Scarlatti, A. (Biondi)
La Santissima Trinità
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Info |
Musikrichtung:
Barock / Oratorium
VÖ: 14.05.2004
Virgin Classics / EMI (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. 7243 5 45666 2 2)
Gesamtspielzeit: 67:27
Internet:
Virgin Classics
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SCHWERE KOST SCHMACKHAFT ANGERICHTET
Ein Oratorium, das sich bemüht, allegorisch das Geheimnis der Trinität, der Dreifaltigkeit Gottes, theologisch korrekt zu beleuchten und kein bißchen akademisch anmutet - kann es das geben? Alessandro Scarlatti (1660-1725) war 1715 vor diese schwierige Frage und anspruchsvolle Aufgabe gestellt. Eigentlich entsprachen Oratorien dieser Art schon nicht mehr dem Zeitgeschmack. In einigen Bildungseinrichtungen und insbesondere im Wirkungskreis der Jesuiten mögen sie aber weiter gepflegt worden sein. Ziel war es dabei immer, komplizierte Inhalte unterhaltsam und bewegend zu transportieren. Scarlattis Werk begnügt sich in der Anlage und Instrumentation mit sparsamen Mitteln: Rezitative und kurze Arien lösen einander fast in steter Reihe ab, das Orchester besteht aus einem reinen Streicherensemble. Seine reiche kompositorische Erfahrung zeigt sich aber darin, dass er jede Erstarrung vermeidet, ariose Passagen einfügt, das Ensemblespiel durch wechselnde Solo-Instrumente bereichert, melodischen Reichtum, harmonische und rhythmische Finessen einstreut. Die eigentlich rein allegorischen Figuren (Glaube, Göttliche Liebe, Theologie, Unglaube, Zeit) bekommen dabei einen erstaunlich differenzierten und wandlungsfähigen Charakter. Ihr Disput wirkt zutiefst menschlich, als gelungene Umsetzung eines gleichsam nach außen getragenen inneren Streitgesprächs. So zeigt etwa der "Unglaube" ganz verschiedenartige Facetten: das Spektrum reicht vom frechen "Spötter" zum zurückhaltenden "Zweifler". Vor allem im zweiten Teil des Oratoriums findet die Vielfalt der sprachlichen Bilder ihre musikalische Entsprechung.
Fabio Bondi zeigt vom ersten, quirligen Takt an, dass er das Konzept des lebendigen Lehrstücks umzusetzen weiß. Scharfe Einsätze, deutliche Kontraste und geschickte Phrasierung verhelfen Scarlattis Arien zu neuem Glanz und dem gesamten Werk zur notwendigen Binnenspannung. Dabei entstehen gerade in den lyrischen Passagen Momente von berückender Schönheit. Das Ensemble Europa Galante schafft für den äußerst positiven Gesamteindruck ein solides Fundament. Die Solisten sind von so vorzüglichem Niveau, dass ihre Namen genannt sein sollen: Fabio Bondi (1. Violine), Andrea Rognoni (2. Violine), Stefano Marcocchi (Viola), Mauriozio Naddeo (Cello) - sie alle leisten großartige Arbeit. Auch Paola Poncet besticht durch ein sensibles Spiel am Cembalo.
Was die Gesangspartien angeht, setzt Scarlatti teilweise extreme stimmliche Fähigkeiten voraus. Der renommierte Opernkomponist sah offensichtlich keinen Grund, im Kirchenraum weniger Virtuosität zu demonstrieren, als auf der Bühne. Ein absoluter Glücksfall ist dabei die Besetzung der Rolle des "Glaubens" (Fede) mit der Sopranistin Roberta Invernizzi. Sie, die in diesem Oratorium am meisten beschäftigt ist, glänzt mit einer hellen, feinen Stimme und so perfekter Verzierungskunst, dass man tatsächlich zum abgedroschenen Vergleich mit der Nachtigall zu greifen gezwungen ist. Besser kann man sich das nicht wünschen. Auch Véronique Gens überzeugt in gewohnter Manier. Ihre etwas rundere, reifere Stimme kontrastiert gut zu Invernizzis schlankem Sopran. Über jeden Zweifel erhaben ist der Auftritt Paul Agnews, der einen kunstfertigen, bisweilen erfrischend kecken "Unglauben" abgibt. In den Läufen manchmal zu behäbig erscheint demgegenüber Roberto Abbondanza, der aber im übrigen mit einer sehr wohltönenden und dramatisch geschickt geführten Baßstimme erfreut. Bleibt noch Vivica Genaux als "Teologia": Ihr stets etwas belegt wirkender Mezzo ist und bleibt Geschmackssache. Und mag technisch auch nichts auszusetzen sein, so fehlt ihr doch die notwendige Vielfalt im Ausdruck.
Sieht man davon ab, ist diese Aufnahme ein echter Volltreffer. Das gut austarierte Klangbild und das überaus umfangreiche Booklet runden den positiven Eindruck ab.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Roberta Invernizzi (Sopran) - Fede Véronique Gens (Sopran) - Amor divino Vivica Genaux (Mezzosopran) - Teologia Paul Agnew (Tenor) - Infedeltà Roberto Abbondanza - Tempo
Enesmble Europa Galante
Ltg. Fabio Bondi
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