Nicolaus Esterházy Sinfonia, Alessandro Amoretti
12 "Eröffnungen", zwölfmal Vorspiel - genug Gelegenheit, Lust auf mehr zu bekommen, doch diese Lust bleibt vorerst unbefriedigt. Das Label Marco Polo verlegt sich darauf, dem Hörer den Mund wässrig zu machen.
Domenico Cimarosa (1749-1801) war, was die Oper angeht, ein Vielschreiber und ein erfolgreicher noch dazu. Auf rund 80 hat er es gebracht. Da diese CD mit Opernouvertüren als Vol. 1 ausgewiesen ist, drohen folglich noch 5-6 weitere zu folgen.
Nun, eigentlich ist es nicht angemessen, von einer Bedrohung zu sprechen, denn das Orchester, die aus zahlreichen Naxos-Produktionen bekannte Nicolaus Esterházy Sinfonia, findet unter der Leitung von Alessandro Amoretti durchaus zum richtigen Schwung, den diese Musik braucht. Immerhin sollte sie das Publikum 1. in den Saal und 2. zur Ruhe bringen. Dafür hat Cimarosa sich eine Menge einfallen lassen. Eine fast schwindelerregende Quirligkeit, die schon auf Rossinis Ouvertüren voraus zu weisen scheint.
Es wird allerdings auch nachvollziehbar, warum Cimarosa heute zu den beinah vergessenen Komponisten gehört: Sein unbestreitbarer melodischer Einfallsreichtum ging keineswegs mit entsprechend differenzierter Orchesterbehandlung einher, auch eine hintergründige Brechung musikalischer Gedanken war ihm fremd. So bleibt es bei einer stets stark streicherbetonten Oberflächlichkeit.
Da muß Goethe leider leise widersprochen werden, der an Schiller über eine Cimarosa-Oper schrieb: "Cimarosa zeigt sich in dieser Komposition als einen vollendeten Meister".
Gewiß gibt es dennoch Opern aus seiner Feder, die der Entdeckung oder auch nur adäquaten Einspielung harren, man denke etwa an sein Meisterwerk "Il matrimonio segreto" (das Christophe Rousset kürzlich wieder auf die Bühne brachte).
Aber das Interesse daran speist sich aus dem Werk als ganzem. Das Vorspiel ist eben nicht alles...
Das Booklet ist recht gut gemacht, was für die Aufnahmetechnik nicht gilt: Sie präsentiert die Einspielung bedauerlicherweise mit einem stumpfen, in den Höhen glanzlosen Klangbild.
Fazit: Als Vorgeschmack geeignet, aber satt macht es nicht, eher müde auf die Dauer.
Repertoire: 1 Punkte
Klang: 3 Punkte
Interpretation: 4 Punkte
Edition: 3 Punkte
Gesamt: 11 Punkte
Sven Kerkhoff