Robert Calvert
Captain Lockheed and the Starfighters
|
|
|
Auffälligstes Detail dieser CD aus heutiger Sicht ist sicherlich der Name des Bassisten und Rhythmusgitarristen Lemmy(!). Und das hört man raus – zumindest wenn man weiß, dass der Warzenbasser bei den Spacerockern Hawkwind engagiert war, bevor er zu Mr. Motörhead wurde. Und mit Nik Turner, Dave Brock und natürlich Robert Calvert himself gibt es im Line up weitere Namen, die bei Hawkwind involviert waren.
Der erste Musik(!)-Titel, “The Aerospaceage Inferno“ klingt dann auch gleich wie ein Light-Version der “Silver Machine“. Dazu kommen gelegentliche Anklänge an alte Who (“Ejection“) und in “Catch a falling Starfighter“ sogar Soundspielereien, wie sie von Pink Floyd bei “On the Run“ (Ein Jahr zuvor erschienen!!) benutzt wurden. Insgesamt ist das Album musikalisch aber eher dürftig. Was sich in der Hinsicht lohnt, passt auf eine Maxi-Single.
Aber das Besondere von Captain Lockheed and the Starfighters liegt sowieso an einer anderen Stelle – und auch hier passt Lemmy mit seiner Vorliebe für’s deutsche Militär wieder gut ins Bild, wenngleich Robert Calvert eine Facette der deutschen Rüstungsgeschichte in den satirischen Blick nimmt, der dieser nicht gerade zum Ruhmesblatt gereicht. Ein kleines Stück Nachhilfe in deutscher Nachkriegsgeschichte sei für die Nachgeborenen daher erlaubt.
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg ließ sich einer der kommenden bundesdeutschen Politiker, der auch später für markige Sprüche bekannt blieb, mit dem Ausspruch “Wenn ein Deutscher noch einmal eine Waffe anfasst, soll ihm die Hand abfallen.“ zitieren. Damit war Franz Josef Strauß natürlich prädestiniert der erste deutsche Verteidigungsminister zu werden, der logischerweise für den Wiederaufbau der deutschen Streitkräfte verantwortlich war.
Der inhaltliche 180° Schwenk war aber nicht der einzige Skandal. Das waren (unter anderem) seine Rüstungsgeschäfte. Eines davon nimmt Robert Calvert hier unter die Lupe – die Beschaffung der Lockheed F-104g, kurz Starfighter genannt, im Volksmund oft auch „fliegender Sarg“ oder „Widowmaker“. In den 70ern kursierte auf den Schulhöfen und am Stammtisch folgender Witz: Wie bekommt man am einfachsten einen Starfighter? Antwort: Man kauft sich ein Grundstück und wartet bis einer drauf fällt. Von 916(!) ausgelieferten Flugzeugen stürzten 292 ab. 115 Piloten fanden dabei den Tod. Die beispiellose Absturzserie hatte ihren Grund. Strauß wollte ein Flugzeug das alles sein konnte: Abfangjäger und Aufklärer, Bomber und Bodenunterstützer. Daher mussten an der g-Version der F-104 (G für Germany) extrem viele Modifikationen vorgenommen werden. Der Stummelflügel-Jet war dadurch so labil geworden, dass er insbesondere in der Hand unerfahrener deutscher Piloten und Techniker zum Risiko wurde, von dem im Schnitt alle 14 Tage eine Maschine abstürzte.
Calvert präsentiert seinen satirischen Verriss der straußschen Geschäfte im Wechsel von kurzen gesprochenen Dialogen und illustrierenden Musiktiteln.
Der Re-Release kommt mit allen Texten, einem Hintergrundtext zu dem Rüstungsgeschäft und drei Alternativ-Versionen von Albumtracks als Bonus.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Franz Josef Strauss, Defence Minister, reviews the Luftwaffe in 1958. Finding it somewhat lacking in Image Potential | 1:40 |
2 | The Aerospaceage Inferno | 4:36 |
3 | Aircraft Salesman (A Door in the Foot) | 1:41 |
4 | The Widow Maker | 2:42 |
5 | Two Test Pilots discuss the Starfighter's Performance | 0:41 |
6 | The right Stuff | 4:23 |
7 | Board Meeting (seen through a Contract Lense) | 0:58 |
8 | The Sing of the Gremlin (Part One) | 3:22 |
9 | Ground Crew (Last Minute Reassembly before Take off) | 3:17 |
10 | Hero with a Wing | 3:20 |
11 | Ground Control to Pilot | 0:52 |
12 | Ejection | 3:35 |
13 | Interview | 3:56 |
14 | I resign | 0:27 |
15 | The Sing of the Gremlin (Part Two) | 3:11 |
16 | Bier Garten | 0:39 |
17 | Catch a falling Starfighter | 2:54 |
18 | The right Stuff (Extended Version) | 8:07 |
19 | Ejection (Single Version) | 3:47 |
20 | Catch a falling Starfighter (Single Version) | 3:00 |
|
|
|
|
|
Besetzung |
Paul Rudolph (Git, B) Lemmy (B, Git) Simon King (Dr) Brian Peter George St. John Le Batiste de la Salle (Keys) Del Dettmar (Synths) Nik Turner (Sax) Dave Brock (Git <4>) Twink (Dr <17>) Bob Calvert (Voice, Perc) Arthur Brown (Voice <8>) Adrian Wagner (Keys <8>)
The Ladbroke Grove Hermaphroditic Voice Ensemble (Back Voc)
|
|
|
|