Musik an sich


Reviews
Ken Hensley

Elements, Anthology 1968-2005


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 24.11.2006

(Castle / Zomba)

Gesamtspielzeit: 153:43

Internet:

http://www.ken-hensley.com


Dreizehn Studioalben hat Ken Hensley in den zehn Jahren von 1970 bis 1980 mit Uriah Heep eingespielt. Diese 10 Jahre werden auf der ersten CD dieses Doppelalbums präsentiert. CD 2 gehört seiner Solokarriere, die zur guten Hälfte bereits parallel zu seinem Engagement bei Uriah Heep stattfand (Tracks 1-11). Dazu kommen drei Tracks von Bands, bei den Hensley vor Uriah Heep involviert war und ein Stück von Blackfoot, bei denen er später kurzzeitig eingestiegen war.
Besondere Ausgrabungen, wie Single-b-Seiten, alternative Mixe oder gar unveröffentlichtes Material gibt es nicht. Alle Stücke stammen von regulären Studio-Alben, sind aber von Hensley im eigenen Studio in seiner neuen Heimat Spanien remastert worden.

Das Album wird von einem gut bebilderten 12-seitigen Booklet begleitet, in dem Hensley zu jedem Stück seine Kommentare abgibt. Auf der ersten CD sind die ganz illustrativ, da sie die Uriah Heep History begleiten. Bei der zweiten Scheibe erfährt man leider nur wenig über die Scheiben und ihre Entstehungsbedingungen, wenn man einmal von der Kokainabhängigkeit, in der sich Hensley Anfang der 80er befand, und der beiläufigen Erwähnung seiner späteren Hinwendung zum Christentum absieht.
Auch die Angaben, die gemacht sind, sind zum Teil schluderig. “The last Dance“, ein Song auf den Hensley besonderen Wert legt, ist in der Tracklist unter dem falschen Titel “The Return“ gelistet. Bei “I close my Eyes“ fehlt die Angabe, dass das Stück nicht von Hensley solo, sondern von The Hensley Lawton Band stammt, eine Formation, die Hensley nach 16 Jahren Abstinenz wieder ins Geschäft brachte.
Angaben, von welchen Alben sie Stücke stammen, fehlen bei den letzten drei stücken. Die Discographie ist lückenhaft – zumindest das Album der Hensley Lawton Band fehlt wiederum.

Natürlich war die Zeit bei Uriah Heep die wichtigste Phase seiner Karriere. Angesichts etwa 17,834 existierender Uriah Heep-Compilations hätte ich es aber interessanter gefunden, hätte man hier auf die Heep-Beiträge verzichtet und statt dessen eine Seite von Ken Hensley beleuchtet, die schwierig zu ergründen ist – nämlich seine Beteiligung an diversen CDs als Gastmusiker, darunter bei Cinderella, W.A.S.P., Ayreon, Therion und Metallium. Davon ist auf dieser Werkschau leider überhaupt nichts zu erkennen.

I: Uriah Heep
Die Uriah Heep Best of auf der ersten CD setzt andere, ruhigere Akzente als reguläre Heep Best ofs. Tracks wie „The Park“, Blind Man“ oder “The easy Road” erscheinen eher selten auf Heep-Zusammenstellungen. Andere „Must be“s, wie “Gypsy“, „Bird of Prey“ oder “Easy Livin’“ fehlen dagegen.
Die Schwerpunkte sind letztlich aber ähnlich. Mit je zwei Tracks sind die Alben von Salisbury bis The Magician’s Brithday besonders betont. Ungewöhnlich, aber verständlich die Auslassung des Heep-Debüts. Hensley war erst während der Aufnahmesessions bei Heep eingestiegen und hatte noch wenige eigene Ideen einbringen können. (Das folgende Album Salisbury hat er dafür fast im Alleingang geschrieben.) Auch Henselys Schwanengesang bei Heep, Conquest, einer der Tiefpunkte in der Heep-Karriere, wird ausgelassen. Zwar stammen hier fast alle Songs aus seiner Feder. Innerlich war er aber bei der Band, die aus einer Art Notbesetzung bestand, wohl bereits ausgestiegen.
Hensleys immer noch lebendige Aversion gegen die Entwicklung der Band dokumentiert sich in seinem Kommentar “Ich konnte nicht mit John Sloman (dem damals neuen Heep-Sänger; NvF) arbeiten. Er repräsentierte alles, was in der Band falsch lief.“

