Das UMSONST & DRAUSSEN-Festival in Würzburg ging vom 21. - 23. Juni in die
15.Runde und mit der Zeit hat sich dieses Event zu einem der grössten
genreübergreifenden internationalen Festivals Deutschlands gemausert. Ca. 50 Bands
aller Musikstile von Jazz über Pop bis Deathmetal sorgten dafür, das für jeden
Besucher etwas dabei war und wen man sich die Herkunftsländer der Künstler so
zu Gemüte führt, könnte es sein das vage Erinnerungen an den Europäischen
Schlager-Grand-Prix wachwerden. Der Name des Events war Programm, den ausser
für kulinarische Genüsse und (anti)alkoholischen Erfrischungen, wurde der
Geldbeutel geschont und das Sprichwort, das alles was umsonst ist, nichts wert
ist, eindrucksvoll widerlegt. Man stelle sich also nun sonniges Wetter, jede
Menge Besucher, zwei Bühnen vor und schon kanns los gehen mit unserem kleinen
Einblick vom 15.U&D-Festival.
Als wir am Freitag auf dem Festivalgelände angekommen waren blieb noch etwas
Zeit bis zu meinem heimlichen Headliner und so wurde erstmals das Treiben
eines bunten Haufens mit dem Namen THE PRESLEY FAMILY bewundert. Die 12(!)
Künstler überzeugten mit Spiel und Tanz durch ihre nett dargebotenen
Coverversionen amerikanischer Klassiker aus der Zeit des Glamours. Das Outfit und die
Show stimmte und die Jungs und Mädels waren so dermassen ernst bei der Sache,
das die Einstellung schon wieder eher mit einem unsichtbaren Augenzwinkern
rüberkam.
Nun aber nichts wie ab auf die genüberliegende Bühne zum Auftritt der
Dresdner LETZTE INSTANZ. Den melancholischen Soundcocktail, den uns die
Brachialromantiker darboten, kann man am ehesten mit einer Mischung aus Hip-Hop und
Düsterrock, garniert mit deutschen Texten und verfeinert durch Mittelalterklängen
beschreiben. Nicht nur optisch stehen die Streichinstrumente und der
einprägsame Gesang des souverän agierenden Sängers im Vordergrund. Zu den fesselnden
Texten kam die Show der Letzten Instanz, im inzwischen schon nächtlichen
Würzburg, eindrucksvoll durch Pyro- und Feuerspuckeinlagen zur Geltung. Geniales
Kopfkino also, um das Dargebotene mit einem Song der Dresdner zu
beschreiben.
Unser nächster Besuch des U&D`s erfolgte am Sonntag, wo man eine Stunde nach
High-Noon, durch den Songschreiber CHRIS FEST und seiner Band, dem passenden
Soundtrack dieser Tageszeit lauschen konnte. Geschickt wechselte der Meister
eigene Songs mit Coverversionen der Alternative Country-Music ab, wobei die
Covers ein wenig besser zur Geltung kamen als die Eigenkompositionen.
Weiterer Schwachpunkt ist wohl die etwas "schwimmende" Stimme von Chris Fest und die
nicht gerade souveränen Ansagen, denoch muss man vor seinen Kompositionen
und dem Zusammenspiel seiner Band anerkennend den (Cowboy-)Hut ziehen.
"Gebt den Nachwuchs eine Chance !" lautete das Motto unserer nächsten
Konzertbesuche. Auf der D-Bühne gaben sich die Gewinner der drei "MainPop
Junior"-Festivals die Ehre und präsentierten sich einem etwas grösseren Publikum. Von
der ersten Band DROPP D. bekam ich nur die verzweifelten, lauten
Nu-Metall-Schreie des Sängers mit, die selbst bis zur Bühne am anderen Ende des U&D`s
reichten, wo wir wie eben berichtet Chris Fest`s Gig beiwohnten, der sich zu der
Ausage hinreissen lies, das auf der D-Bühne gerade jemand umgebracht wird.
