Der Ex-Fleetwood Mac PETER GREEN bringt München den Blues näher
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Peter Green war der musikalische Kopf und Wahnsinnsgitarrist der frühen Fleetwood Mac-Besetzung, die mit ihrem damaligen roh gespielten Bluesrock für Furore sorgte. Als Peter Green aufgrund schwerer Drogenprobleme die Band verließ, wechselte sie in seichtes Popfahrwasser und änderte ihren Stil völlig. Die heute bekannten Fleetwood Mac haben somit mit Peter Greens Fleetwood Mac nicht mehr viel gemeinsam. Seitdem sind sehr viele Jahre ins Land gezogen. Der legendäre Ruf um Peter Green und sein Einfluss auf viele berühmte Gitarristen (Joe Perry, Gary Moore, Glenn Tipton, K.K. Downing) blieben über viele Jahre bestehen. Gary Moore widmete Peter Green vor einigen Jahren sogar ein komplettes Album (Blues For Greeny).
Peter Green hat vor fünf Jahren zuletzt Konzerte absolviert, umso größer war die Freude, dass er überhaupt noch mal in unseren Breitengraden auftaucht. Das Freiheiz, ein gemütlicher Ziegelbau gleich in der Nähe der Donnersberger Brücke war daher etwa zur Hälfte gefüllt. Viele Rock- bzw. Bluesfans wollten sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Bei mir teilte sich die Vorfreude in Spannung und die Befürchtung, Peter Green könnte durch einen schlechten Auftritt seinen Ruf zerstören. Nach der ausgezeichneten Vorband, die mit sehr interessanten Coverversionen von Deep Purple, Cream und anderen Größen der Rockmusik einen exzellenten Job absolvierte, dauerte es etwa eine halbe Stunden und die Legende betritt unter großem Applaus die Bühne.
Die Begleitmusiker sehen im Vergleich zu Peter Green noch sehr jung aus. Peter Green wirkt sehr unsicher. Am Anfang ist der Barhocker, auf dem Peter Green sitzt noch zu weit weg von seinem Mikro, was ihn doch offensichtlich vor Probleme stellt. Sein Assistent, der während des kompletten Konzerts am rechten Bühnenrand postiert ist, hilft ihm den Barhocker näher ans Mikrofon zu rücken. Auch mit dem Einzählen hat Mr. Green sichtlich Probleme, dies übernimmt der zweite Gitarrist. Der Sound ist sehr gut, wenn anfangs auch Peter Greens Gesang und Gitarre etwas zu leise eingestellt sind. Laut Angaben von eventim.de handelt es sich bei dem anderen Gitarristen um Mike Dodd (guitars), der bereits in Mr. Greens Bluesband mit dabei war. Beim Keyboarder handelt es sich um Geraint Watkins, der durch seine Mimik und Gestik an den großen Karl Valentin erinnert. Die Stimmung ist phantastisch, das Publikum saugt förmlich jede Note, die von Peter Green und seiner Klasse-Begleitband gespielt werden auf. Mr. Green lächelt viel während er spielt und freut sich sehr über den Applaus des Münchener Publikums.
Die Songs sind teilweise bluesig, manchmal sogar im Country-Bereich anzusiedeln. Magisch wird es für mich, als die ersten Töne des Fleetwood Mac-Klassikers „Oh Well“ gespielt werden. Was für ein Song! Doch leider wird hier nur Part I vom Stapel gelassen. Für große Begeisterung bei der Fleetwood Mac-Anhängerschaft sorgen außerdem das wunderbare „Albatross“ und das unsterbliche „Black Magic Woman“. Dass nicht weit mehr Fleetwood Mac-Klassiker gespielt werden, tut der Stimmung keinen Abbruch. Die Band und Mr. Green präsentieren die Songs derart kompakt und sicher, dass es eine wahre Freude ist. Außerdem ist es schön zu sehen, wie konzentriert der Meister beim Spielen seiner Les Pauls zur Sache geht. Zwischendurch lächelt Peter Green, man merkt ihm an, dass er Spaß an dem Konzert hat. Bei manchen Songs spielt Peter Green sogar Mundharmonika, was ebenfalls sehr cool klingt. Dabei scheint es für ihn doch sehr anstrengend zu sein. Ich habe den Eindruck, dass er froh ist, auf dem Barhocker sitzen zu dürfen. Und die Texte der präsentierten Songs befinden sich alle in einem Ordner vor seiner Nase, er singt jeden Song vom Blatt ab. Für Staunen sorgt der Keyboarder, der ebenfalls manchmal Gesangsparts übernimmt und eine Superstimme hat. Als Peter Green einen Solo-Part spielt, versucht er, an einer Equipment-Kiste eine Bierflasche zu öffnen, was nicht auf Anhieb gelingt und sehr witzig aussieht.
Besonders freut mich noch der Song „Oh Pretty Woman“, der in der Version von Gary Moore bekannt sein dürfte. Viele der gespielten Lieder sind mir vom Titel her nicht bekannt, gefallen aber trotzdem. Es werden noch zwei Zugaben gespielt, dann geht das Konzert nach ca. 110 Minuten zu Ende. Als die Band vor der Zugabe auf die Bühne kommt, hat Peter Green wieder ein bisschen Probleme und braucht Hilfe von seinem Roadie. Dieser gibt ihm die Gitarre, die vor ihm auf dem Boden stellt und lotst ihn auf seinen Barhocker. Erst als er dort sitzt und seine Gitarre in der Hand hat, macht er einen sicheren Eindruck. Die Band bekommt viel Beifall und das völlig zu Recht. An diesem Abend war ein sehr gut aufgelegter Peter Green zu bewundern, der zwar Unterstützung von seiner Band braucht aber in diesem Rahmen noch durchaus in der Lage ist, tolle Konzerte zu absolvieren.
Bei der Setlist handelt es sich um Songs, die von der gleichen Band in Hamburg 2009 gespielt wurden. Die Songs, die in München präsentiert wurden, kenne ich namentlich nicht alle.
Blues Don´t Change (Albert King)
Tonight I'll Be Staying Here With You (Bob Dylan)
Dance On (Hank Marvin)
Many Rivers To Cross (Jimmy Cliff)
Guess I’m A Fool (Memphis Slim)
Albatross (Peter Green)
When Lights Go Out (Willie Dixon)
Lucky Old Sun (B. Smith/H. Gillespie)
Stranger Blues (Elmore James)
Off The Hook (Jagger/Richard)
Long Grey Mare (Peter Green)
The Stumble (Freddie King)
The Thrill Is Gone (B.B. King)
Rainy Night in Georgia (Tony Joe White)
Black Magic Woman (Peter Green)
In München wurden noch „Oh Well (Part I)“ und „Oh Pretty Woman“ gespielt.
Stefan Graßl
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