Marcus Miller

Laid Black


Info
Musikrichtung: Fusion/Funk

VÖ: 01.06.2018

(Blue Note Records)

Gesamtspielzeit: 54:00

Internet:

http://www.marcusmiller.com/
http://www.bluenote.com/
http://www.uk-promotion.de/home/


Wenn ein Bassist eine Soloplatte veröffentlicht, muss der Bass nicht zwingend überrepräsentiert sein. Nicht so bei Marcus Miller. Nun, solche Zeiten wie sein Debüt aus 1983, “Suddenly“, sind halt vorbei, mit diesem Disco-tauglichem Pop-Funk. Der am 14.Juni 1959 geborene Musiker spielt darüber hinaus noch unter anderem Keyboard, Gitarre, Saxophon und Bassklarinette. Wenn viele auch meinen, Miller sei äußerst stilprägend gewesen, so kann man das nicht uneingeschränkt unterschreiben. Denn auch er wurde beeinflusst, und zwar im Wesentlichen wohl von Larry Graham, Stanley Clarke und Jaco Pastorius.

Nun, mit seinem unverkennbaren Slappen, dem harten Anschlagen der Saiten mit dem Daumen, hat er gewiss ein Markenzeichen geprägt, zu hören auf zahlreichen Produktionen, unter anderem von Grover Washington Jr. oder David Sanborn. Sein großer Durchbruch war jedoch seine Zusammenarbeit mit Miles Davis, als dieser 1981 nach sechs Jahren Abwesenheit das Album “The Man With The Horn“ veröffentlichte, und Miller auch vertreten war. Aber erst das 1986 vorgelegte Album des Trompeters, “Tutu“, sollte den Ruhm des Bassisten begründen, zumal er einerseits an sechs der acht Kompositionen beteiligt war und andererseits die Platte auch mitproduzierte.

Und nun, nach über zwanzig veröffentlichten Scheiben, wird es, nein – nicht „laid back“, sondern Laid Black. Gleichwohl sind auch ruhig gehaltene und entspannte Kompositionen unter den neun Songs. Selbst spricht der Musiker von einer Rückkehr zum Funk. Nun, nicht alles funkt, aber die Palette der Stile ist vielfältig und versteckt sich auch nicht vor modernen Elementen der Musik, sei es Hip Hop, moderner R&B und natürlich Fusion, Funk und Jazz. Letztlich bleibt die Musik unterm Strich recht cool, manchmal auch, in diesem Sinne, ein wenig technisch und kalt. So fehlen bisweilen Überraschungsmomente und die hohe Schule der Professionalität fordert ihren Tribut.

Unterstützt wird Miller von großartigen Musikern, mehr bekannten als auch nicht so bekannten, die belgische Sängerin Selah Sue war mir beispielsweise noch nicht ein Begriff. Anders sieht es aus mit Kirk Whalum, Trombone Shorty, Take Six und Jonathan Butler. Mit ihnen schuf er eine stilistische Vielfalt, die, außer den dauerpräsenten typischen Bassläufen, auch unterschiedliche Ausprägungen zeigt.

Der Eröffnungstitel ist dann ein solcher, der zwar funky über die Runden geht, aber doch ein wenig viel mit diesen typischen Elementen am Boden haftet, berechenbar und abgeklärt, nicht sehr aufregend. Ganz anders als alle bisher bekannten Versionen kommt dann “Que Sera Sera“, diese Aufführung ist recht interessant und besitzt großes Gefühl im Gesangsvortrag inklusive der beseelten Background Vocals, beides von Selah Sue gesungen. “7-T's“ mit Trombone Shorty ist richtig voller Groove und federndem Rhythmus, so sollte moderner Funk sein! “Untamed (feat. Peculiar 3)“ mit dem gedämpften Trompeten-Solo erinnert ein wenig an die Zeit mit Miles Davis. Das wohl schönste Stück ist die romantische Ballade “Someone To Love“, und zum Schluss sorgt die fantastische Gesangsformation Take 6 noch einmal für Gänsehautmomente, das hat fast schon sakralen Charakter, hier schwingt der Gospel mit, ein sehr schöner Abschluss einer niveauvollen neuen Platte von Marcus Miller.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Trip Trap
2 Que Sera Sera (+ Selah Sue)
3 7-T's (+ Trombone Shorty)
4 Sublimity 'Bunny's Dream' (+ Jonathan Butler)
5 Untamed (feat. Peculiar 3)
6 No Limit
7 Someone To Love
8 Keep 'Em Runnin
9 Preacher's Kid (+ Take 6)
Besetzung

Marcus Miller (bass, keyboards, vocals, synths, drum & rhythm programming, background vocals, Wurlitzer electric piano, organ, clavinet, rhythm guitar, alto sax, bass clarinet, low brass arrangement, fretless bass, piano, percussion)
Marquis Hill (trumpet)
Alex Han (alto sax)
Brett Williams (keyboards, acoustic piano, Fender Rhodes, synth, organ, keyboard bass)
Alex Bailey (drums, percussion)
New Orleans Horns – #1
Selah Sue (lead & background vocals - #2)
Patches Stewart (trumpet)
Adam Agati (guitar solo - #2, 7)
Trombone Shorty (trombone - #3)
Louis Cato (drums, vocals)
Jonathan Butler (vocals, acoustic guitar - #4)
Charles Haynes (drums, programming)
Mitch Henry (keyboards)
Kirk Whalum (flute - #5, tenor sax solo - #8, 9)
Caleb McCampbell (vocoder)
Cliff Barnes (piano)
Brian Culbertson (trombone)
Honey Larochelle (vocals)
Richie Gajata-Garcia (percussion)
Take 6 (vocals - #9)
Russell Gunn (trumpet)



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