HIGH VOLTAGE hingegen waren mit ihren erstaunlich reifen
Melancholic-Rock-Nummern eine richtige Wohltat für die Lauscher. Das Auftreten passte, Potential
is vorhanden und die Jungs hatten einfach Spass an ihrer Musik. Vor allem die
kräftige Stimme des Sängers muss lobend erwähnt werden, der anhand seiner
Körperfülle etwas an Meat Loaf erinnerte. Mit viel Vorschlusslorbeeren bedacht
betrat mit Dampfstrahl, die letzte Band der "Jungen Wilden" die Bühne. In der
Presseinfo stand irgendwas von orginellen, witzigen Texten, doch die krebsten
auf untersten Kindergartenniveau herum und handelten über Ständer im Freibad
(J.B.O lässt grüssen !) und das man auch auf Herrenfahrrädern mit 145 Gängen
auf die Schnauze fliegen kann. Bescheidenheit war auch nicht die gerade die
Stärke der Jungs, den dieses Lied kam angeblich in einer Jazzkneipe in Berlin
super an, uns veranlasste es allerdings fluchtartig den
Kinder-Jazzpop-Reigen zu verlassen.
Von diesem Schock erholt traute man sich erst wieder zu SHYLOCK zur D-Bühne
zurück, da man bei Schenky und Co. eigentlich nix falsch machen konnte. Die
Jungs entfachten eine nette Rockparty getreu nach dem vorgetragenen Motto des
Sängers:" Für die Zeit unseres Auftritts gibt es jetzt nur noch uns, euch und
Rockmusik !" Alles klappte wie am Schnürchen, die Band wurde von technischen
Problemen wie auf dem Rockmania-Festival glücklicherweise verschont und so
merkte man den Jungs richtig an wieviel Fun sie hatten mit ihrem starken
Songmaterial ein paar neue Fans aus der Heimat auf ihre Seite zu ziehen. Hardrock
at his best !
Ungebändigte Lebensfreude gab es auch bei den Folk N`Rollern IN SEARCH OF A
ROSE zu bewundern. Klar kamen die traditionell gehaltenen Stücke beim
Publikum um einiges besser an, aber gerade bei den etwas mehr vom Folk entfernteren
Sachen hörte man die Klasse der Band richtig heraus. Die enorme Liveerfahrung
der Truppe kommt den sympathischen Jungs und Mädel absolut zugute, weswegen
In Search of a Rose eines der Highlights dieses Festivals waren und ganz
nebenbei die meisten Leute an diesem Wochenende zum Tanzen gebracht haben.
Anschliessend musste man noch LPC über sich ergehen lassen. LPC heisst
ausgeschrieben Latin Pop Connection und verwurschtet bekannte Popsongs in ihrem
Latinostil. Gut gemacht zwar, aber nicht gerade orginell und irgendwann is der
Kelch auch an uns vorübergegangen.
So nun aber Ring frei für die Lieblingsband aller SPD-Fetischisten DIE
SCHRÖDERS, aber keine Angst die Band benannte sich nach der Peanutsfigur und
nicht nach dem Mann mit nachweislich ungefärbten Haar. Die Pop-Punks aus
Niedersachsen brachten durch diverse Mitmachspielchen und ihre Ohrwürmer richtig
Stimmung ins inzwischen zahlreich erschienene Publikum. Wer einen Song der
Schröders schon kannte, gröhlte ihn von Anfang bis Ende mit und wer noch nicht mit
dem Songmaterial vertraut war, für den war Gleiches nach dem zweiten Refrain
kein Problem mehr. Lieder wie "Bayern hat verloren", "Frösche weinen nicht"
und das als Zugabe gespielte Lied "Saufen" das so ganz nebenbei den Sinn des
Lebens wohl am treffendsten erklärt, machen einfach Laune und bei "Frau
Schmidt" konnte sogar ein Pogo-Pit auf dem U&D bewundert werden. "Das Leben ist
kein Ponyhof" heisst die neueste Scheibe der Jungs, aber für die Dauer des
Auftritts konnte man zumindest davon träumen und alles war echt "peacig", ganz
nach dem offentsichtlichen Lieblingsbegriff des Frontmanns.
War wieder mal ein megagelungenes Festival für Jedermann und ich hoffe die
Veranstalter geben sich auch in den nächsten Jahren solche Mühe um ein
dermassen abwechslungsreiches Programm (auch neben den Bühnen) für umme zu
präsentieren zu können.
MANUEL LIEBLER
Internetpages der besprochenen Bands:
www.presley-family.de
www.letzte-instanz.de
www.insearchofarose.de
www.droppd.de
www.shylockmusic.de
www.die-schroeders.com
und natürlich die des Festivals:
www.umsonst-und-draussen.de