Deep Purple
History, Hits & Highlights ‘68 – ‘76
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Jedem der sich auch nur am Rande mit Rockmusik beschäftigt, ist der Name Deep Purple ein Begriff. Und wer nicht wenigstens einmal in seinem Leben das Riff von „Smoke on the water“ gehört hat, muss die letzten 37 Jahr nicht nur hinter dem Mond, sondern hinter dem Pluto verbracht haben. Dass die Briten zu den großen stilprägenden Bands gehören, die das was später unter den Begriffen Hard Rock und Heavy Metal laufen sollte, mit beeinflusst haben, dürfte wohl auch keiner bezweifeln. Eagle Vision veröffentlichen mit History, Hits & Highlights ‘68 - ‘76 jetzt eine Doppel-DVD, welche die ersten acht Bandjahre bis zur vorübergehenden Auflösung zum Thema hat. Also die essentiellen Jahre mit den Alben Fireball, In Rock, Burn und Machine Head. Aber auch die turbulentesten - musikalisch wie persönlich.
Aber was gibt es auf dem Doppeldecker zu sehen? Die Macher des Pakets haben in so mancher Kiste gewühlt und hauptsächlich alte Fernsehauftritte aus den Kellern der verschiedenen Sender gezogen. Nicht selten haben Deep Purple dabei (wie heute Standard) zum Playback agiert, aber oft wurde damals auch live gespielt. Neben Aufnahmen der BBC gibt es auch ein Wiedersehen mit Uschi Nerke und Ilja Richter (O-Ton: „Auch für unsere progressiven Musikfans hat Disco immer was parat“). Dazwischen findet man immer wieder den einen oder anderen frühen Videoclip-Gehversuch (z.B. „Black night“, „Strange kind of woman“), sowie als echte Highlights richtige Konzertausschnitte, teils farbig, teils schwarzweiß. Grundsätzlich sind Ausschnitte aus Musiksendungen nicht wirklich interessant, aber damals gab man sich teils noch richtig Mühe bei der Gestaltung des Bühnenbildes. Gerade die Macher von Beatclub und Musikladen taten sich hier hervor. Ob psychedelische Hintergründe bei „Highway star“ oder die belustigende Unfallszenerie (inkl. männlicher Leichen) bei „Speed king“, man ließ sich zumindest was einfallen. Ansonsten ist der Rest doch etwas bieder, sofern nicht live gespielt wurde. Interessanter sind dagegen die Reaktionen des Studiopublikums. So tanzt man in knallbunten Klamotten wild gestikulierend oder schaut recht irritiert drein, als die Band während „Child in time“ wild durchstartet. Das war im Jahre 1970 wohl etwas zu radikal für den gemeinen Schlagerfan.
Das wirklich schöne an den DVDs ist die Entwicklung der Band von der recht einfachen und etwas biederen Beatband, mit Neuinterpretationen von „Help“ und „Hush“, zu einem der heißesten Rockacts Großbritanniens zu beobachten. Denn so richtig rockig wurde es erst als Bassist Nick Simper und Sänger Rod Evans gegen Roger Glover und Ian Gillan ersetzt wurden und man später mit dem Meilenstein In rock die Musikwelt aufwühlte. Diese Mk. II-Besetzung nimmt verständlicherweise auch den größten Platz auf den Silberscheiben ein. Die legendengründende Magie die diese Besetzung entfesselte, und die hier auch so manches Mal aufblitzt, haben Deep Purple in den Folgejahren leider nicht mehr ganz erreicht. Ein erster großer Einschnitt erfolgte, als Gillan und Glover gegen David Coverdale und Glen Hughes ersetzt wurden. Die Musik wurde daraufhin souliger und funkiger. Mit „Burn“ und „Mistreated“ gibt es hier die zwei größten Klassiker der Zeit zu sehen. Gerade bei ersteren wirken die beiden Neuankömmlinge noch etwas schüchtern, aber schon bei Ausschnitte vom legendären und riesigen California Jam-Festival ist die Schüchternheit wie verflogen. Zum Abschluss der ersten DVD gibt es auch noch zwei Liveclips mit dem kurz darauf verstorbenen Ritchie Blackmore-Ersatz Tommy Bolin. Die Band war hier musikalisch schon eine recht andere, aber der Popularität, gerade in Japan, hat das zuerst nicht geschadet. Aber kurz darauf war die Band eh erst Mal Geschichte. Zumindest bis zum Jahr 1984, als die Mk. II-Besetzung wieder zusammen fand. Aber das ist eine andere Geschichte, die vielleicht später erzählt wird.
