Zu besprechende CDs stecken bei mir in neutralen weißen Taschen und werden verdeckt in einen CD-Wechsler geschoben. Das ist der Versuch etwas mehr Objektivität zu erzeugen, da ich so oft nicht sofort weiß, wer da jetzt gerade am Spielen ist. Bei Bag of Bones habe ich die Schublade irgendwann zwischendurch mal aufgemacht um nachzusehen. Danach erkennte ich vor allem am Gesang gelegentlich, um wen es sich hier handelt. Aber ohne Nachsehen wäre ich nie auf Europe gekommen, hätte höchstens bei „Demon Head“ oder „Mercy you mercy me“ angemerkt, dass die Stücke auch auf ein Europe-Album gepasst hätten.
So fett, wie beim eröffnenden „Riches to Rags“ haben Europe meines Wissens nach noch nie geklungen. Der Gesang zeigt leichte Zeppelin-Anleihen. Die Riffs kommen fast Stoner-mäßig. „Not supposed to sing the Blues” - schön passender Titel(!) – ist ein schleppender drückender Blues-Rock mit erdigem Gitarrensolo und am Ende Keyboards, die in spät-80er Rainbow Manier Dramatik aufbauen. Der kraftvolle Rocker „Firebox“ arbeitet mit indischen Zierelementen.
Erst nach dem Streicher-Intro „Requiem“ nähern sich Europe ihrem eigenen Erbe an, und zwar dem de frühen Hard Rock Alben; und nicht der „Final Countdown“ Pop-Phase. Mit der Akustiknummer „Drink and smile“ und der Schlussballade „Bring it all home“ werden auch die Freunde gefühlvoller Momente versorgt.
Ein bärenstarkes Album, das ich weder in der Qualität noch in der stilistischen Ausrichtung von Europe erwartet hätte.