Hashima
The Haywain
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Heute führt uns die musikalische Reise nach Serbien. The Haywain ist das zweite Album der Band Hashima. Der Titel der Platte bezieht sich auf ein Gemälde von Hieronymus Bosch. Im Booklet wird ausgeführt, welcher verschiedenen Quellen man sich bedient hat zur Gestaltung dieser sehr individuell ausgerichteten Musik. Da liest man etwas von Neuer Musik, klassizistischen Elementen, Avantgarde, Lyrik und Folk des Balkans. Inspirationen sollen bestehen von Wayne Shorter, John Zorn, Igor Stravinsky und Pink Floyd, dazu aus freien Improvisationen, Post Rock und Folklore.
Nun, man kann sich hinsichtlich dessen natürlich eine abenteuerliche Mixtur vorstellen. Doch so wild durcheinander wird es dann doch nicht. Vorweg, das vielleicht interessanteste Stück ist zugleich das längste, “Dance No. 5“, das erste dazu. Ausgefüllt wird es in positivem Sinne ganz besonders vom Einsatz der Trompete, gespielt durch die portugiesische Musikerin Susanna Santos Silva. Mit einem Sound, etwas angelehnt an die Ausstrahlung von Tomasz Stanko oder Enrico Rava, gestaltet sie mit ihrem Instrument eine ausdrucksstarke Fläche aus nahezu freien Stil-Elementen gepaart mit folkloristischen Einschüben. Da die Musik so gar nicht swingt im rhythmischen Unterboden, zielt die Musik eher auf avantgardistischen Rock Jazz ab als das sie in Jazzgefilde treiben würde.
Hinter der Trompete rumort der Gitarrist mächtig und wirbelt seinen Sound quirlig durch die Szenerie, er unterfüttert alles regelrecht und nähert sich mitunter an die wilde Spielweise eines Sonny Sharrock an. Im Laufe des langen Songs, etwa ab Minute sechs, scheint er zu explodieren, nur der Drummer bleibt, stoisch rhythmusgebend, weitestgehend ruhig. Jede Menge Druck wird aufgebaut, die Hörernerven werden gefordert, bis sich die Anspannung wieder löst und lyrische Momente des Gitarristen freigibt. Erst zum Schluss kommt man auf ein vermeintliches Thema zurück und bringt den Song harmonisch zum Ende. Ja, ein echtes Highlight!
Der akustische Bass leitet “Iris Of The Eye“ ein und man wähnt sich bereits im Jazz, und tatsächlich fließt die Stimmung angenehm ruhig und verspielt dahin, bis es dann doch tatsächlich zum Swingen anhebt und einige der jazzigsten Momente der Platte freigibt, aber nicht ohne den Fusion-Gedanken aus den Augen zu verlieren. Und so ist auch dieser Song recht fordernd beim Hören.
Die drei letzten Titel sind Teile einer Suite, “The Haywain Triptych“, also noch einmal explizit auf Bosch bezogen. Kunst in Form von Malerei und Musik fließen also nun zusammen. War Bosch’s Werk bereits schwierig zu deuten, so findet das nun in der Begegnung mit Hashima seine Fortsetzung. Dämonen und Fabelwesen scheinen nun auch durch die Szenerie dieser Suite zu fliegen und die Band zu inspirieren. Der Aufbau findet langsam statt und wirkt mitunter bedrohlich und mystisch, gestrichener Bass, Saxofon-Fetzen, Unruhe und so etwas wie Spiritualität scheinen das Bild des Triptychons malen zu wollen. Sehr frei wird es erneut im letzten Teil, “Satantango“.
Ein Vergleich zu anderen Bands fällt mir in dieser Art partout nicht ein, so dass ich der Band attestieren muss, ein stark individuell geprägtes Auftreten geschaffen zu haben. Es ist faszinierend, diese ständige Gratwanderung zwischen Fusion, Rock Jazz und bisweilen Elementen des Prog Rock (King Crimson???) verarbeiten zu müssen. Daher – bitte, liebe Proggies, auch mal ein Ohr riskieren!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Dance No.3 (11:02)
2 Iris Of The Eye (7:18)
The Haywain Triptych:
3 Ray Of The Microcosm (6:24)
4 The Haywain (5:15)
5 Satantango (9:27)
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Besetzung |
Igor Miškovic (guitar)
Vanja Todorovic (double bass)
Aleksander Hristic (drums)
Srdan Mijalkovic (tenor saxophone)
Susana Santos Silva (trumpet- #1)
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