Musik an sich


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Play Latin #9





Jerry González & Miguel Blanco Big Band
A Tribute to the Fort Apache Band
Youkali Music/ mc-galileo
Latin Jazz

In den Siebzigern prägte der Trompeter und Congaspieler Jerry González mit seiner Fort Apache Band die Latin Jazz-Szene von New York, dann zog er nach Spanien. Dort traf er auf einen Fan seiner Musik, den Arrangeur Miguel Blanco. Dessen kubanisch-spanische Bigband griff die Musik der Fort Apache Band mit González selbst nun wieder auf. Die Stücke sind von einem ständigen Wechsel zwischen kubanischer Musik und BeBop-geprägtem Bigband-Sound geprägt, teils mit atemberaubenden Bläsersätzen. Besondere Erwähnung verdienen die Perkussionisten, die quirlig und unentwegt ihr Bestes geben.

Banda Senderos
Mobulu
Momental/ SPV
Reggae/ Global Pop/ Deutschland

Die in Deutschland ansässige, musikalisch aber durchaus nicht hier verwurzelte Gruppe Banda Senderos ist ein typisches Beispiel für die schon seit längerem zu beobachtende Tendenz, stilistisch überall zuhause zu sein. Solche Bands sind meist wie hier auch multinational besetzt und singen auch in verschiedenen Sprachen (deutsch, spanisch, französisch, englisch), meist sogar wechselweise in einem Song. Reggae scheint das musikalische Bindeglied zu sein, ohne dass man die Band als Reggaeband bezeichnen müsste. Hier spielen viele andere Elemente eine Rolle. Von Flamenco-Pop bis Funk und Latin-Rhythmik steckt immer mal was drin, der Gesang wirkt oft perkussiv, da auch im Schnitt ein schnelles Tempo angesagt ist. Der Einsatz von Elektronik vermischt mit geschmeidigen Melodien gibt dieser Global Pop-Formation im Grunde eine deutliche Wendung zum Pop hin. Mestizo ist zwar nicht weit weg, klingt aber vergleichsweise aggressiver. Dazu passt auch, dass die Texte am ehesten den Inhalten von Love Songs entsprechen. Als Einstieg in weltmusikalische Gefilde für Youngsters geeignet.

Totó La Momposina Y Sus Tambores
Tambolero
Real World/ PIAS/ Rough Trade
Kolumbien

Die inzwischen 74-jährige Totó La Momposina zählt zu den bekanntesten Sängerinnen Kolumbiens. In ihrer Musik finden sich Elemente spanischer und afrikanischer Musik sowie der Musik der Anden. /i>„Tambolero“ ist eine remasterte Wiederveröffentlichung ihres Erfolgsalbum „La Candela Viva“ von 1993, mit dem sie ihre internationale Karriere startete. Auffallend schöne, vital wirkende Melodien und Anden-Folklore treffen auf afrikanische Trommeln. Immer noch gern gehört.

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Fatoumata Diawara & Roberto Fonseca
At Home (Live in Mariac)
Jazz Village/ Harmonia Mundi
Afro-Cuban Music

„Wo ist zuhause, Mama?“ sang einst Johnny Cash. Die malinesische Sängerin Fatoumata Diawara und der aufstrebende kubanische Pianist Roberto Fonseca nennen ihr Album „At Home“, aber es wirft die Frage auf, wo dieses zu Hause denn nun ist. In Kuba, in Afrika oder gar in den USA, denn der erste Titel kommt äußerst funky daher. Funk galt seit den Siebzigern als schwarze Musik, heute ist das eben anders. Da spielen Schwarze Musik aus weit auseinander liegenden Regionen miteinander. Fonseca hat auf seinem letzten Album da schon Erfahrung gesammelt. Im Grunde bietet das Album Afropop mit Jazz kubanischen Einschlags, wobei Fonsecas furiose Soli dazu führen, dass das Ganze nicht zu sehr in Richtung Salif Keita klingt. Die erste Zusammenarbeit des Duos gleich als Konzertmitschnitt zu präsentieren, zeigt, wie überzeugt Fonseca von der Kooperation mit der Malinesin war.

Marina Lledó
Noche Rara
Youkali Music/ mc-galileo
Latin Vocal Pop Jazz/ Brasilien, Spanien

Die Sängerin und Komponistin Marina Lledó ist die Tochter des Madrider Gitarristen Arturo Lledó, der in Brasilien aufwuchs und seinen brasilianischen Einfluss hörbar auf die Tochter übertrug. Daher gibt es auf dem Album etliche brasilianische Klassiker von Caetano Veloso oder Chico César. Bei dessen Hit „Mama Africa“ hört man Lledós Ansatz am deutlichsten. Sie verschleppt und verschleift die markante Rhythmik und den Ausdruck, womit der enthusiastische Charakter des Stückes verloren geht. Leider ist Lledó nicht mehr als eine der vielen, derzeit inflationär auftauchenden Jazz-Chanteusen, bei denen gesangliche Expression mit Wellness verwechselt wird.

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El Juntacadaveres
Twists and Turns
MW Records/ mc-galileo
Argentinien/ Crossover-Tango

Bei El Juntacadaveres kommt man zunächst ins Stutzen. Da treffen sich neben Tango Hip Hop, Art-Rock, Jazz, aber auch Cumbia, Blues und Walzer. Und neben dem Bandoneon hört man Saxophon oder Hammondorgel. Ist das etwa Mestizo auf Tango-Basis, dafür ohne die übliche Punk-Reggae-Mischung? Nun, was irritiert, ist immer erst mal zu begrüßen. Während der Tango in Argentinien einst als Mixtur aus europäischer, afrikanischer und lokaler Musik entstand, ging Bandleader und Multiinstrumentalist Enrique ‘Kike’ Noviello den umgekehrten Weg von Buenos Aires nach Europa und mischte dem Tango gehörig viele Einflüsse der dortigen Einwanderer bei. Heraus kam die vielleicht nächste Generation des Tangos, ein erfrischend abwechslungsreicher und quirliger Crossover, der wie oft in letzter Zeit, nicht mehr unbedingt die Elektronik im Vordergrund braucht. Vielleicht sollte man es Art-Tango nennen.

Monsieur Periné
Caja De Musica
Flowfish Records/ Broken Silence
Kolumbien/ Swing Manouche, Latin-Crossover

Musik aus Lateinamerika heißt nicht immer, dass sie nach Bossa Nova, Tango oder Cumbia klingen muss. Man hört dort natürlich auch Anderes, nein, nicht Justin Timberlake, sondern auch mal völlig Untypisches. So ist eine der in Kolumbien populärsten Bands Monsieur Periné, die sich dem Swing Manouche von Django Reinhardt in einer zeitgemäßen Fassung verschrieben hat, die auch die lateinamerikanischen Wurzeln nicht negiert. Global Pop im Grunde, wie er in der Weltmusik immer mehr hervortritt. Warum also nicht mal Charleston in Bogota tanzen? Aber das ist es nicht alleine. Immer wieder hört man den Klang typischer Andeninstrumente und das Repertoire wird um Walzer, Cha Cha Cha, Reggae und Barjazz erweitert. Dabei bleibt der Sound jedoch stimmig, zumal alles von der auf französichen Charme geeichten Stimme Catalina Garcias gebunden wird. Am schönsten kommt ihr bonbonfarbener Sound in /i>„Marineiro Wawani“ rüber, eine mit Doo Wop-Gesängen und Wassergeplätscher versetzte Ballade.



Hans-Jürgen Lenhart



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