The Dead Daisies: Hardrock-Vollbedienung in München
Die Dead Daisies sind derzeit Dauergäste in diversen Rock-Magazinen. Die Alben bekommen gute bis sehr gute Bewertungen und als Live-Band genießen sie einen hervorragenden Ruf. Wenn man weiß, dass einige der Musiker bei Bands wie Whitesnake, Journey, Thin Lizzy, Dio oder Mötley Crüe in Lohn und Brot gestanden haben, darf einen das auch nicht weiter wundern. Ich habe die Band bis jetzt noch nie live gesehen und war daher sehr gespannt. Die Dead Daisies erwähnen immer ihre starke Verbundenheit zu ihren Fans, was man bereits am Einlass spüren kann. Die Stimmung ist bestens, etliche haben die Band in München schon mehrfach gesehen und waren begeistert. Einige weibliche Fans haben für Sänger John Corabi sogar Plakate gemalt – er hat an dem Abend Geburtstag. Das Backstage platzt aus allen Nähten und ist fast ausverkauft. Die Bandbreite des Publikums geht von sehr jung bis älter, etliche Fans haben ihre Kinder mitgebracht. Den Anheizerjob übernimmt die Wiesbadener Band THE NEW ROSES. Die Band hat vor kurzem erst ihr neues Album One More For The Road veröffentlicht, das hervorragende Kritiken bekommen hat. Bei besten Sound- und Lichtverhältnissen kommen die Jungs auf die Bühne. Sänger Timmy Rough zeigt von Beginn an eine stimmliche Topleistung. Sein raues Organ, das mich ein bisschen an Steve Lee erinnert, passt perfekt zu dieser Art von Musik. Hier wird gerockt, dass es eine wahre Freude ist. Der bestens eingespielten Band merkt man deutlich an, dass sie in den vergangenen Jahren nahezu jeden Club in Deutschland beackert haben und viel im Ausland unterwegs waren. Dabei sind sie mit namhaften Bands wie Saxon, Y & T, Accept oder Molly Hatchet getourt – alles Klassebands mit legendärem Ruf. Frontmann Timmy Rough kommt beim Publikum bestens an mit seiner sympathischen, lockeren Art. Die Ansagen sitzen, hier wird nicht auf cool gemacht, sondern einfach ohne viel Schnörkel ein sehr unterhaltsames Hardrock-Konzert geboten. Gitarrenmäßig sind die New Roses mit Timmy Rough und Norman Bites bestens besetzt, hier wird nach Lust und Laune gepost, was das Zeug hält. Die Texte sind teilweise selbstironisch, wie beim hervorragenden „Life Ain’t Easy (For A Boy With Long Hair)“. Die Mischung des Programms passt vorzüglich, gemütliche Rocker wechseln sich mit schnelleren Stücken ab, die allesamt die Stimmung beim gut aufgelegten Münchener Publikum steigen lassen. Sämtliche Musiker ziehen hier an einem Strang, sogar Schlagzeuger Urban Berz übernimmt Backing-Vocals. Bassist Hardy ergänzt das Quartett, auch er nimmt viel Kontakt zum Publikum auf. Nach ca. 45 Minuten ist das Konzert gefühlt schon viel zu früh vorbei, eine äußerst kurzweilige Angelegenheit. Für mich definitiv ein klasse Auftritt, der Lust auf ein Einzelkonzert dieser starken Truppe macht. Setlist The New Roses (ca.): 1. Every Wildheart 2. Forever Never Comes 3. Gimme Your Love 4. Dancing on a Razorblade 5. It's a Long Way 6. Life Ain’t Easy (For A Boy With Long Hair) 7. Devil's Toys 8. One More for the Road 9. Thirsty Nach einer kurzen Umbaupause kommen die DEAD DAISIES auf die Bretter. Angeführt von Sänger und Zottelbär John Corabi vermitteln die „toten Gänseblümchen“ von Anfang an stets das Gefühl, dass hier und heute immer mit vollem Einsatz gerockt wird. Auf der Bühne ist ständig Bewegung, es herrscht ein wahnsinnig hoher Energielevel. Die Musiker sind nahezu pausenlos unterwegs und nutzen die Größe der Bühne aus. Bassist und Urvieh Marco Mendoza reicht das nicht, er springt von der Bühne ins Publikum und dreht während der Song weitergespielt wird ein paar Runden zwischen die Reihen der begeisterten Fans. Arbeitstier Mendoza pumpt während der fast zwei Stunden wie ein Irrer auf die Bühne und reißt den Rest der Band sichtlich mit. Gitarrist Doug Aldrich – wie immer bärenstark – springt wie ein junger Hirsch über die Bühne und ist sichtlich angespornt von den überschwänglichen Publikumsreaktionen. Bei