David Bowie
Zeit! 77 - 79
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Bei EMI scheint man den derzeitigen Aufschwung von David Bowie nach seinem Albumcomeback The next day nutzen zu wollen und veröffentlicht kurzerhand die neue CD-Box Zeit! 77 - 79. Fans wissen es gleich: in diesen Zeitraum fällt die künstlerisch so hochgeschätzte „Berlin-Trilogie“ des britischen Künstlers. Und nichts anderes enthält der Pack auch. Sprich, die drei Alben Low, Heroes und Lodger sowie zusätzlich das Doppel-Livealbum Stage. Es sind die originalen CD-Releases von 1999 (die Studioalben) bzw. 2005 (das Livealbum) und nicht nur lieblose Papphüllen enthalten. Das Ganze steht auch noch zum schmalen Preis im Händlerregal. Hiermit kann man also günstig seine Diskografielücken schließen oder als Bowie-Neuling hineinschnuppern. Altfans können getrost weiterlesen. Denn ansonsten gibt es nichts Neues. Betrachten wir trotzdem mal kurz, was es auf den fünf CDs zu hören gibt.
David Bowie wohnte ab Mitte der 1970er Jahre einige zeitlang im damals noch geteilten Berlin und gab sich nicht nur den Drogen hin, sondern suchte offensichtlich nach einer neuen künstlerischen Identität. Mit dem ehemaligen Roxy Music-Mitglied Brian Eno und dem Produzenten Tony Visconti fand er die passenden Unterstützer. Erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit war das Album Low. In der ersten Hälfte findet man vor allem schräge Popsongs, die erstaunlich unausformuliert klingen und eher auf Textfragmenten, als auf richtiger Lyrik beruhen. Hinzu kommt ein schon fast avantgardistischer Sound, den man so von dem Musiker noch nicht kannte. Diese Linie schlug vor allem in der zweiten Hälfte durch, die aus reinen Instrumentalstücken besteht, bei denen Bowie und Eno keinen Hehl aus ihrem Faible für Krautrock-Band der Marke Can, Kraftwerk oder Neu! machen. Höhepunkt ist dabei das düstere „Warszawa“. Ansonsten warf die zweigeteilte Platte nur wenig echte Hits ab, wenn man vom bekannten „Sound and vision“ absieht. Trotzdem ist Low auch heute noch ein durchgehend schönes, wenn bisweilen recht düsteres Hörerlebnis.
Heroes setzte diese Linie fort. Aufgenommen wurde es mit dem gleichen Personal dieses Mal komplett in den später legendären Hansa-Studio, Westberlin. Im Gegensatz zu Low klingt dieses Album insgesamt etwas lebensfroher und geradliniger, was zum großen Teil sicherlich am grandiosen Titelstück und Nummern wie dem schräg-treibenden „Beauty and the beast“ oder „Sons of the silent age“ liegt. Bei „Black out“ schlägt der damalige Wahnsinn allerdings wieder komplett durch. Auch Heroes besitzt eine Zweiteilung und enthält in der hinteren Hälfte instrumentale Stücke. Hier wirkt das Ganze noch etwas ambienthafter als auf Low. Noch heute gelten beide Alben nicht zu unrecht als Klassiker und Bowie selbst zitierte das Cover von Heroes auf seinem neuesten Album.
Nach Heroes ging David Bowie wieder auf Tour. Das Doppelalbum Stage stammt aus dieser Zeit. Bereits in mehreren Versionen veröffentlicht, haben wir es hier mit diesem Remaster mit der ultimativen Ausgabe zu tun. Der Bühnenaufbau wirkte damals mit seiner Neonröhren-Beleuchtung seltsam unnahbar und teils klingt auch die Musik darauf so - vor allem in der ersten Hälfte des Konzerts, die zum großen Teil aus Songs von Low und Heroes bestand. Hier muss man den Musikern bescheinigen, dass sie es tatsächlich geschafft haben, den Studiosound in die Livesituation zu retten. In der zweiten Hälfte darf allerdings auch wieder der Schelm Ziggy Stardust durchblinzelnn. Insgesamt vielleicht nicht die aufregendste Aufnahme von David Bowie, aber allemal eine interessante.
Mit den vorhergehenden Studioalben hat Lodger nur insofern zu tun, als dass es mit demselben Team aus Brian Eno und Tony Visconti eingespielt wurde. Aufgenommen wurde es dieses Mal allerdings in der Schweiz. Musikalisch unterscheidet es sich doch ziemlich stark und zeigt einen Künstler, der offensichtlich wieder etwas auf der Suche ist. Die Trennung von Eno stand kurz bevor und das Songmaterial wurde geradliniger und weniger experimentell und damit etwas freundlicher. Trotzdem findet man in den Songs ein paar neue Elemente. So schlägt beim seltsamen „Yassassin“ eine starke arabische Note durch oder erste New Wave-Anklänge finden ihren Weg in den Bowie-Sound. Echte Highlights hat die Platte allerdings nicht zu bieten und sie ist insgesamt die langweiligste der drei Eno/Bowie-Produktionen.
Mario Karl
Trackliste |
Low:
1. Speed Of Life
2. Breaking Glass
3. What In The World
4. Sound And Vision
5. Always Crashing In The Same Car
6. Be My Wife
7. A New Career In A New Town
8. Warszawa
9. Art Decade
10. Weeping Wall
11. Subterraneans
Heroes:
1. Beauty And The Beast
2. Joe The Lion
3. “Heroes”
4. Sons Of The Silent Age
5. Black Out
6. V-2 Schneider
7. Sense Of Doubt
8. Moss Garden
9. Neuköln
10. The Secret Life Of Arabia
Stage CD1:
1. Warszawa
2. 'Heroes'
3. What In The World
4. Be My Wife
5. Black Out
6. Sense Of Doubt
7. Speed Of Life
8. Breaking Glass
9. Beauty And The Beast
10. Fame
Stage CD2:
1. Five Years
2. Soul Love
3. Star
4. Hang On To Yourself
5. Ziggy Stardust
6. Art Decade
7. Alabama Song
8. Station To Station
9. Stay
10. TVC 15
Lodger:
1. Fantastic Voyage
2. African Night Flight
3. Move On
4. Yassassin
5. Red Sails
6. DJ
7. Look Back In Anger
8. Boys Keep Swinging
9. Repetition
10. Red Money |
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