Saga
Worlds apart revisted
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Gut 25 Jahre danach haben Saga ihr kommerziell erfolgreichstes Album Worlds apart noch einmal komplett auf die Bühne gebracht. Dass passt auf der einen Seite. Denn in den vergangenen Jahren haben sich die Kanadier wieder immer mehr an den unverwechselbaren Sound ihrer frühen Jahre angenähert. Auf der anderen Seite erfolgt die Veröffentlichung des Livemitschnitts kurz nachdem Sänger Michael Sadler seinen Ausstieg zum Jahresende angekündigt hat. Saga-Fans dürften jetzt mit der bohrenden Frage da stehen, ist die Live-Veröffentlichung des Klassikers ein letztes Vermächtnis der „alten“ Saga oder ein bleibendes Bekenntnis zur Fortsetzung der Suche nach den eigenen Wurzeln.
Ohne den Ausstieg Sadlers wäre die Antwort klar – wenn man auf das musikalische Beiblatt blickt, dass den Worlds apart Stücken beigegeben ist. Die stehen in etwas abgeänderte Reihenfolge gegenüber dem Studioalbum im Zentrum des Doppelalbums. Darum ist ein Rahmen aus vorwiegend alten Stücken gespannt. Sechs Stücke kommen vor dem Worlds apart-Set und sieben danach – und es sieht danach aus, als habe man sehr genau nachgedacht, wie man diese Stücke anordnet. In beiden Rahmenteilen befindet sich jeweils nur ein Stück der letzen vier CDs. Alles andere stammt aus der Zeit vor 1984, also von den ersten fünf Alben. Dabei dominiert das Debüt, das mit insgesamt vier Stücken, zwei zu Beginn und zwei zu Ende des Konzertes, vertreten ist. Die zweite CD „ Images at Twilight wird mit zwei Stücken im Einstiegsblock, Silent Knight, CD Nummer 3, mit zwei Stücken am Ende berücksichtigt. Die ebenfalls zwei Stücke, die von Heads or Tales, dem Album nach Worlds apart, stammen, sind auf Anfang und Ende verteilt. Komplettiert wird das Programm mit “We've been here before“, einem Stück, das ich keinem Album zuordnen kann.
An der Qualität der Performance gibt es nichts zu kritteln. Saga kommen live so authentisch wie in ihren besten Zeiten. Der Stimmungsbogen stimmt perfekt. Das mag auch daran liegen, dass man hier nichts zusammengeschnippelt hat, sondern das Konzert in Pratteln von Anfang bis Ende genutzt hat.
Die Eingangssektion zeigt deutlich die Qualitätsunterschiede der Saga-CDs. Es sind die Songs der ersten beiden Alben, die abräumen. “See them smile“ ist einer der besten Popsongs von Saga überhaupt; das mit scharf gespielten Gitarren beginnende “You’re not alone“ eines der Prog-Highlights der Bandgeschichte. “Give 'em the Money“ und “Ice nice” hatten mit dafür gesorgt, dass das Debüt-Album eines der besten Album aller Zeiten zwischen Rock, Prog und Pop wurde. Dagegen fallen “The Pitchman“, obwohl es besser als auf der Studio-CD kommt, und das neuere “The Runaway“ deutlich ab. Sie klingen künstlicher, kalkulierter und haben viel weniger Esprit.
Die nun folgende Darbietung von Worlds apart liegt zwischen diesen Polen mit einer klaren Tendenz zu den mitreißenden Frühwerken. Das Album war zwar das kommerziell erfolgreichste der Bandgeschichte, aber nicht das Beste. Hier wurden deutlich die Früchte geerntet, die zuvor gesät wurden. Aber es lassen sich bereits leichte Abnutzungserscheinungen spüren. Das Album ist satt eines 20-Punkte-Albums; vielleicht eines mit 19,5. Da man zudem alle Stücke spielt und nicht nur die absoluten Highlights glänzt der Mittelteil des Konzertes nicht ganz so hell, wie de Ränder. “Wind him up“, die erfolgreichste Saga-Single ist noch eine Spur weicher gesungen, als im Studio. Wunderbar “No Regrets“ mit seinem Klarinetten-Spiel, einer der schönsten Ruhepunkte in einem starken Konzert. Mit “No Stranger“ klingt der Mittelteil etwas unspektakulär aus.
Im dritten Teil stehen die vier Stücke der CDs eins und drei am Ende. Davor kommen drei neuere. “Scratching the Surface“ liefert vielleicht gerade wegen der etwas dünnen Stimme eine tolle Live-Atmosphäre, die auch das Publikum zu Wort kommen lässt. Außerdem sticht das Stück, als einer der wenigen ruhigen Punkte heraus. “Keep it reel“, das jüngste Stück im Programm, kommt erfreulich druckvoll zu Wort. Dass auch die Band weiß, wo der Hammer hängt, wird schnell erkennbar. Bereits die Ansage zu “Humble Stance“ macht deutlich, dass das Konzert jetzt noch einmal einen entscheidenden Qualitätssprung machen wird. Und was dann in den letzten knapp 25 Minuten abgeht ist ganz einfach der Wahnsinn. Der Saga-Fan braucht sich lediglich die Titel auf der Zunge zergehen lassen: ”Humble Stance“, „Don't be late“, „How long“, „Careful where you step“ – vier Klassiker für die Ewigkeit, die den fünf Saga-Musikern jede Gelegenheit bieten ihre instrumentalen und kompositorischen Fähigkeiten zu demonstrieren.
Kaum eine Band hat es je geschafft, so keyboardlastig und so warm zugleich zu sein; so ausgefeilte Kompositionen zu liefern und gleichzeitig so lebendig zu sein.
Was immer mit Saga in der Zukunft passiert, mit diesem Album hat die Band einen weiteren Meilenstein für die Ewigkeit gelegt, der ohne jeden Abstrich zwischen die ersten vier Alben gehört.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
CD 1 1 The Pitchman (6:54) 2 Give 'em the Money (5:06) 3 You're not alone (6:21) 4 See them smile (4:31) 5 The Runaway (5:39) 6 Ice nice (6:28) 7 On the Loose (4:39) 8 Wind him up (6:00) 9 Amnesia (3:43) 10 Framed (5:35)
CD 2 1 Times up (4:52) 2 The Interview (3:48) 3 No Regrets (4:37) 4 Conversations (4:43) 5 No Stranger (5:51) 6 Scratching the Surface (3:57) 7 Keep it reel (4:25) 8 We've been here before (5:25) 9 Humble Stance (5:48) 10 Don't be late (7:52) 11 How long (3:48) 12 Careful where you step (5:21) |
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Besetzung |
Ian Crichtin (Git) Jim Crichton (B, Keys) Brian Doerner (Dr) Jim Gilmour (Keys, Voc) Michael Sadler (Voc, Keys)
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