Musik an sich


Reviews
Julia Kent & Barbara De Dominici

Parallel 41


Info
Musikrichtung: Experimental / Avantgarde

VÖ: 25.07.2012

(Baskarua)

Gesamtspielzeit: 44:33

Internet:

http://www.anti-gone.com
http://www.myspace.com/barbaradedominicis
http://www.youtube.com/user/sofficem
http://www.juliakent.com/ 


Die erste Zusammenarbeit der Cellistin Julia Kent, welche mit Anthony and the Johnsons große Erfolge erzielen konnte aber auch einen angesehenen Namen in der Experimentalmusik Szene besitzt und der ebenfalls in den experimentellen Bereichen angesiedelten Sängerin Barbara De Dominics bedarf (und gebührt) eine etwas weitreichendere Besprechung. Paralell #41 bezieht sich auf die gleichen Breitengrade von New York und Neapel. Das ist der durchgehnde faden dieses ambitionierten Projektes, welches seinen Reiz aus dem Zusammenspiel der unglaublich Variationsreichen Stimme, den zwischen anmutiger, melancholischer Schönheit und psychedelischen Freepassagen wanderndem Cello und einigen Elektronics bezieht. Diese Kombination macht ungefair 70% des Sounds aus. Die restlichen 30% entstammen den Orten, an welchen die Songs aufgenommen wurden. Denn es wurde nicht im Studio, sondern an sehr ungewöhnlichen Orten wie einer alten Burg, einem alten, verfallenem Tunnel oder in Mitten der Stadt aufgenommen. Hier wurde dann nicht nur die jeweils spezifische Akusiti der Orte genutzt, sondern es wurden auch Mikrophone um den Aufnahmeort herum verstreut, welche die Geräusche der Umgebung aufgenommen haben und live in die Musik mit eingebunden wurden. So reicht die Soundvielfalt vom Wassertropfen über Vögelgesänge bis zu menschlichen Stimmen und Stadtgeräuschen.
Diese Kombination führte zu sehr außergewöhnlichen Songs. Zum Einstieg erklingt das wunderschön melancholische, fast nur aus dem wundervollen Cello und der hier angenehm eingesetzten Stimme bestehende ”Illusory Rendezvous”. Klaustrophobisch geht es im folgendem ”Jet Lag” zu. Viel Hall, elektronisch Perkussion und gehtzte Gesänge erzeugen eine unheilvolle Atmosphäre. Es folgt das für mich zentrale Stück ”The naked City” was zum Stil des Eröffnungstückes zurückkehrt. Herliches Cellospiel, eine ganz sanfte Basslinie, viel Hall und Geräusche wie aus einer Paralellwelt (sic) ergeben knapp 10 unglaublich traurige, verlorene aber auch schöne Minuten Musik. Une Journee Cl un sud samo soiel” ist dann eine Nervenzereissprobe. Kakophonische sounds aus naturgeräuschen, einem heulendem und sägendem Cello und nah an dem Wahnsinnklingenden Gesangsfetzen. Dieses Stück reißt den Hörer aus der geundenen traurigen Harmonie und ist sicher nicht gemacht, um gemocht zu werden. Das kurze ”Call him now” brint den hörer wieder zur Ruhe, hat aber mit seinem Sprechgesang, dem nicht so wohlgefällig gespielten Cello und den Geräuschen immer noch eher beängstigenden Charakter. ”Harold Street” arbeitet dann stark mit den aufgenommenen Bahnsteiggeräuschen, dazu gesellt sich lediglich Perkussion und ein zerissenes Cello. Das eigentlich Abschlusstück des albums ”Out of Season” liegt dann irgendwo in der Mitte des zuvor gehörtem. Es wird wieder etwas Melodie erkennbar, die Naturgeräusche stimmen ein wenig milder, aber das stück ist mit seiner Bedrohlickeit und letent vorhandenen Agressivität in Stimme und Cello kein zarter Rausschmiss. Die lang ausklingenden Naturgeräusche helfen da schon ehger, etwas herunter zu kommen. Das Bonusstück ”Voiceless laughter” kehrt dann zur Schönheit der anfangsstücke zurück, eine angenehme stimmlage, ein gezupftes Cello gibt die Melodie und lässt ein ebenso schönes wie anstrengendes Album doch noch milde ausklingen.
Diese hochinteressante Scheibe wurde von der Plattenfirma mit einer DVD veredelt. Diese enttäuscht jedoch im ersten Moment. Der 50 Minuten Streifen Far awy close startet mit Ausschnitten des Songs ”The Naked City” und wunderbar unerwartet zusammengeschnittenen Bildern von Städten, Flugzeugen und Menschen. Es entwickelt sich dann jedoch kein Bilderreiches Video zum album, sondern eine Dokumentation, die die beiden Damen bei der Arbeit zu diesem album begleitet. Das ist insgesamt dann doch sehr interessant, denn hilft es doch die Herangensweise und das ergebnis zu verstehen. Sehr interessant ist die Aussage beider musiker, das sie die arbeit an diesen ungewöhnlichen orten als unglaublich befridiegend empfanden und im Moment, wo das material live entstand eine große Synergie empfanden. Nicht alle aufnahmen fühlten sich dann beim Abhören so grandios an wie während Ihrer Entstehung, jedoch sei jeder Ton, der zum Album führte eine erfahrung für sie gewesen. Trfotzdem finde ich es schade, ds nicht ein einziges Stück im Video in voller Länge erklingt.

Da es hier jedoch in erster linie um die Musik geht, kann ich für Neugierige und Aufgeschlossene nur sagen: holt Euch dieses Album. Einige der Songs werden euch sofort entzücken, ander erst über viele Hörgänge erschließen und ich bin überzeugt, das man hier bei jedem Hördurchgang noch neue Details entdecken wird.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Illusory Rendezvous 17:39
2 Jet Lag2:39
3 The Naked City 29:33
4 Exes of Eyes 31:13
5 Une Journee Cl un sud samo soiel 18:01
6 Call him now1:44
7 Herald Street2:55
8 Out of Season4:27
9 Voiceless Laughter6:22
Besetzung

Julia Kent: Cello
Barbara De Dominice: Vocals


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