Iniative H
Broken Land
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Eine satte Bläserwand, ein verspieltes Arrangement im Umfeld von Rock, Jazz und Melodramatik à la Willem Breuker, dieses zeichnet bereits den eröffnenden Titelsong aus, Broken Land ist das dritte Werk der französischen Bigband Iniative H, und bietet eine Suite besonderen Zuschnitts. Auf zwei Songs (#1, 9) wird die Klangwand noch durch die Vokalbeiträge von La Lauzeta angereichert. Auch “Signes“ startet wie ein Stück im Gewand einer Moritat, ein wenig verspielt in Richtung Kurt Weill, gleichzeitig stelle ich mir auch durchaus einen ablaufenden Film vor, mit dieser Musik als Soundtrack. Zunächst wäre das kein heiterer Film, keine Komödie, eher ein Drama, oder etwas, das von der Problematik des Lebens handelt, nicht von Broken Land, sondern eher von “Broken Souls“.
Die Band wurde im Jahre 2012 vom Saxofonisten David Haudrechy gegründet, mit der Absicht, Musik zu schaffen, die Elemente verschiedener Genres fusionieren sollte, als da wären Jazz, Rock, elektronische Musik, Musik des 20. Jahrhunderts. Auf hohem Energielevel ist dieses gelungen, denn wir hören nicht die übliche Herangehensweise einer Big Band, gleichwohl mit der immensen Kraft einer solchen. Klare Akzente setzt an den richtigen Stellen die E-Gitarre, die eine stark emotionale rockgeprägte Stellung einnimmt. Dabei integrieren sich die Gitarre und die Bläser nicht unbedingt, spielen aber auch nicht gegeneinander, denn ich staune, wie dieses scheinbare Nebeneinander doch verschmilzt und nebenher existiert. Mitunter tauchen immer wieder Elemente aus der Anfangszeit des Jazz Rock oder des experimentellen Rocks auf, so assoziiere ich Soft Machine (Anfang der 70er), Centipede, King Crimson, aber auch Anklänge an die großartige Schöpfung von Carla Bley und Paul Haines. (“Escalator Over The Hill“).
Auch die übrigen Solisten spielen recht „frech“ auf, so sind auch die Soli nicht solche, die man innerhalb anderer Big Band-Formate kennen gelernt hat. Jeder Solist versucht sich zu lösen und einen möglichst hohen Grad an Individualität einzubringen. Mitunter fließt die Stimmung gar dahin, so dass man das Gefühl hat, man befände sich inmitten einer Platte von Pink Floyd. (“Just Dust“) Mithin ist es den Franzosen gelungen, eine meisterliche Vorstellung auf hohem Niveau, sowohl kompositorisch als auch hinsichtlich der Arrangements zu schaffen, und darüber hinaus lässt auch die Interpretation keine Wünsche offen, sofern man natürlich, und dass muss ich voraussetzen, gewillt ist, sich dieser sehr komplexen und teilweise kompliziert wirkenden Musik zu öffnen. Aber dann wird man belohnt, mit Klangreichtum und Spielfreude, mit in Klang umgesetzte Abenteuerlust und Spielwitz. So sollte man auf das Unerwartete gefasst sein und sich fallen lassen, ganz frei und ohne Vorurteile, denn die haben hier nichts zu suchen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Broken Land (7:54)
2 Signes (6:54)
3 The Point Of No Return (4:47)
4 Just Dust (7:59)
5 Far West (4:27)
6 Fun Kills (6:04)
7 Failure (6:06)
8 Trouble (4:14)
9 Polaroid (5:35)
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Besetzung |
David Haudrechy (soprano saxophone, composer, direction, voice, additional sound)
Ferdinand Doumerc (alto saxophone, flute)
Gaël Pautric (baritone saxophone, bass clarinet)
Nicolas Gardel (trumpet)
Cyril Latour (trumpet)
Olivier Sabatier (trombone, additional sound)
Lionel Segui (bass trombone)
Amaury Faye (piano, Rhodes)
Olivier Cussac (synthesizer)
Florent Hortal (guitar)
Pascal Celma (electric bass)
Pierre Pollet (drums)
Florent « Pepino » Tisseyre (percussions)
La Lauzeta (vocals - #1 & 9)
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