strangler (2:32)
8 Magic Fire (5:21)
9 Antique Angels (3:15)
|
|
|
|
|
Besetzung |
Fabrice Martinez (trumpet, flugelhorn)
Laurent Bardainne (analogue synthesizer, tenorsaxophone)
Thomas de Pourquery (voice, alto saxophone)
|
|
|
|