Musik an sich


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SANDSTRAHLMANNE - Das Rieser Original live im Herzen des Kraters




Info
Künstler: Sandstrahlmanne

Zeit: 24.03.2007

Ort: Nördlingen (Neue Welt)

Besucher: ca. 150

Internet:
http://www.sandstrahlmanne.de

„Das Nördlinger Ries ist eine Region im Grenzgebiet zwischen Schwäbischer und Fränkischer Alb im Städtedreieck Nürnberg-Stuttgart-München. Der Name Ries leitet sich vom Namen der römischen Provinz Raetia ab. Das nahezu kreisförmige, flache Ries hebt sich auffällig von der hügeligen Landschaft der Alb ab. Es handelt sich um die Überreste eines etwa 15 Millionen Jahre alten Einschlagkraters, der aus dem Ries-Ereignis hervorging. Trotz des Alters zählt es zu den am besten erhaltenen großen Impaktkratern der Erde.“

Wo früher rohe intergalaktische Kräfte walteten und so eine der schönsten Landschaften im Süden Deutschlands schufen, gibt es heute einen Mann der Ähnliches auf den Bühnen eben jener Landschaft veranstaltet. Sein Name: Manfred Deiner, besser bekannt als „Sandstrahlmanne“ (vgl. Wikipedia zum Thema). Als Dichter von humoristischen Liedern und anderer bizarrer Lyrik sucht er schon seit 20 Jahren seine Erfüllung. Und spätestens als er vor einer Dekade seinen langhaarigen Genossen und musikalischen Mitstreiter Thomas Ernstberger (Akustik-/E-Gitarre) gefunden hat, nahm die Sache so richtig Form an und seine (überwiegend im Dialekt gesungenen) Lieder über diverse Trinkgelage, skurrile Personen, zelebrierte Bedeutungslosigkeiten und andere epochale Dinge, zogen so langsam ihre Runden. An sich sind seine Liedermacherkleinode absoluter mitschunkelbarer Trash und für Außenstehende oft etwas schwer nachvollziehbar, aber für seine Fans ist er einfach nur Kult. Und durch seine bodenständige und natürliche Art hat er die Lacher schnell auf seiner Seite.

An einem angenehmen Frühlingstag im März war es wieder soweit, dass die beiden Mannekings ihre Werke in ihrer Hochburg „Aris’ Neue Welt“ zu Nördlingen zum Besten gaben. Die regelmäßigen Auftritte hier haben bereits eine lange Tradition und wie zu erwarten, war der Laden, der genauso rustikal anmutet wie der Hauptakteur selbst, wieder mehr als einfach nur gut gefüllt. Denn welcher Rieser, der nicht gerade zum Lachen in den Keller geht und auch nichts gegen eine Ladung geballten Blödsinns in geselliger Runde einzuwenden hat, lässt sich das schon entgehen? Die Stimmung war dementsprechend vom ersten Lied an sehr gut und die für sich selbst geschriebene Hymne „Sandstrahlmanne“ erschallte gleich aus zig Kehlen. Passend zum Ambiente kündigte der Manne anschließend seine große Trinkliederrunde an und gab Songs vom Schlage „Ich trink den Wein wie’s Bier“ und „Bananenmilch“ zum Besten. Aufgelockert immer wieder durch wirre Erzählungen über ihre Entstehungsgeschichte, die einen schönen Einblick in das Wesen des Zoltinger Originals gaben. Und so ging es die nächsten zwei Stunden mit weiteren Schmankerln wie „Meine Gummipuppe“, „Schieß ein Tor“, „Der Zipfel“, dem „Internet-Song“, „Liebste Sonja“, „Kuhstall Blues“ und die Ode an die Perle im Ries, „Nördlingen“.

Das Publikum wurde mit laufender Spielzeit immer lockerer und konnte sich kaum auf den Sitzen halten (wird doch wohl der Alkohol nicht seine Finger im Spiel gehabt haben?) und davon ließen sich natürlich auch die beiden Herren auf der improvisierten Bühne anstecken. Ergebnis war ein verschwitzter Sandstrahlmanne mit hochrotem Gesicht, dafür aber glücklich und gelassen. Sehr bewundernswert an ihm ist immer wieder, dass er sich keinesfalls scheut sich selbst zum Affen zu machen. Aber er kann sich sicher sein, dass es ihm das Publikum nach einer gewissen Eingewöhnungsphase gleich tut. Bei dieser an den Tag gelegten Euphorie kann man nur froh sein, dass der im Hintergrund agierende Thomas Ernstberger die in die Luft gestoßenen Gesangsfetzen immer wieder in geordnete Bahnen lenkte, damit das Ganze nicht vollends im Chaos endete. Was am Ende für alle blieb war ein ausgelassener und unterhaltsamer Abend mit netten Leuten und das Erstaunen darüber doch wieder blödsinnige Lieber über fiktive Personen wie „Theo“ (der ein Problem mit Körperausdünstungen hat) und „Waldmar“ (na, alles klar?) mitgesungen zu haben. Aber nichts desto trotz, wir sind auch beim nächsten Auftritt des Blödelbarden dabei wenn es wieder heißt: „Hab mich so in Dich verknallt“.


Mario Karl



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