"What ever happend to the 80s," wurde vor einigen Monaten im Radio permanent gefragt. Ich hab keine Ahnung. Is vielleicht auch nicht so wichtig. Was aus den 70ern geworden ist, weiß ich seit einiger Zeit dagegen ziemlich genau.

Irgendwo im musikalischen Multiversum muss sich ein vieldimensionaler Kreativitätssog (s. CD-Cover) gebildet haben, der Noten, Riffs und Themen verschlingt. Dort flossen Ideen und Atmos von Mike Oldfield, Genesis, Pink Floyd, Grobschnitt, Ramses, frühen Marillion und div. Anderen hinein, umrundeten weitgehend die 80er und 90er um am Ende auf eine aufnahmebereite Gruppe junger Menschen zu treffen, die sich Poor genetic Material nannten (einer der unpassendsten Bandnamen aller Zeiten) und das kreative Potenzial der 70er wie ein trockener Schwamm aufsogen.

"Rush of Ages", der Titel des epischen Longtracks, der die CD eröffnet, passt da wie die berühmte Faust auf´s Auge. Die langsame elegische Eröffnung weckt Erinnerungen an entsprechende Passagen in Mike Batt´s "Tarot Suite". Der Schliß klingt dann als hätten die alten(!) Saga auf Genesis Second´s out-Live-Klassiker mitgejammt. "Star of Eden" erinnert mit seinen Keyboards und Gitarren stark an Mike Oldfield.

Auch für radiotaugliche Kurztracks ist gesorgt. Der Titelsong powert entsprechend ab; bietet aber mit dem ruhigen Mittelteil Gelegenheit zum Entspannen. Das Stück müsste auch live gnadenlos gut kommen.

Ein weiteres As, das PGM im Ärmel haben ist ihr Sänger Philip Grifftihs. Seine für den Rockbereich ungewöhnlich klare und reine Stimme gibt den PGM-Kompositionen eine große Eigenständigkeit und eine hohen Wiedererkennungswert.

Etwas irritierend sind die Texte, die für die Musik etwas zu düster und depressiv sind. Hier gehorcht das "schwache Erbgut" wohl den Imagegesetzen des Marktes.

17 von 20 Punkte

Norbert von Fransecky

www.poorgeneticmaterial.de