An einem schwülen Freitag, dem 13. in München: Black Sabbath
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Black Sabbath, die Väter des Heavy Metal haben für dieses Jahr einige Konzerte in Deutschland angekündigt. Für mich als alter Sabbath-Maniac ein Pflichttermin, wenn ich auch über die Höhe der Ticketpreise geschimpft und lange überlegt habe, ob ich mir eine Karte kaufen soll. Die Tour verlief bislang sehr erfolgreich, der Auftritt in Berlin ist bereits Wochen vorher restlos ausverkauft. Der Münchener Königsplatz wird schon am Nachmittag durch Horden von Metal-Fans unterschiedlichen Alters förmlich überschwemmt. Es ist der schiere Wahnsinn, welche Massen diese Band immer noch mobilisiert. Es sind auch sehr viele junge Fans mit dabei, was mich am allermeisten freut. Ein Zeichen dafür, dass diese Musik auch unter den jungen Rockfans ihre Anhänger findet. Der Königsplatz befindet sich in Gehweite des Münchener Hauptbahnhofs und bietet ein tolles Ambiente für ein Open-Air-Konzert. Merchandise wird natürlich auch verkauft. T-Shirts gehen für ca. 35 Euro über den Ladentisch, wovon etliche gekauft werden. Den Abschuss liefert jedoch ein Tourplakat mit den Original-Unterschriften der Band für satte 120 Euro! Aber gut, Ozzy und Co. müssen ja schließlich auch von was leben. Und: Man muss es ja nicht kaufen.
Soundgarden eröffnen an diesem Abend für Black Sabbath. Allerdings kommt ihnen gleich zu Beginn der recht schwammige Sound in die Quere, der den Hörgenuss deutlich mildert. Die Combo um Sänger und Gitarrist Chris Cornell spielt sehr aggressiv und schleudert ihre Songs recht brachial ins Publikum. Zwischen den Liedern bekommt die Band mäßigen Applaus, Begeisterung kommt jedoch nicht auf. Die Musik ist natürlich Geschmacksache und ein Großteil ist doch eher wegen Black Sabbath gekommen. „Black Hole Sun“ kennen die meisten, hier fällt der Beifall am größten aus. Der Gesang von Chris Cornell ist an dem Abend leider nicht sehr gut zu hören. Man hört manchmal ein ziemliches Gekreische, das sich aber nicht besonders toll anhört. Soundgarden widmen den letzten Song der Hauptband und verabschieden sich nach einer Stunde vom Münchener Publikum. Für Fans von Soundgarden war dies sicherlich eine tolle Sache, mir hat der Auftritt nicht so gut gefallen.
Setlist Soundgarden:
Jesus Christ Pose
Spoonman
Rusty Cage
Outshined
Black Hole Sun
My Wave
The Day I Tried to Live
Superunknown
Fell on Black Days
Beyond the Wheel
Der Veranstalter hat vor der Bühne Wellenbrecher aufgestellt, die nur von Fans mit Armbändchen betreten werden dürfen. Von daher kommt kein Gedränge auf, was wirklich sehr angenehm ist. Die Bühne ist absolut spartanisch ausgestattet. Es sind im Gegensatz zu der Tour mit Ronnie James Dio als Heaven and Hell keine „Höllenhunde“ oder ähnliches zu finden. Leider hat man sich auch die mittlerweile obligatorischen Leinwände links und rechts gespart - lediglich in der Bühnenmitte sind welche postiert. Bei der Größe des Publikums und des Eintrittspreises wäre das sicherlich angebracht gewesen.
Jetzt steigt die Spannung und viele Fans, die sich bisher im hinteren Teil des Areals aufgehalten haben, bewegen sich nach vorne. Um Punkt 21 Uhr hört man Ozzy ins Mikro rufen und die Fliegersirenen kündigen das Ereignis an. Der Vorhang fällt und die Altmeister höchstpersönlich stehen auf der Bühne! Die brachialen Riffs von „War Pigs“ fahren knallhart in die Magengrube und das Spektakel beginnt. Links steht Bassmonster Geezer Butler wie ein Fels in der Brandung und haut mit Wucht und Präzision seine Bassläufe unter das Volk. Im Hintergrund sitzt Schlagzeuger Tommy Clufetos, der wie ein Irrer auf sein Arbeitsgerät eindrischt und den drei restlichen Recken mächtig Dampf macht. Rechts steht Tony Iommi, der sich kaum bewegt, aber die tonnenschweren Riffs wie flüssige Lava in die Menge gießt. Und in der Mitte steht die Legende Ozzy Osbourne, der gleich von Beginn an Kontakt zum Publikum sucht und die Menge anheizt. Gesanglich passt alles, Ozzy hält durch und lässt es sich nicht nehmen, auf der Bühne kreuz und quer herum zu laufen und in regelmäßigen Abständen Wassereimer in die ersten Reihen zu gießen. Viele der Songs werden mit etlichen Hintergrundeinspielungen gefüttert und vermitteln so den Eindruck eines Videos. An sich eine gute Idee, es lenkt zumindest mich sehr von der Musik ab.