Als Bonus zu den zahlreichen Clips, gibt es auf der zweiten Scheibe noch weitere Fernseh- und Konzertausschnitte. U.a. Probeaufnahmen, TV-Specials und Interviews. Hier kann man auch einmal beobachten wie Playboy-Boss Hugh Hefner in seiner Show die Band noch im Anzug, und nicht im Bademantel begrüßt. Der History-Teil der Doppel-DVD ist nichts anderes als ein ca. 20-minütiger Zusammenschnitt von dem was man im Ganzen zu sehen bekommt. Nicht wirklich informativ, aber unterhaltsam geschnitten. Insgesamt ist History, Hits & Highlights ‘68 - ‘76 eine ziemlich unterhaltsame und schöne Sache für Fans geworden. Kein Muss, aber ein angenehmes Kann. Für Raritätensammler ist es allerdings eine regelrechte Goldgrube und eine echte Bereicherung, da es viele Sachen zu sehen gibt, die hier noch nie über die Mattscheibe liefen. Die Bild- und Tonqualität geht trotz der alten Aufnahmen meist sehr in Ordnung. Mit über 280 Minuten Spielzeit, bietet das Ganze auch ausreichend Material fürs Geld. Auch die Aufmachung ist recht nett. Im Pappschuber findet man die passend gestaltete DVD-Hülle, sowie ein, zwar nicht besonders informatives, aber schön anzuschauendes Booklet mit zahlreichen Zeitungsausschnitten, Posterabdrucken und Fotos.
Mario Karl
Trackliste |
Disc 1:
- History der Jahre 1968 bis 1976 (20 min.)
- Hits - Komplette Performances:
Mark 1 Line-Up (März 1968 bis Juli 1969):
1) Help 2) Hush 3) Wring That Neck
Mark 2 Line-Up (Juli 1969 bis Juni 1973):
4) Hallelujah 5) Mandrake Root 6) Speed King 7) Black Night 8) Child In Time 9) Lazy 10) Strange Kind Of Woman 11) Fireball Writing Session 12) Fireball 13) Demon’s Eye 14) No No No 15) Into The Fire 16) Never Before 17) Highway Star 18) Smoke On The Water
Mark 3 Line-Up (Juni 1973 bis Mai 1975):
19) Burn 20) Mistreated
Mark 4 Line-Up (Juni 1975 bis März 1976):
21) Love Child 22) You Keep On Moving
Disc 2:
- Highlights: Bonus-Performances und Interviews
Mark 1 Line-Up:
1) And The Address (Playboy TV)
Mark 2 Line-Up:
2) Wring That Neck (Bilzen Jazz Festival 1969) 3) Mandrake Root („Pop Deux” Paris Concert 1970) 4) Wring That Neck („Pop Deux” Paris Concert 1970) 5) Black Night (Promo Clip) 6) No No No (Take 1) (Rockpalast Rehearsal Session) 7) No No No (Take 2) (Rockpalast Rehearsal Session)
Mark 3 Line-Up:
8) „Jt Nuit” – Französisches Fernsehen 1974 9) Burn (Leeds Polytechnic Project 1974) 10) Interview (Leeds Polytechnic Project 1974) 11) Space Truckin’/Interview (Leeds Polytechnic Project 1974)
Mark 4 Line-Up:
12) New Zealand TV Documentary (November 1975) 13) Smoke On The Water (Neuseeland TV)
Tony Edwards (Deep Purples Manager)
14) Französisches Fernsehinterview 1976 |
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