Missing Waves
Post-Crash
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Die französische Band Missing Waves hat ihr Debüt Post-Crash bereits 2018 veröffentlicht. Da Daniel Palomo Vinuesa wohl mit Denis Frajerman befreundet ist, dessen letztes Album ich in der letzten Ausgabe besprochen habe, kontaktierte er mich mit der Bitte, doch eine Besprechung zu Ihrer Scheibe zu machen. In ihrem kurzen Infotext zum Album nimmt die 2014 gegründete Band den Mund ganz schön voll. Da geben sie als Einflüsse keine geringeren Künstler als Portishead, Robert Fripp, Kate Bush, Talk Talk, Björk und Robert Wyatt an.
Aber schon der erste Song zeigt, dass diese Richtungsangabe durchaus richtig ist. “Horizon“ ist wird von einem sanften Jazzschlagzeug und sanften und trippigen Beats angetrieben. Darüber liegen sehr melodisch arrangierte Sounds, die sich dann und wann mal als Blasinstrumente, ansonsten aber nicht näher definieren lassen. Das Keyboard gibt dem ganzen einen leichten Jazz-Anstrich.
“All is done“ liegt ein treibender programmierter Keyboardsound mit einem ebensolchen Schlagzeug zu Grunde. Hierüber türmen sich psychedelische Klänge mit schwerem Jazztouch, der durch Keyboards und das saugeile Saxophon verursacht wird. Dazu gibt es wieder die leicht abgehobene weibliche Stimme, die mich manchmal (ebenso wie der blubbernde Sound) an die späten Third and the Mortal erinnert. Dieser Eindruck wird durch die eingebauten Fieldrecordings und Sprachsampels nochmals verstärkt.
“Are We Like Clouds?“ beginnt mit einem für die späten Talk-Talk-typischen Schlagzeug- / Perkussionsintro. Darüber schraubt sich ein melodisches Gemisch aus verschiedenen Blasinstrumenten. Der Gesang erklingt in verschiedenen Tonspuren über- und nebeneinander. So entsteht tatsächlich ein Song der so prima von David Sylvian mit Robert Fripp und der Talk-Talk-Rhythmustruppe hätte eingespielt werden können. Zauberhaft.
Und so geht es weiter. Die Band reiht acht unglaubliche Post-Jazz-Pop-Perlen aneinander, die alle mit innovativen und überraschenden Momenten daherkommen. Meistens sind es melancholische, ruhigere Stücke, aber in “Flying Cats“ z.B. changiert es auch mal zwischen Ballade und zickigem New Wave.
Einen wunderbaren Abschluss findet das Album in der Coverversion vom The-Cure-Klassiker “Boys don't cry“. So einen Klassiker zu Covern kann eigentlich nur schiefgehen, es sei denn man macht sich den Song zu eigen und dementsprechend etwas völlig anderes, kreatives daraus. Und das machen die Missing Waves. Eröffnet von Babygeschrei ertönt dann die berühmte Melodie im Klang einer Kinderspieluhr. So ist natürlich das Tempo ein wenig reduziert, darüber kommt die träumerische Stimme. Ein sanfter elektronischer Bass und Perkussion setzen ein und treiben das Ganze weiter. Das einsetzende Cello ist einfach nur traumhaft. Im zweiten Teil nimmt das Ganze dann Fahrt auf, die Spieluhr verschwindet und ein kleiner jazziger Ausbruch über dem pumpenden Bass bildet das Finale. So geht Coverversion!
Die Missing Waves haben hier ein sackstarkes Erstlingswerk vorgelegt das hoffentlich den verdienten Respekt und Erfolg einfahren wird.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Horizon | 3:04 |
2 |
All Is Done | 5:14 |
3 |
Are We Like Clouds? | 4:35 |
4 |
Bassékilendo | 4:25 |
5 |
Where Are You? | 3:23 |
6 |
Flying Cats | 4:25 |
7 |
Les Îles Et Les Lacs | 4:16 |
8 |
Là-Haut | 5:38 |
9 |
Boys Don't Cry | 4:55 |
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Besetzung |
Marie-Catherine Mossé: Gesang, Elektronik, Keyboards
Daniel Palomo Vinuesa: Windinstrumente, Scheren, Bürsten
Nabil Bouteldja: Schlagzeug und Perkussion
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