Die Stimmung ist nach dem ersten Song eher verhalten, was mich doch etwas wundert. „Under The Sun“ ist der schiere Wahnsinn. Der düstere Song wird mit grausigen Filmsequenzen aus Horrorfilmen, Exorzismen usw. untermalt und sorgt beim Publikum für offene Münder. Am Ende erscheint groß und breit Kardinal Joseph Ratzinger, besser bekannt als Papst Benedikt XVI. auf der Leinwand. Nach dem Song ist es fast still im Publikum, das hat viele geschockt. Ozzy macht ein paar Ansagen, die man aufgrund seiner undeutlichen Aussprache jedoch kaum versteht. Es werden etliche Songs des neuen Albums 13 gespielt, die allesamt sehr gut ankommen und sich absolut problemlos in die Klassiker-Liste der Band einreihen. Bei „Black Sabbath“ hat man das Gefühl, dass es auf der Bühne regnet. Als dann die Glocke einsetzt, ist die Stimmung nahezu magisch.
Das Zusammenspiel der Musiker auf der Bühne ist sehr exakt. Tommy Clufetos hält den Laden im Griff und beweist bei einem Wahnsinns-Drum-Solo, dass er ein Meister seines Fachs ist. Ozzy singt überraschend gut, lediglich bei ein paar Songs ist er manchmal etwas neben der Spur. Doch bei seinem Laufpensum ist das durchaus noch im Rahmen. Tony Iommi merkt man seine Erkrankung zu keiner Sekunde an. Er spielt unspektakulär, aber sehr effektiv und lacht sogar ab und zu. Songtechnisch kann sich an dem Abend keiner beschweren. Die großen Klassiker der Ozzy-Ära wurden alle gespielt. Selbst ich habe kaum was zu meckern, lediglich „Spiral Architect“ hätte ich mir noch gewünscht. „Iron Man“ macht Ozzy an dem Abend zu seinem Song, er zelebriert den Dampfhammer mit diebischer Freude. „Dirty Women“ schießt den Vogel ab. Hier haben die Hintergrundsequenzen durchaus einiges an nackter Haut zu bieten, was politisch zu korrekten Menschen durchaus sauer aufstoßen dürfte. Mich freut es, dass sie diesen ungewöhnlichen Song bringen.
„Children Of The Grave“ mobilisiert noch einmal alle Kraftreserven, dann ist der reguläre Teil auch schon beendet. Die Jungs lassen sich nicht lange bitten und kommen mit dem Riff von „Sabbath Bloody Sabbath“ zurück auf die Bühne, das sehr schnell in „Paranoid“ umwechselt. Jetzt kommt Bewegung in die Menge - es ist halt doch der bekannteste Hit der Band. Danach ist nach fast zwei Stunden Schluss. Black Sabbath bedanken sich beim Publikum und bekommen sehr viel Beifall. Ich fand den Auftritt klasse. Musikalisch gibt es gar nichts zu meckern, die Besetzung ergänzt sich hervorragend. Ozzy hatte ein paar Schwierigkeiten, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt. Schade ist, dass Bill Ward nicht mehr mit dabei ist, aber das ließ sich wohl doch nicht realisieren.
Setlist Black Sabbath:
War Pigs
Into the Void
Under the Sun / Every Day Comes and Goes
Snowblind
Age of Reason
Black Sabbath
Behind the Wall of Sleep
N.I.B.
End of the Beginning
Fairies Wear Boots
Supernaut / Drum Solo
Iron Man
God Is Dead?
Dirty Women
Children of the Grave
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Sabbath Bloody Sabbath / Paranoid
Stefan Graßl
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