Musik an sich


Reviews
Scala & Kolacny Brothers

Solstice


Info
Musikrichtung: Chormusik/Pop

VÖ: 24.06.2016

(ATCO)

Gesamtspielzeit: 75:54

Internet:

http://www.scalachoir.com/
http://www.scala-chor.de/
http://www.medienagentur-hh.de/


Scala, das ist ein Chor aus Belgien, der sich zusammensetzt aus Mädchen und Frauen im Teen-und Twen-Alter. Die Kolacny Brothers, das sind der Dirigent Stijn Kolacny und der Pianist Steven Kolacny. 1996 gründete sich diese Einrichtung, ein Chor, der anfänglich klassische Stücke interpretierte, hauptsächlich aber bekannt wurde durch Adaptionen bekannter Songs aus dem Bereich der Pop- und Rockmusik. Bereits viele Auszeichnungen hat es gegeben, und nun liegt zum 20-jährigen Bestehen ein neues Album vor. Das Programm besteht aus 20 Coverversionen, die jeweiligen Originalinterpreten habe ich hinter die Titel in Klammern gesetzt.

Nun, wenn ich Meinungen zu dieser Formation lese und dem Pressetext Glauben schenken darf, dann erwartet mich beim Hören offensichtlich Großartiges. Denn ich lese von dramatischen Interpretationen populärer Songs, von kraftvollen Gesangsarrangements, von Songs, die in einem neuen, klanggewaltigen Chorgewand erstrahlen, und von engelsgleichem, stimmgewaltigem Gesang. Leider scheint die falsche CD in der Verpackung zu sein, denn diese Einschätzungen kann ich anhand dieser Studioeinspielungen nicht nachvollziehen. Jedenfalls höre ich die Musik anders.
Ein verstorbener Freund bezeichnete einst einen lokalen Gospelchor als einen wilden Haufen kreischender Hausfrauen. Dieser wilde Haufen mit gelebter Emotion wäre mir schon fast lieber als dieser oft emotionslos vorgetragene gleichförmige Gesang ohne Ecken und Kanten.

Ja, die Versammlung junger Stimmen, die sicher mit glockenhellem Klange erschallen, erscheint mir so, als wären Beruhigungsmittel an die Mitglieder verteilt worden, und man habe Mühe, den Mund vollständig zu öffnen, um zu singen. Fast anteilnahmslos werden die meisten Songs vorgetragen.
Mitunter mag das passen, zum Beispiel bei „“The One I Love“ von R.E.M., diese Version gefällt mir sogar sehr gut, das ist insofern mein persönlicher Hit der Platte und ein kleines Trostpflaster.

Und so scheint die Aneinanderreihung der Stimmen auch fast zu einem einstimmigen Klanggebilde festgezurrt, es gibt kaum Höhepunkte einzelner Sänger, die sich einmal lösen aus dem Ganzen. So wirkt der Gesang oft recht gleichförmig, aus einem Guss. Nun, letztlich soll meine Kritik nicht den Erfolg der Formation in Zweifel stellen, doch mein subjektiver Höreindruck erlaubt es nicht, in Euphorie zu verfallen.
Interessant ist es sicher allemal, wie auf ungewöhnliche Weise, und zwar manchmal derart stark, dass man sie nicht mehr erkennen kann, bekannte Originale interpretiert werden.

“Cloudbusting“ von Kate Bush, ein Song, den ich sehr liebe, gehört zu den Negativbeispielen, denn hier klappt es gar nicht, eine gewisse Stimmung zu erzeugen, die vom Hocker hebt oder emotional aufwühlt. Auch “Fat Bottomed Girls“ von Queen hätte man sich sparen sollen, das klingt für mich sogar recht amateurhaft. Alle anderen Coverversionen möge doch bitte jede/r für sich selbst beurteilen, ich spare mir weitere Beispiele.
Süß sind sie sicher alle, die Mädels, und ganz süß, so wie Sirup, ist auch die Musik, aber Sirup ist auch zähflüssig und hieran sollte vielleicht noch gearbeitet werden, vielleicht klappt es nächstes Mal flexibler und fließender...



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Boys Don’t Cry (3:49) (The Cure)
2 Sweet dreams (Are Made of This) (4:51) (Eurythmics)
3 All of Me (4:23) (John Legend)
4 Crash Into Me (4:58( (Dave Matthews Band)
5 Cloudbusting (2:55) (Kate Bush)
6 Fat Bottomed Girls (2:39) (Queen)
7 Heroes (3:19) (David Bowie)
8 Hungry Heart (3:26) (Bruce Springsteen)
9 Survival (3:01) (Muse)
10 Dirty Diana (5:25) (Michael Jackson)
11 The One I Love (2:57) (R.E.M.)
12 Piggy (4:34) (Nine Inch Nails)
13 Strong Enough (2:46) (Sheryl Crow)
14 Wake Me Up When September Ends (3:48) (Green Day)
15 Womanizer (3:02) (Britney Spears)
16 Follow You, Follow Me (3:28) (Genesis)
17 In The Air Tonight (3:25) (Phil Collins)
18 Barbie Girl (3:58) (Aqua)
19 I Don’t Like Mondays (4:22) (The Boomtown Rats)
20 Black Hole Sun (4:39) (Soundgarden)
Besetzung

Stijn Kolacny (conductor)
Steven Kolacny (piano, arrangements)
Scala (choir voices)



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