Musik an sich


Reviews
Wally

Montpellier


Info
Musikrichtung: Progressive

VÖ: 08.11.2011

(Gonzomusic)

Gesamtspielzeit: 55:20

Internet:

http://www.wallymusic.co.uk


Gut Ding will Weile haben. Das kann, wer will, auf diese doch sehr spät kommende Review beziehen. Gemeint ist aber eher das, was auf der CD zu hören ist. Ein Teil der hier zu hörenden Stücke basiert auf Demos, die 1975 für das dritte Album von Wally gedacht waren, die damals im weiteren Umfeld von Yes aktiv waren. So wurde ihr Debüt von Rick Wakeman co-produziert und später nahm Yes-Manager Brian Lane auch Wally unter seine Fittiche.

35 Jahre später haben sich die Wally-Gründer Roy Webber und Paul Middleton wieder zusammen getan, die alten Demos abgestaubt und neues Material aufgenommen. Das Ergebnis hört auf den Namen Montpellier und sich nach allem möglichen, aber nicht Yes an. Aus den 70ern gerettet hat man auf jeden Fall die scheuklappenfreie Weigerung, sich unter irgendein Stil-Diktat zu beugen.

Das Album beginnt mit zwei melancholischen Prog-Nummern, die recht verhalten sind und dennoch hymnische Elemente enthalten, gleichförmig daher kommen, ohne mit Langeweile zu drohen. Das Cover der CD passt hervorragend dazu.
Die Gleichförmigkeit bleibt bei dem starken „Thrill is gone“ zwar erhalten, aber hier zeigen sich Wally dennoch von einer ganz anderen Seite. Die verzerrten Gitarren haben massiven Biss, mit dem sie sich ihren Weg durchs Dickicht bahnen.
Das Besondere am folgenden „Surfing“ ist nicht die Tatsache, dass er sich als etwas klappernder, akustischer Reggae entpuppt, sondern dass zum ersten Mal eine im Folgenden häufiger zu hörende, stark an Joe Cocker erinnernde Rock-Röhre zum Einsatz kommt. Fantastisch wirkt das bei „Human“, das fast ohne Melodie und Rhythmus auskommend eine reine Inszenierung von Kraft ist, zu der die Stimme ihren wichtigen Teil beiträgt
Mit „In the Night“ gibt es das nächste Highlight. Der slowe Beat des Drummers gibt dem Stück trotz der kraftvoll agierenden Gitarren eine eher ruhige Atmosphäre, die noch deutlicher wird, wenn außer Roger Narraway nur Piano und Orgel den Gesang begleiten.
Bevor das ganz ruhige „Giving“ den Hörer entspannt entlässt, wird noch mal eine ganz neue Seite aufgeschlagen. Bei der Americana-Ballade „She said“ sorgt der Sänger für eine Songwriter-Attitüde im Westcoast-Kontext.

Obwohl es eine ganze Reihe von Compilations gibt, die einen geringeren Stil-Bereich erfassen, gelingt Wally das Kunststück, auf Montpellier nie den roten Faden zu verlieren.

Kompliment!



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Sailor 7:40
2 Sister Moon 6:04
3 Thrill is gone 6:02
4 Surfing 7:16
5 In the Night 6:06
6 Human 6:29
7 She said 7:17
8 Giving 8:24
Besetzung

Roy Webber (Voc, Git)
Paul Middleton (Voc, B, Silde Git)
Pete Sage (Violine, Mandoline, Git)
Roger Narraway (Dr)
Will Jackson (Git, Piano)
Nick Glennie-Smith (Keys)
Frank Mizen (B, Pedal Steel, Git)

Gäste:
Phil Dean (Git <6>)
Rob Reynolds (Voc <8>)
Teri Sullivan (Back Voc)
Kate Peters (Back Voc)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>