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Britischer AOR vom Feinsten live in Concert: FM
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Die Band FM verirrt sich sehr selten in die hiesigen Breitengrade und hat mit den beiden Alben Rockville und Rockville II im vergangenen Jahr sehr viele positive Kritiken bekommen. Auch der Ruf einer sehr guten Live-Band eilt FM voraus. In München angekommen geht erst einmal die Sucherei los. Der Schuppen Strom liegt mitten in Münchens Innenstadt in der Nähe der Theresienwiese, auf der das jährliche Alkohol-Huldigungsfest Oktoberfest stattfindet. Mit dem Auto gar nicht zu erreichen muss ein kleiner Fußweg in Kauf genommen werden. Vor dem Club stehen vielleicht zehn Fans, aber das Konzert findet laut Türsteher definitiv statt. Das Strom ist ein kleiner Club, in den vielleicht 180 Leute rein passen. Ich schätze, dass an diesem Abend vielleicht 150 Fans da sind. Ein paar Die-Hard-Fans erzählen mir, dass FM das letzte Mal Mitte der 80er Jahre in München waren und dabei mehrere hervorragende Konzerte gegeben haben. FM legen ein äußerst fanfreundliches Verhalten an den Tag. Sämtliche Tourshirts werden für 20 Euro verkauft und alle angebotenen CDs für 10 Euro. Somit wird am Merchandising-Stand wesentlich mehr verkauft, als wenn die Alben für 15 Euro und mehr feilgeboten werden. Ein Beispiel, an dem sich andere Bands durchaus orientieren könnten.
Die Band 21 OCTAYNE war mir bis zu diesem Abend absolut unbekannt. Einige der Bandmitglieder sind jedoch alles andere als Nobodys. Sänger Hagen Grohe ist Sänger beim Joe Perry Project, eine Nebenbeschäftigung des legendären Aerosmith-Gitarristen. Marco Wriedt spielt bei Axxis Gitarre und Alex Landenburg verdrischt normalerweise die Dampfkessel bei Rhapsody. Mit Bassist Andrew Lauer haben sie ein wahres Tier am Tieftöner, der in bester Billy Sheehan-Manier (Mr. Big) sein Langholz bearbeitet. Die Musik geht dann auch ein bisschen in diese Richtung, wobei die Songs ansonsten musikalisch ziemlich abwechslungsreich sind. Sämtliche Musiker sind absolute Ausnahmekönner. Was Andrew Lauer auf seinem Bass abzieht, ist schier unglaublich. Sänger Hagen Grohe erinnert an Soundgardens Chris Cornell und könnte diesen mühelos live vertreten. Die Songs werden nur so raus gedonnert und nach gut einer halben Stunde ist dann auch Schluss. Die Band kommt beim Publikum sehr gut an, auch wenn der Stil in keinster Weise zu FM passt.
Bereits vor dem Auftritt kündigt der Roadie an, dass FM 10 Minuten nach dem Auftritt eine Autogrammstunde geben. Eine Tatsache, die mit viel Applaus bedacht wird. Eins ist jetzt schon klar: Der Abend wird spät. Um 22.15 Uhr kommen FM erst auf die Bühne und werden vom Münchener Publikum wie verlorene Söhne empfangen. Sichtlich gerührt legt die Band mit dem ausgezeichneten „Tough Love“ los und Frontmann Steve Overland beweist gleich zu Beginn, dass er eine einmalig gute Stimme hat. Die beiden verbliebenen Ur-Mitglieder Merv Goldsworthy (Bass) und Pete Jupp (Schlagzeug) werden mittlerweile von Jem Davis am Keyboard und Jim Kirkpatrick an der zweiten Gitarre begleitet. Die langen Haare sind mittlerweile ab aber nicht der Lack!
Bereits mit dem furiosen Doppelschlag „I Belong to The Night“ und „Face To Face“ vom Debütalbum lassen es die Briten ordentlich krachen. Sämtliche Musiker sind mit Feuereifer bei der Sache. Bassist Merv Goldsworthy benutzt die Bühne in ihrer kompletten Breite und das Gitarren-Duo Kirkpatrick/Overland harmoniert ausgezeichnet. Wenn man bedenkt, dass Steve Overland „nebenbei“ ja noch sämtliche Gesangsparts übernimmt, ist dies eine umso beachtlichere Leistung. Der Sound ist vom Start weg hervorragend und so kommen die Songs der Band sehr gut zur Geltung. Das Münchener Publikum feiert jeden Song frenetisch ab. Der Auftritt wird zum absoluten Heimspiel und Mr. Overland bedankt sich mehrmals für die hervorragende Unterstützung. Besonders gut gefällt mir, wie Bassist Merv Goldsworthy mit Pete Jupp am Schlagzeug harmoniert. Da passt jeder Einsatz und jede Pause. Die beiden sind mit einem Dauergrinsen ausgestattet und genießen den Auftritt in vollen Zügen.
Die eine oder andere Ballade wird z. B. mit „Closer To Heaven“ eingestreut. Auch die softeren Songs kommen sehr gut an. Steve Overland erzählt, dass die Tour bis jetzt sehr gut gelaufen ist und sie sich in Deutschland wie zuhause fühlen. Man glaubt es sofort, die Stimmung an dem Abend ist gigantisch. Man merkt förmlich, dass diese Band hierzulande sehr treue Fans hat und schon sehr lange nicht mehr auf Tour war. Mit „Crosstown Train“ wird ein Song der neuesten EP Futurama gespielt, der sich hervorragend in die Klassiker-Riege einfügt. Als Zugabenblock wird die Überballade „Frozen heart“ ausgepackt, bei der man bei etlichen gestandenen Mannsbildern Tränen in den Augen sehen kann. „The Other Side Of Midnight“ und das finale „I Heard It To The Grapevine“ bilden einen Schluss, der passender und emotionaler nicht hätte sein können. Unter tosendem Beifall wird die Gruppe von ihren Fans verabschiedet und sichtlich beeindruckt verlassen FM nach genau 90 Minuten die Bühne.
Vor der Bühne stehen lauter begeisterte Fans, die ein Hammerkonzert miterlebt haben. Ich hatte mit einer derart kompakten und wuchtigen Leistung nicht gerechnet. Goldkehlchen Steve Overland hat an dem Abend wirklich fantastisch gesungen und war für mich das absolute Highlight des Abends. Für Melodic-Rock-Fans ist diese Band ein Pflichttermin! Einziger Negativpunkt ist für mich der späte Beginn des Konzerts. Um 23.45 Uhr war der Gig zu Ende, etliche Fans inklusive mir hatten einen weiten Anfahrtsweg. Schon allein hinsichtlich dieser Tatsache wäre ein früherer Konzertbeginn mehr als sinnvoll.
Setliste:
Tough Love
I Belong to the Night
Face to Face
Don't Stop
Closer To Heaven
That Girl
Let Love Be The Leader
Hot Wired
Cold Hearted
Bad Luck
Metropolis
Over You
Crosstown Train
Burning My Heart Down
Frozen Heart
Other Side of Midnight
I Heard It Through the Grapevine
Stefan Graßl
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