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Musik an sich |
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Sarband - Alla Turca; Oriental Obsession |
(Jaro Medien GmbH) |
Alte Musik |
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Der Name Wolfgang Amadeus Mozart zieht sich wie ein roter Faden durch das jüngste Album von Sarband. Daraus auf die musikalische Zielrichtung zu schließen, würde jedoch völlig in die Irre führen. Mozarts "Rondo alla Turca", das in vier sehr unterschiedlichen Varianten dargeboten wird, hat vor allem die Aufgabe darauf hinzuweisen, dass orientalische Klänge immer schon eine besondere Faszination auf das abendländischen Europa gehabt hat.
"Alla Turca - Oriental Obsession" bedient sich primär aus zwei handschriftlichen Sammlungen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Der polnische Kirchenmusiker Wojciech Bobowsky (1610 - 1675) war als Sklave an den osmanischen Hof verkauft worden und dort 18 Jahre lang als Musiker und Komponist tätig. Drei von ihm zusammengestellte Sammlungen enthalten eigene und aufgezeichnete Werke. Auch der Aufenthalt von Demetrius Cantemir (1673 - 1723) war nicht ganz freiwillig. Einige Jahre nach Bobowsky kam der rumänische Prinz als Geisel an den osmanischen Hof, wo er sich zum wohl bedeutendsten osmanischen Musiktheoretiker und Komponisten entwickelte.
Ergänzt werden die Werke der beiden "Osmanen" durch Beispiele europäischer Bearbeitungen orientalischer Werke. Präsentiert wird die CD in liebevoller Aufmachung inklusive eines 24-seitigen dreisprachigen Beiheftes, das unter anderem einführende Informationen zur orientalischen Musik und zu orientalischen Instrumenten enthält.
Das Ensemble Sarband hat sich in den vergangenen Jahren mit geradezu musikalarchäologischer Arbeit einen Namen gemacht. Unter ihrem Leiter Vladimir Ivanoff wurden unter anderem spanische Pilgerlieder, Lieder der aus Spanien geflohenen Juden oder mittelalterliche Kompositionen von Frauen dem Vergessen entrissen, in möglichst originalgetreuer Weise eingeübt und auf Tonträger festgehalten.
Norbert von Fransecky
15 von 20 Punkten
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