Der große Moralist meldet sich zu Wort – mit dem gewohnten Mix aus deutlichen politischen Worten und poetisch literarischen Texten. Vorgetragen oft mit Pathos - besonders in den Stücken, in denen er mehr spricht als singt. So spannt sich der Bogen von dem eröffnenden Pazifismus-Bekenntnis, bei dem man sehnsüchtig denkt, ja auch ich möchte noch mal 17 sein, und dem betulich gefühligen „Meine Kinder“.
Seine großen Stärken spielt Wecker nur vereinzelt aus. Die Highlights kommen zum Schluss. Das lebensfroh tänzerische „Heiliger Tanz“ kommt endlich mal ohne moralischen Zeigefinger und gewinnt durch die weibliche Duettpartnerin eine zusätzliche Dimension. Und in der „Revolution“ kocht Wecker zu der rockenden Power auf, die ihn aus dem Gros der Liedermacher deutlich heraus hebt. Die 2015er Version von „Willi“ kommt zwar nicht einmal ansatzweise an das Original heran, nimmt die Vorlage aber gut auf.
Kein Highlight in Weckers Katalog, aber ein Scheibe, die (im guten Sinne?) von gestern ist und daher das Heute manchmal mit Maßstäben misst, die nicht mehr so ganz passen.