ihm merkt man, dass er nicht nur Gitarre spielt, er zelebriert das regelrecht. Regisseur des Abends ist ohne Zweifel Sänger John Corabi. Ich habe ihn vorher noch nie live gesehen und muss sagen: Der Typ beeindruckt. Mit einer gewaltigen Bühnenpräsenz und einer Lava-Röhre ausgestattet fällt es ihm leicht, das Publikum um den Finger zu wickeln. Vom Aussehen her erinnert er mich stark an Steven Tyler von Aerosmith, für den er offensichtlich eine kleine Schwäche hat. Mit seinem Bart und seinem zotteligen Aussehen verkörpert er den durchgeknallten Frontmann perfekt. Seine Ansagen sind lustig, originell und er hat das Publikum bestens im Griff. Was bei Songs wie „Make Some Noise“ oder „Mexico“ abgeht, ist ganz großes Rock’n‘Roll-Kino. Corabi beschwört in seinen Ansagen mehrfach, dass die Fans nicht nur Fans, sondern auch Freunde sind, über die er sehr glücklich und stolz ist. Das wirkt ehrlich, authentisch und kommt beim Publikum natürlich bestens an. Er hat an dem Abend Geburtstag und bekommt von den Fans ein Ständchen und von Marco Mendoza ein Gläschen Rotwein überreicht. Die Songs der neuen, recht ruppigen Scheibe Burn It Down sind etlichen Fans bereits bekannt und werden lautstark mitgesungen. Neuzugang und Schlagzeuger Deen Castronovo peitscht seine Jungs mit der Präzision und Wucht einer Dampfwalze über die Bühne. Es freut mich sehr für ihn, dass er wieder in einer Band Fuß gefasst, seine Drogenprobleme überwunden hat und sich offensichtlich wieder pudelwohl fühlt. Allerdings hätte man sich das Schlagzeugsolo getrost sparen können. Klar, der Gute kann was – aber für mich sind Drum-Solos mittlerweile eher ermüdend. Spielt lieber einen Song mehr! Am Unauffälligsten auf der Bühne agiert Gitarrist und Bandgründer David Lowy. Er spielt eine äußerst solide Rhythmusgitarre und genießt es sichtlich, mit diesen Top-Musikern auf der Bühne zu stehen und seine Lieblingslieder mit ihnen zu zocken. Bei der Vorstellung der Bandmitglieder wird jeweils kurz ein Lieblingssong des jeweiligen Musikers angespielt, wobei hier bei „Heaven and Hell“ und „Rock N Roll All Nite“ am meisten los ist. Die beiden Coverversionen passen gut ins Konzept, wobei hier bei dem Alex Harvey-Klassiker „Midnight Moses“ definitiv mehr Stimmung ist, als bei dem Stones-Stück. Der Zugabenblock beginnt mit dem neuen Stück „Judgement Day“, bei dem Aldrich eine rote doppelhälsige Gibson SG spielt, die traumhaft klingt. Hier schimmern deutlich Led Zeppelin durch – für mich einer der besten Songs des neuen Albums. Der letzte Song des Abends besteht aus einer lebendigen Version von Deep Purples „Highway Star“. Hier wächst Aldrich förmlich über sich hinaus. Das Orgelsolo wird mit einem speziellen Effekt von ihm auf der Gitarre gespielt, das Ritchie Blackmore Signatur-Solo im Anschluss perfekt wiedergegeben. Fans und Band geben noch einmal alles, bevor es nach fast zwei Stunden Spielzeit in den verdienten Feierabend geht. Das Backstage steht Kopf, die Musiker werfen tonnenweise Plektren und Drumsticks ins Publikum, das gar nicht mehr aufhören will zu klatschen. Was für ein Konzert! Ich bin schwer begeistert, so viel Spaß und Spielfreude von gleich zwei Top-Bands sieht man nicht jeden Abend. Beide Auftritte haben mich richtig mitgerissen. So geht es vielen im Publikum, man schaut ausnahmslos in zufriedene und lächelnde Gesichter. Fazit: Dieses Paket passt und kann von mir aus gerne wiederholt werden! Setlist The Dead Daisies: 1. Resurrected 2. Rise Up 3. Make Some Noise 4. Song and a Prayer 5. Dead and Gone 6. Mexico 7. What Goes Around 8. Guitar Solo 9. Last Time I Saw the Sun 10. Can't Take It With You 11. All the Same 12. Drum Solo 13. Bitch 14. With You and I 15. Rock and Roll All Nite / Highway to Hell / The Boys Are Back in Town / Smoke on the Water / Heaven and Hell 16. Mainline 17. Long Way to Go 18. Midnight Moses --- 19. Judgement Day 20. Highway Star Stefan Graßl |
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