II: Ken Hensley
Der erste Abschnitt des Hensley Solowerks besteht aus den beiden Soloalben, die er noch während seiner Zeit bei Heep veröffentlicht hat.
Hier wird seine ruhige Seite besonders stark betont. Wahrscheinlich weil er seine rockigen Seiten bei Heep austoben konnte. “From Time to Time“ bezeichnet er selber als von Neil Young beeinflusst. So erleben wir hier eher den Songwriter, der sich zudem noch überwiegend akustisch präsentiert. Das leicht rockige “Proud Words“ und die kraftvolle Akustik-Ballade “Cold Autumn Sunday“ sind die Highlights des ersten Albums Proud Words on a dusty Shelf von 1973.
Eager to please folgt 1975. Die hier repräsentierten Stücke sind im Vergeleich zum ersten Album zum Teil schnulziger (8,11); zum Teil rockiger (7,10). Dabei sind das mit Saxofon unterstützte “In the Morning“ und das „Kinderlied“ ”Through the Eyes of a Child” die Highlights.
In den Kommentaren distanziert sich Hensley zum Teil etwas belustigt über diese “Jugendsünden”.
Fünf Jahre später ist er auf Koks, bei Heep ausgestiegen und bringt das Album Free Spirit heraus, das von seiner desolaten Situation nichts merken lässt. Das frische melodische Rockalbum mit Druck und Gefühl hat zwar ebenfalls nichts mehr mit Hard Rock zu tun, ist aber das beste Album, das Hensley außerhalb Heeps veröffentlicht hat.
2001 tritt Hensley nach langer Pause wieder in die Öffentlichkeit. Drei Stücke beleuchten diese Phase nur ungenügend. Das ruhige “I close my Eyes“ stammt wie bereits gesagt von der Hensely Lawton Band, repräsentiert diese aber nur bedingt, da ihr Programm auch auf der erschienen CD überwiegend aus Heep-Songs bestand. Fesselnd ist das lange “The last Dance“, das in den Spuren von “The Wizard“ wandelt und wie eine lange klassisch progressive Version des 3-Minuten-Klassikers wirkt. Inhaltlich wird Hensleys Wendung zum Christentum greifbar. Dass scheint angesichts der Hallelujah-Chöre auch bei dem sehr hymnischen Rausschmeißer "Romance" der Fall zu sein.

III: Die anderen Bands
The Gods, die Band, in der Hensley bereits vor Heep einmal Lee Kerslake begegnet war, begrüßt uns mit einer nervig hohen, dünnen Stimme (Hensley) und eher banalen Lalala-Chören. Lediglich die Keyboards lassen aufhorchen.
Es folgt der Opener des psychdelischen Beat-Albums Orgsam von Head Machine, einem Pseudonym der Band Toe Fat, das benutzt wurde, da Orgasm nur eingespielt wurde, um Kohle zu machen. Dennoch ist das von jaulenden Keyboards, verzerrten Gitarren und einer kraftvolleren Stimme geprägte Stück ein deutlicher Fortschritt gegenüber den Göttern.
Obwohl Hensley wie bereits gesagt kompositorisch wenig zu dem Heep-Debüt Very ’eavy, very ’umble beigetragen hat, stellt der bluesig harte Track von Toe Fat bereits eine Nähe zu diesem Album her. Die Kraft, die hinter ihm steckt, stammt auch von der erdigen Stimme Cliff Bennetts.
Das Blackfoot-Stück auf der zweiten CD klingt schlicht, als wolle die Band krampfhaft wie Heep klingen ohne dass auch nur im Ansatz zu erreichen.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 Looking Glass (The Gods) (4:11)
2 Climax - You tried to take it all (Head Machine) (6:50)
3 Working Nights (Toe Fat) (2:32)
4 The Park (Uriah Heep) (5:41)
5 Lady in Black (Uriah Heep) (4:43)
6 Look at yourself (Uriah Heep) (5:08)
7 Tears in my Eyes (Uriah Heep) (4:59)
8 The Wizard (Uriah Heep) (2:58)
9 Rainbow Demon (Uriah Heep) (4:24)
10 Sunrise (Uriah Heep) (4:04)
11 Blind Eye (Uriah Heep) (3:33)
12 If I had the Time (Uriah Heep) (6:17)
13 The easy Road (Uriah Heep) (2:42)
14 A Year or a Day (Uriah Heep) (4:26)
15 Can't keep a good Band down (Uriah Heep) (3:37)
16 Wise Man (Uriah Heep) (4:41)
17 Free me (Uriah Heep) (3:33)
18 Falling in Love (Uriah Heep) (2:53)

CD 2
1 When the Evening comes (4:37)
2 From Time to Time (3:37)
3 Rain (3:14)
4 Proud Words (3:14)
5 Fortune (5:16)
6 Cold Autumn Sunday (5:28)
7 Eager to please (4:53)
8 Secret (4:03)
9 Through the Eyes of a Child (2:19)
10 In the Morning (2:35)
11 How shall I know (4:04)
12 The System (2:35)
13 No more (4:34)
14 New Routine (3:28)
15 Send me an Angel (Blackfoot) (4:39)
16 The last Dance (8:25)
17 I close my Eyes (The Hensely Lawton Band) (4:34)
18 Romance (4:40)

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