"Chaos Rockzone" mit Lem Motlow, Dune Pilot und Black Voodoo Train
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Auf Anfrage bei Lem Motlow (mehr dazu siehe unser Interview), wann denn in Kürze ein Live-Konzert stattfindet bekomme ich den Termin im Sunny. Das Sunny Red gehört zum Feierwerk und befindet sich in der Nähe der Theresienwiese direkt in München. Der Club ist der Hammer! Auf der Toilette ist kein Millimeter mehr zu sehen ohne Aufkleber, Sprüche oder ähnliches. Die Leute hier sind sehr relaxt und geben dem Laden ein besonderes Flair.
Die erste Band BLACK VOODOO TRAIN spielt bereits, als wir den Club betreten. Die Band aus München bezeichnet ihren Stil als „Psyched Stoner Rock“. Ich brauche ein bisschen bis ich kapiere, was die Jungs auf der Bühne überhaupt abziehen. Für diese Art von Musik muss man sich definitiv Zeit lassen und Zeit nehmen. Musikalisch ist das Trio jedoch voll auf der Höhe und spielt sich selber in einen (Spiel-)Rausch. Wahnsinn, wie die sich in ihren Songs regelrecht verlieren! Allerdings fehlt mir hier ein bisschen der Kontakt zum Publikum. Die Jungs spielen doch eher für sich. Außerdem singt hier keiner, die Band spielt nur instrumental. Das hat sicher auch seinen Reiz, mir würde jedoch ein Sänger gut gefallen. Aber: Es lohnt sich, die Drei mal live anzuchecken. Es ist durchaus etwas Besonders und eher Seltenes, was man hier zu hören bekommt. Am besten geht mal auf ihre Homepage und hört Euch ein paar Songs an. Immerhin haben sie mit Cosmic Sessions erst ein eigenes Album veröffentlicht, dass sie an dem Abend auf Vinyl verkaufen. Einziger Kritikpunkt: Der Sound ist viel zu schwammig und zu laut!
DUNE PILOT ist da wieder eine andere Art von Musik. Hier sind vier Berserker auf der Bühne, die sich dem Genre Stoner Rock verschrieben haben. Auch diese Band hat mit dem Album „Wetlands“ kürzlich ihre Debüt-CD veröffentlicht. Hier ist der Sound gefühlt noch lauter und unglaublich aggressiv. Die Band entzündet ein wahres Live-Feuerwerk, dem man sich nicht entziehen kann. Sänger Chris erinnert mich ein bisschen an Phil Anselmo von Pantera. Er singt mit viel Power und Leidenschaft. Die Art der Musik ist so gar nicht meine Hausnummer. Aber das was das Quartett hier abzieht, nötigt mir meinen vollsten Respekt ab. Mehr Einsatz kann man auf der Bühne fast nicht bringen. Die Musik kommt in dem Club sehr gut an. Chris heizt sehr häufig das Publikum an und freut sich tierisch, wenn das dann auch funktioniert. Die restliche Band spielt wie aus einem Guss. Besonders beeindruckt mich der Bassist Andris, der mit einer Art Rickenbacker-Bass spielt und damit einen sehr eindrucksvollen Sound abliefert. Zusammen mit Schlagzeuger SH sorgt er für einen bedrohlichen Drive, den Gittarist Georg mit seinen Riffs untermauert. Nach fast einer Stunde beenden die Vier dann das Konzert. Das Publikum ist begeistert und feiert die Band. In meinen Augen völlig zu Recht. Mich hat der Gig wirklich schwer beeindruckt!
Nun komme LEM MOTLOW. Wegen dieser Band habe ich mich überhaupt erst auf den Weg nach München gemacht. Nach einer kurzen Pause, die wirklich nur zum Umbauen genutzt wird, legt die Truppe los. Alle Musiker kommen mir von der CD her bekannt vor - außer der Sänger. Wie mir Gitarrist Jakob später mitteilt, handelt es sich um den neuen Sänger Sebastian Schweyer. Bis auf ihn ist es noch komplett die Besetzung, die das fantastische Debüt-Album abgeliefert hat. Von dem damaligen Sänger Toni Sarcinella hat sich die Band im Guten getrennt, da er zukünftig in Hamburg studiert. Hier ist der Weg zu den Bandproben dann doch ein bisschen zu weit.
