Ensemble Buon Tempo
Knapp 50 Minuten dauert die äußert "kurzweylige" musikalische Reise, auf die das junge, 1994 gegründete Ensemble "Buon Tempo" seine Hörer hier mitnimmt. Quer durch die Epochen und durch Europa führt sie - die Stationen reichen vom Hof des Sonnenkönigs über England und Italien bis in das Wien Mozarts und umfassen Werke von mehr oder weniger bekannten Komponisten und Tanzmeistern. Mehrheitlich sind die Stücke einstimmig überliefert, und so hat sie Thomas Schulz, der spiritus rector des Unternehmens, für diverse Kammer-Besetzungen bearbeitet - ganz so, wie es auch damals üblich war. Der spielerisch-improvisierte Umgang mit den musikalischen Quellen macht den Reiz dieser Zusammenstellung aus: Barocke Streich, Zupf- und Blasinstrumente kommen in unterschiedlichen Kombinationen zum Einsatz - wobei die Blockflöten dominieren - und verwandeln die schlichten, aber sehr eingängigen Melodien in höchst unterhaltsame Musik, die damals nicht nur Tänzer begleitet, sondern auch die fürstlichen
Tafelfreuden bereichert haben mag. Je nach Stimmung und Anlaß kann sich der heutige Hörer aus den 22 Stücken eine Suite zusammenstellen.
Die im Booklet abgedruckte historische Bewegungsskizze für eine Forlana genannten Tanz zeigt, was für feingliedrige und virtuose Schritte und Sprünge damals von den Tänzern auszuführen waren: Tanz als ornamentale Kunst. Dem entspricht die vorliegende Interpretation voll und ganz. Sie ist nicht nur technisch sehr versiert, sondern von großer Natürlichkeit: Unaufdringlich werden die Charaktere der einzelne Tänze herausgebracht, delikat pointierte Rhythmen, eine atmende Phrasierung und Artikulation lassen die Musik fließen, unterstreichen aber auch ihren galanten und höfischen Charakter. Das brillante und transparente Klangbild bildet die einzelnen Instrumente zudem sehr präsent und zugleich räumlich ab. Dazu kommt eine vorbildliche Präsentation mit ausführlichen Informationen zu Komponisten, Tänzen und ausführenden Musikern.
Wegen der etwas flötenlastigen Besetzung empfiehlt sich ein dosiertes Hören. Dann aber machen die Tänze großes Vergnügen.
Repertoire: 3 Punkte
Interpretation: 4 Punkte
Klang: 5 Punkte
Präsentation: 5 Punkte
17 von 20 Punkte
Georg Henkel