Rome
Flowers From Exile
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Ich nehme es gleich vorweg: das vierte Album der Belgier Rome ist ein absolutes Meisterwerk geworden.
Die Band spielt einen professionellen Neofolk, der sehr nah am Alternative ist. Und im Gegensatz zu vielen anderen Neofolk Bands, die zwar fantastische Melodien liefern, aber durch schrecklichen Un-Gesang alles wieder zu Nichte machen, verfügen Rome auch noch mit Jerome Reuter über einen überdurchschnittlichen Sänger, der von seinem Timbre her schon ein wenig an Nick Cave erinnert, aber doch ganz anders klingt.
Eingeleitet von einem zarten und stillen Mix aus akustischen Gitarren und Moll gestimmten Cello beginnt das Album dann mit einem an die Chameleons erinnerndem, rockig und mit viel Drive versehenem Song Namens „The accident of Gesture“. Der Song kommt zwar auch rein akustisch daher, ist mit seiner Wucht an Gitarrenakkorden aber sehr nah an dem Wall of Sound der späten Achtziger.
„Odessa“ bringt ein bittersüßes und zerbrechliches Werk aus zart gezupften Gitarren zu der in diesem Fall leicht zerbrechlich wirkenden Stimme des Sängers. Elektronische Sounds surren umher und wenn dann diese fremdartig wirkende Stimme in einer fremden Sprache zum Ende zu singen beginnt, verspürt man einen wohligen Schauder auf dem Rücken. Das anschließende „The secret sons of Europe“ kommt mit Flamencoklängen zu ebenso melancholischen Sounds daher.
„A Legacy of unrest“ betört mit einem straffen Mix aus akustischen Gitarren, strammen Perkussionen und tiefem Bass, dazu eine unheimlich bittersüße gezupfte Mandoline, der Gesang ist kräftig und wurde zwei oder drei mal übereinander gelegt, ein unglaublich packender Song. Darunter liegt eine Unmenge an Elektronik, kaum hörbar und doch unglaublich wichtig für die Atmosphäre.
„To die among strangers“ macht ähnlich weiter, bekommt nur noch Mollchöre dazu und ist noch eine Stufe dunkler. Die glasklaren Trompeteneinsätze machen es zur traurigen Hymne, auch hier trägt die unterschwellige Elektronik die Atmosphäre ins unglaublich Traurige, und unglaublich Schöne.
Mit dröhnender Elektronik und gesprochenem Text leitet das kurze Instrumental „A culture of fragments“ in das von perlenden akustischen Gitarren und sehnsuchtsvollen Violinen dominierte „We who fell lin love with the sea“ über, wiederum ein einfach nur wunderschön zu nennendes Stück Musik.
Im Grunde ist bis auf das eben erwähnte Intermezzo „ A culture of fragments“ und das letzte Stück „Flight in Formation“ das wie ein altes Brasskapellen Stück daher kommt, alles auf dieser Scheibe als wunderschön zu bezeichnen.
Und auch diese Stüke sind wichtig für das Gesamtwerk und da, wo sie auftauchen, unverzichtbar.
Rome haben Ihre Scheibe, die scheinbar viel mit Vertreibung und Sehnsucht nach der Heimat zu tun hat, in vier Teile aufgeteilt, die deutsche Übertitel bekommen haben, obwohl alle Songs in englisch geschrieben und eingesungen wurden. Auch wurde mit vielen Sprachaufzeichnungen, Geräuscheinspielungen und Zitaten von Dichtern, alles zumeist in deutscher Sprache, gearbeitet. All diese Effekte wurden perfekt eingearbeitet, Flowers from Exile ist ein bündiges und äußerst packendes Album geworden, in das man einfach hinein fallen kann, in dem man sich verlieren kann.
Das definitiv beste Neofolk Album seit langem, das sich auch Interessierte die sich bisher von der Schwere und der Symbolik, die oft in diesem Genre vorherrschen haben abschrecken lassen, mal angetestet werden sollte. Schon lange hat mich kein Album mehr so gepackt und berührt!
Hammeralbum!
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
I. Reiseherrschaft
1. To a generation of destroyers 1:49
2. The accidents of gesture 5:10
3. Odessa 4:37
4. The secret songs of Europe 3:14
II. Besitzbegrenzung
5. The hollow self 1:59
6. A legazy of unrest 4:52
7. To die among strangers 4:03
III. Ruheverbot
8. A culture of fragments 1:10
9. We who fell in love with the sea 4:14
10. Swords to rust – hearts to dust 3:53
IV. Verzicht
11. Flowers from Exile 3:13
12. Flight in formation 5:37 |
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Besetzung |
Jerome Reuter: instruments and vocals, songwriting and arrangements
Patrick Damiani: instruments, arrangements and sound design
Nikos Mavridis: violin and string arrangemente
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