Gleich vom Start weg gefällt mir der hervorragende Gitarrensound, der mit zwei Gibson SG-Gitarren sofort an Angus Young und Co. erinnert. Gitarrist Michael Wagner und Jakob Betke ergänzen sich hervorragend und bilden ein wirklich herausragendes Gespann, das sämtliche Spielarten wie Blues und Rock’n‘Roll bestens beherrscht. Am besten gefällt mir der neue Song „Rosie ain’t got the blues“, bei dem Jakob Betke sogar eine richtig feine Slide-Gitarre hören lässt. Bassist Erwin Kulinyak bildet mit Julian Schmitzberger ein bombensicheres Rhythmusduo, das einen staubtrockenen Sound hinlegt. Diese beiden sorgen dafür, dass die Songs so erdig klingen, wie ich es von der CD her kenne.
Sänger Sebastian Schweyer hat am Anfang kein Glück. Erst ist der Monitorsound ein bisschen zu leise, dann lässt ihn der Mischer des Clubs im Stich. Seine Stimme gehört normalerweise viel lauter gedreht. So müht er sich redlich ab, aber kann sein wahres Können zumindest zu Beginn leider nicht zeigen. Ich habe das Gefühl, dass er sich davon ein bisschen verunsichern lässt. Das sollte er aber nicht. Seine Stimme hört sich sehr gut an und erinnert mich an den frühen David Coverdale, der seinerzeit bei Deep Purple und später bei Whitesnake gesungen hat. Mit ihm hat die Band immerhin das Finale des Rockavaria-Contests gewonnen. Einziger Kritikpunkt: Er sollte sich ein bisschen ein verwegeneres Outfit zulegen, das zu dem Stil der Musik besser passt.
Mich irritiert ein bisschen, dass die Band sehr viele Songs spielt, die gar nicht auf ihrem Debüt-Album enthalten sind. Genaugenommen sind es mit „All I Need“, „Crying Eye“ und „Mojo Man“ nur drei Songs. Die neuen Stücke sind qualitativ ebenfalls sehr hochwertig, mir jedoch leider unbekannt. Das trübt den Hörgenuss ein wenig, ist jedoch nicht weiter tragisch. Man merkt, dass sich die Band etwas von dem Sound und dem Stil des ersten Albums verabschiedet und neue Sachen ausprobieren möchte. Sebastian Schweyers Stimme ist auch eher die eines Bluesers. Von daher tut die Band gut daran, hier die neuen Songs auf seine Stimme zu zuschneiden. Die Stimmung im Club ist sehr gut. Etliche Besucher tanzen und einige kennen einen Großteil der Songs. Leider ist die Luft so schlecht, dass ich mir schwertue noch viel mitzubekommen. Der Sauerstoffanteil liegt hier deutlich über der Schmerzgrenze. „Mojo Man“ kommt für mich erwartungsgemäß sehr gut an und ist wahrscheinlich der bekannteste Song. Mit dem abschließenden „Blues In E“ ist das Konzert nach einer knappen Stunde leider auch schon zu Ende.
Ich finde die Band live sehr gut und bin gespannt, wie sich das neue Album anhört. Wie mir Gitarrist Jakob mitgeteilt hat plant die Band derzeit eine neue CD, die wahrscheinlich im Herbst erscheint. Außerdem soll im September/Oktober eine Tour durch Deutschland und Österreich stattfinden. Wenn ihr die Möglichkeit habt, Euch die Truppe mal anzuschauen, dann tut es. Und wenn ihr ein richtig gutes Rock n Roll-Album abgreifen wollt: Testet mal die Debüt-Scheibe. Das Teil rockt definitiv!
Setlist Lem Motlow:
1. Believe
2. Intro
3. Far from home
4. Rosie ain’t got the blues
5. Put Your Money (Where Your Mouth Is)
6. All I Need
7. Let It Roll
8. Wicked Eyes
9. I Can See
10. Crying Eye
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11. Mojo Man
12. Blues in E
Stefan Graßl
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