Zeitweise möchte ich die ein typisches MAS- Review kennzeichnenden Stileingrenzungen einfach abschaffen, denn gerecht kann man einigen Künstlern mit ihnen niemals werden. Zu diesen gehören mittlerweile auch Autumnblaze, denen ich die anhand des vorliegenden Silberlings nachzuvollziehende Wandlung nicht zugetraut hätte und die mich nach zwei für meine Ohren ordentlichen, aber nicht zu guten Alben im Bereich düsteren Hartmetalls mit "Mute boy Sad girl" nunmehr vollkommen unvorbereitet treffen.
Diesem musikalischen Hafen hat man vorerst den Rücken gewandt und schwimmt sich jetzt in ruhigeren, mitnichten jedoch ungefährlicheren Wassern frei, unbeeinträchtigt durch etwaig gezogene Grenzen. Erste Zeichen der neuentdeckten Unabhängigkeit finden sich bereits im Wegfall der musikereigenen Pseudonyme sowie dem Covermotiv, welches Bandkopf Markus erstmals unverschleiert zeigt.
Selbige Entwicklung drückt der Musik am deutlichsten den Stempel auf, am ehesten noch nähert man sich Radiohead, vielleicht noch den allgewaltigen Pink Floyd an, ohne jemals die arrivierten Kollegen zu kopieren, und schafft Musik in ihrer reinsten und schönsten Form, während Ballast in Form vormals kunstvoller Applikationen einfacheren, klareren und sehr direkten Songaufbauten weichen musste.
Auf Wesentliches fixiert Markus gleichsam seine verstärkt eidetischer ausgestalteten Texte, die in ungewohnt epigrammatischer Form Ausdruck eines stark nach innen gerichteten Blickes sind, ein Spiegel von Herz und Seele. Von beidem ganz viel. Und wer hat schon jemals so knapp und doch so schön und wahr „The nature of music“ definiert?
19 von 20 Punkte
Thorbjörn Spieß