Musik an sich


Reviews
Mike Patton

Mondo Cane


Info
Musikrichtung: Chanson, Pop

VÖ: 07.05.2010

(Ipecac/Soulfood)

Gesamtspielzeit: 36:49

Internet:

http://www.myspace.com/mikepattonofficial
http://www.ipecac.com


Musiker wie Mike Patton gibt es heutzutage viel zu wenige auf der Welt! Musiker die immer wieder nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen suchen, die auch mal so richtig extrem und skurril sein können, aber stets mit vollem Herzblut präsentiert werden. Dabei hatte dieser Kalifornier schon einige (manchmal seltsame) Bands und Projekte. Egal ob Fantomas, Mr. Bungle, Tomahawk, Peeping Tom oder auch Gastauftritte bei Björk oder John Zorn. Sein neuestes Projekt nennt sich Mondo Cane und ist das musikalisch am wenigsten extreme Stück Musik seiner bunten Karriere. Oder doch genau das Gegenteil? Es kommt jedenfalls ziemlich unerwartet - zumindest wenn man sich nicht tagtäglich mit dem Schaffen des Herrn auseinandersetzt.

Italienische Schlagerstücke der 50er und 60er Jahre, eingespielt mit Band, Orchester und Chor. Wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt, hat dies in Mike Pattons Hände schon etwas Skurriles an sich. Aber meine Herren, es funktioniert! Ein croonender Patton mit einem wahnsinnigen Crescendo, sowie mit der Ausstrahlung eines mediterranen Chansonniers und des satirisch Übertriebenen, das hat schon was. Dabei weiß man nie, ob sich der Mann nur einen Spaß daraus machen möchte oder er das wirklich ernst meint. Doch am Ende hat Mondo Cane richtig Charme und man packt alsbald den Chianti aus und stellt sich dazu die Atmosphäre einer schwülen Sommernacht unter freiem Sternenhimmel vor, wenn „Ore D'Amore“ melancholischen Schlagerkitsch verbreitet, „20 KM Al Giorno“ an einen schmutzig grienenden Adriano Celentano erinnert oder man ein euphorisches „L'Uomo Che Non Sapeva Amare“ vernimmt.

Dabei klingt das stimmliche Chamäleon Mike Patton wieder einmal absolut unglaublich. Gibt es denn etwas was dieser Mann nicht singen kann? Denn auch hier scheint er sich hörbar pudelwohl zu fühlen. Dazu passt die beflügelnde, große Instrumentierung, die auch mal ganz spartanisch wie bei „Scalinatella“ sein kann, mit einem Hauch von swingendem Jazz daherkommt oder mit Tex-Mex-Trompeten fast an alte Western-Soundtracks erinnert. Dazwischen gibt es ebenso ein paar Skurrilitäten wie das großartige „Urlo Negro“, das zwischen wildem Geschrei und großen Harmoniegesten hin und her pendelt.

Wie man es dreht und wendet: Mondo Cane besitzt eine absolute Ausnahmestellung im Katalog von Mike Patton. Einfach wunderbar, wie der Mann den elitären Krach-Advantgardisten damit den ausgestreckten Mittelfinger ins Gesicht streckt. Ungewohnt und saucool!



Mario Karl



Trackliste
1Il Cielo In Una Stanza3:55
2 Che Notte!3:18
3 Ore D’Amore2:52
4 Deep Down3:21
5 Quello Che Conta4:03
6 Urlo Negro2:49
7 Scalinatella3:15
8 L'Uomo Che Non Sapeva Amare3:17
9 20 KM Al Giorno2:55
10 Ti Offro Da Bere2:27
11 Senza Fine4:37

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