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Bach, J. S. (Faust)
Sonaten & Partiten für Violine Solo 1 (BWV 1004-1006)
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Info |
Musikrichtung:
Barock Violine
VÖ: 26.04.2010
(Harmonia Mundi / Harmonia Mundi 2009 / Best. Nr. HMC 902059)
Gesamtspielzeit: 68:57
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AUS DEM GEIST DES ZEN
J. S. Bachs Sonaten und Partiten für Solo-Violine aus dem Geist des Zen? Zumindest erweckt das Cover der CD den Eindruck, dass die Künstlerin Isabelle Faust sich strengen buddhistischen Exerzitien unterworfen hat, als sie sich daran begab, die Nr. 4-6 einzuspielen. Und auch der Höreindruck bestätigt, dass ihre Interpretation sich durch eine gelassene Strenge auszeichnet, die den Blick vor allem auf den Bauplan der Musik richtet, weniger auf ihre affektive Seite. In ihrem Artikel im Beiheft bekundet die Künstlerin ihren tiefen Respekt vor diesem Opus Magnum des Solorepertoires für Geige und spricht von dem „Kathedralen-ähnlichen Gesamtkunstwerk“, dass Bach komponiert habe. Vor allem gälte es, „Harmonie und Polyphonie zu erfassen und hörbar zu machen“ sowie die Stellung jedes einzelnen Satzes im ganzen Zyklus und der jeweiligen Sonate zu berücksichtigen. Diese formalen Aspekte stehen bei ihrer Interpretation im Vordergrund, ohne dass ich sie darum als nur analytisch bezeichnen möchte.
Allerdings: Ein Geiger wie Christian Tetzlaff hat in seiner zweiten Einspielung des gesamten Zyklus‘ bei vergleichbar konzentrierter Herangehensweise bereits in der eröffnenden Allemande von Nr. 4 ungleich mehr emotionale Druck- und Spannungspunkte entdeckt (Hänssler Classics 2006). Romantisch möchte man seine Version darum aber kaum nennen. Faust bleibt da diskreter: Sie lässt sich die Musik hier wie eine unendliche Melodie entfalten, die maßvoll, fast ein wenig schleppend dahinströmt und an der Oberfläche mit minimalen Zäsuren aufgeraut wird. Andererseits geht die Geigerin die schnellen Sätze mit energetischem Schwung an. Angesichts der virtuellen Überlagerung der Stimmen vergisst man, dass man hier ein Soloinstrument hört. Man kann bei der funkelnden Gigue (Nr. 4 u. 6) oder dem brillianten Allegro assai (Nr. 5) geradezu sehen, wie sich dort „Pfeilerbündel“, „Strebe- und Maßwerk“ oder kühn geschwungene „Bögen“ zu weit ausgesponnenen musikalischen Architekturen fügen. Dies gilt in besonderem Maß auch für die monumentale Ciaconna. Hier wie auch in den sperrigen „mehrstimmigen“ Stücken klingt das Instrument, eine Stradivari, immer angenehm dunkel timbriert und entspannt. Die technische Seite tritt als Herausforderung praktisch gar nicht in Erscheinung, so souverän meistert Faust diesen Teil der Musik.
Also: Eine Einspielung, bei der eine noble Zurückhaltung waltet. Es gibt weder zu viel noch zu wenig von allem. Isabelle Faust formt die Musik nicht zum persönlichen Bekenntnis oder Seelenspiegel um. Das kann man angenehm uneitel und instruktiv oder eben auch unbarock nüchtern empfinden.
Georg Henkel
Besetzung |
Isabelle Faust: Violine (Stradivari)
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