Da ist es wohl jemandem langweilig geworden. Oder warum sonst veröffentlicht Mötley Crüe-Sänger Vince Neil sein drittes Soloalbum, während seine Hauptband sich eine kleine Pause gönnt? Übrigens das erste seit dem 1995er Langdreher Carved in stone. Aber wirklich viel Neues bietet das von Jack Blades und Marti Frederikson co-produzierte Tattoos & Tequila leider nicht. Denn abgesehen von zwei neuen Titeln, findet man darauf nur Coverversion alter, partyerprobter Schoten, die manchmal schon einen ganz schön langen Bart haben.
So zum Beispiel ZZ Tops „Beer drinkers and hell raisers“ oder Elvis' „Viva Las Vegas“. Ziemlich gut passend zum schmierigen Image Neils und recht cool sind dagegen Cheap Tricks „He's a whore“ und Elton Johns „Bitch is back“. Der Glamcharme von Sweets „Ac/Dc“ passt sowieso, CCRs „Who will stop the rain“ klingt hier souverän entspannt und „Long cold woman“ der Hollies rockt auch ganz nett. Lediglich dem alten Scorpions-Track „Another piece of meat“ fehlt ein wenig die Power und aus dem Punk von „No feelings“ (Sex Pistols) wurde ein solider leck-mich-am-Arsch-Rocksong.
Bleiben noch die beiden neuen Lieder. Der Titeltrack „Tattoos and tequila“ ist ein recht zeitgemäßer, aber etwas unspektakulärer Rocksong mit dem üblichen Schürzenjägertext. Nur leider ist Vince Neil mit den Jahren ganz schön der Rotz abhanden gekommen. Das fällt bei der Ballade „Another bad day“ natürlich nicht so auf. Dieses Lied ist ein von Nikki Sixx geschriebenes Überbleibsel aus der Zeit von Mötley Crües New Tattoo.
Was bleibt, sind also zehn teils recht schmissig interpretierte Klassiker und zwei eher durchschnittliche neue Songs. Das macht ein nettes, aber keinesfalls spektakuläres Album, das wahrscheinlich nur im Sommer so richtig seine Wirkung entfaltet. Also ihr Cabrio- und Gartenpartyfreunde: Tattoos & Tequila könnte etwas für euch sein!