Blackmore's Night
Dancer and the Moon
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Das Spätwerk von Ritchie Blackmore ist bei Deep Purple- oder Rainbow-Liebhabern wohl durchaus umstritten und nicht wenige hielten Ende der Neunziger die Gründung von Blackmore's Night wohl nur für eine spinnerte und kurzlebige Idee des Herrn Blackmore. Doch heute muss man feststellen, dass sein Ausflug in die Renaissance-Musik mittlerweile schon 15 Jahre andauert und das jetzt erschienene Dancer and the Moon bereits das neunte Studioalbum ist, womit der Backkatalog von Blackmore's Night mittlerweile größer ist als der von Rainbow.
Ich muss zugeben, dass ich trotz so einiger Purple- und Rainbow-Scheiben im Schrank bislang nie aktiv, sondern eher nur nebenbei das Schaffen von Blackmore's Night verfolgt habe, irgendwie hat sich nie mehr ergeben. Und das erste bewusste Hören eines kompletten Albums der Band hinterlässt bei mir einen eher zwiespältigen Eindruck: dem mittelalterlichem Charme der Musik kann man sich vielleicht nicht ganz entziehen, und auch die E-Gitarren-Einlagen von Ritchie Blackmore in einigen Stücken haben durchaus ihren Reiz und erinnern an alte Rainbow-Zeiten, aber so richtig überzeugen kann mich Dancer and the Moon leider auch nicht. Ähnliches bekommen andere mittelalterliche Bands auf dem Altstadtfest nebenan auch gut hin und ohne den Namen Blackmore würde das Ganze wohl doch erheblich weniger Beachtung bekommen.
Aber trotzdem lohnt sich ein näheres Hineinhören in das Album. Die Trackliste bietet vor allem eigene Songs, bei denen ausnahmslos Blackmore die Musik und seine Ehefrau Candice Night die Texte beisteuern. Musikalisch ist das alles absolut OK und auch facettenreich, der Titeltrack „Dancer and the Moon” hätte vielleicht sogar durchaus reelle Chancen auf einen einstelligen Platz beim Eurovision Song Contest, was an dieser Stelle aber gar nicht mal unbedingt negativ gemeint ist.
Neben den Eigenkompositionen werden auch drei Cover-Versionen geboten: zum einen kopiert sich Blackmore mit „Temple Of The King“ selber (dieses Stück, welches er mit dem 2010 verstorbenen Ronnie James Dio schrieb, ist auf der ersten Rainbow-Scheibe zu finden), weiterhin gibt es die schon oft gecoverten „I Think It’s Going To Rain Today“ von Randy Newman und „Lady In Black“ von Uriah Heep zu hören. Zu letzterem Stück schreibt Blackmore übrigens im Begleittext, dass er dieses Lied im deutschen Radio hörte und gar nicht wusste, von wem es ist. Aber seine Einschätzung „a very simply structured song but very effective“ trifft da wohl den Nagel auf den Kopf. Leider ist das Stück aber mittlerweile derartig abgenudelt, dass es eigentlich nur im Original gut funktioniert und auch Candice Night mit ihrer eigentlich angenehmen Stimme hier keine neuen Akzente setzen kann.
„Carry On… Jon“, der instrumentale Schluss des Albums, ist dann ein letzter Gruß von Ritchie Blackmore an seinen im letzten Jahr verstorbenen Deep-Purple-Kollegen John Lord. Ein schönes Stück, das durch seine getragenen Gitarrenmelodien zunächst etwas an „Parisienne Walkways“ oder „Still Got The Blues“ von Gary Moore erinnert und sich zum Ende hin mit seinen Hammond-Klängen zu einer würdevollen Hommage an den legendären Purple-Organisten entwickelt.
Fazit: für Fans des Genres durchaus empfehlenswert, für andere Hörer vielleicht auch zum Teil etwas zu klischeehaft, seicht und poppig - musikalisch aber durchaus hörenswert, wenn man sich darauf einlässt, vor allem, wenn das gute Gitarrenspiel von Blackmore durchblitzt. Im Juni/Juli gehen Blackmore's Night übrigens auf Tour durch Europa und machen dabei auch in Deutschland halt:
Hugenottenhalle, Neu Isenburg – 9.Juli
Serenadenhoff, Nürnberg – 11. Juli
Congresshalle, Saarbrücken – 13. Juli
Kongress am Park, Augsburg – 14. Juli
Burg Creuzburg, Creuzburg – 19. Juli
Albrechtsburg, Meissen – 21. Juli
Beethoven Saal, Stuttgart – 23. Juli
Jürgen Weber
Trackliste |
1 | I Think It’s Going To Rain Today | 3:55 |
2 |
Troika | 3:31 |
3 |
The Last Leaf | 4:05 |
4 |
Lady In Black | 5:48 |
5 |
Minstrels In The Hall | 2:38 |
6 |
The Temple Of The King | 4:27 |
7 |
Dancer And The Moon | 4:55 |
8 |
Galliard | 2:00 |
9 |
The Ashgrove | 2:22 |
10 |
Somewhere Over The Sea (The Moon Is Shining) | 4:07 |
11 |
The Moon Is Shining (Somewhere Over The Sea) | 6:19 |
12 |
The Spinner’s Tale | 3:30 |
13 |
Carry On… Jon | 5:37 |
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Besetzung |
Ritchie Blackmore: Electric & Acoustic Guitars, Mandola, Hurdy Gurdy
Candice Night: Lead & Harmony Vocals, Woodwinds
Bard David Of Larchmont: Keyboards and Backing Vocals
Lady Kelly deWinter: Harmony Vocals & French Horn.
Earl Grey of Chimey: Bass and Rhythm Guitar
Scarlet Fiddler: Violin
Troubador of Aberdeen: Percussion
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