Musik an sich


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MUSIC FOR A WHILE ...




Info
Künstler: Sabadus, Valer (Purcell, H. / Matteis, N. / Dowland, J.)

Zeit: 17.06.2016

Ort: Globe Theatre / Neuss

Besucher: Ausverkauft

Veranstalter: Shakespeare Festival

Fotograf: Sven Kerkhoff


So lautet der Titel eines der berühmtesten Werke von Henry Purcell, die der Countertenor Valer Sabadus beim diesjährigen Neusser Shakespeare-Festival im intimen Rahmen des dort nachgebauten Globe Theatres aufgeführt hat. Das Publikum war sich am Ende des rund zwei Stunden währenden Programms einig, dass diese Musik "for a while", bei der unter anderem noch Lautenlieder von John Dowland sowie ensemblebegleitete Kleinodien von Nicola Matteis zu Gehör gebracht wurden, so schnell nicht enden soll, und so gab es dieses Stück auch noch mal als Zugabe.

Gleich mehrfach konnte man an diesem Abend Momente erleben, bei denen der Titel des Programms To touch - to kiss - to die sich verwirklichte: Sei es durch die musikalische Intensität, mit der die Musik und die Darbietung berührten. Oder sei es in der barocken Klang-Sinnlichkeit, die die meist amourös aufgeladenen Texte der Stücke perfekt widerspiegelte. Und nicht zuletzt lag über vielen Werke eine ganz eigene Melancholie, vor allem aber über den Dowland-Songs - sie waren einfach "zum Sterben" schön. Dass es dabei zwischendurch kräftig regnete und das Wasser durch die Regenrinnen rauschte, störte den Vortrag nicht, sondern vertiefte eher die elegische Stimmung (zum Glück hat der Neusser Nachbau des Globe ein wasserdichtes Dach!).

Dabei bedurfte es nur weniger Mittel, um den Hörer durch alle möglich Gefühlszustände zu führen: Zu Sabdus' exquisitem, fein timbrierten Countertenor gesellten sich eine Laute (Axel Wolff), eine Gambe bzw. ein Cello (Pavel Serbin) und ein Cembalo (Olga Watts). In wechselnden Kombinationen illuminierten die Instrumentalisten die vokalen Miniaturen; bei den solistischen Vor- und Zwischenspielen zeigten die Künstler zudem, dass sie dem Vokalsolisten des Abends in punkto Ausdruckskraft und Virtuosität in Nichts nachstehen (und dies trotz der angesichts der Luftfeuchtigkeit intonatorisch nicht ganz optimalen Bedingungen).

Valer Sabadus selbst berührte die Hörer gleich von der ersten Note an. Kunstvoll hielt er die Balance zwischen einem ausdrucksvollen, hörbar am barocken Operngenre geschulten Gesang und einem subtilen, nach innen gekehrten Ton. Die Melodien hüllte er in den leuchtenden, niemals angestrengt wirkenden Klang seiner Stimme, lies einzelne Töne dabei mit einem erlesenem Messa di Voce aufblühen. Dass die englischen Texte mitunter wenig verständlich waren, fiel angesichts von so viel Kunstfertigkeit zunächst kaum auf; auf der einer 2013 beim Label Oehms Classics erschienenen CD mit gleichem Titel ist die Artikulation doch um einiges deutlicher zu vernehmen. Also: Wer nicht die Möglichkeit hatte, das Programm live zu erleben, dem bleibt zum Glück die Gelegenheit, zumindest ein Abbild davon in bester Studioqualität zu hören. Allerdings ohne die italienische Händel-Kantate Dolcè pur d'amor L'affano, mit der Sabadus das offizielle Programm an diesem Abend sehr berührend beschloss.


Georg Henkel



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