Musik an sich


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Brahms, J. (Rattle)

Ein Deutsches Requiem


Info
Musikrichtung: Romantik Oratorium

VÖ: 16.03.2007

EMI Classics / EMI
CD (AD DDD 2006) Best. Nr. 094636539324


Gesamtspielzeit: 67:07



ALTBACKEN

Das diffuse und unstete Klangbild dieser Liveproduktion von Johannes Brahms ‚Deutschen Requiem’ macht einen beinahe vergessen, dass es sich um ein Major-Produkt mit renommierten Interpreten handelt. Obwohl deren Einsatz das Ergebnis auch nicht weiterbringt: Simon Rattle sucht in Brahms kantigem Chorwerk allein die tröstlichen Momente und findet sie dann selbst da, wo der biblische Text von ganz anderem spricht und z. B. die Hinfälligkeit und Vergänglichkeit des Menschen betont. Und bloß nicht zu viel Ausdruck! Keine Ecken, keine Kanten! Nein, es ist alles ganz entsetzlich nett hier in der religiösen Wärmstube. Denn zu allem Überfluss verwechselt Rattle Gefühl mit Gefühligkeit und lässt – offenbar vom Mischpult unterstützt – Harfe und Holzbläser der Berliner Philharmoniker aufdringlich hervortreten. Vor allem in der Höhe flach klingt der Chor, der seinen gewichtigen Part routiniert, aber ohne rhetorisches Gespür singt. Auch die Solisten vermögen da wenig: Thomas Quasthoff versteht zwar etwas von der Ausdeutung des Textes, seiner Tongebung fehlt es allerdings etwas an der gewohnten Sicherheit. Mit schmalem, vibratoreich aufgepolsterem Volumen und kaum verständlich arbeitet sich Dorothea Röschmann durch die kleine, doch sehr anspruchsvolle Sopranpartie. Das macht alles keine Freude und landet weit abgeschlagen hinter mehreren zu Rate gezogenen Vergleichseinspielungen. Darunter befanden sich, um einmal die Extreme zu benennen, Roger Norringtons scharfkantige, manchmal maniriert historisierende Interpretation (Virgin) (aber der hat mit seinem vorzüglichen Ensemble etwas zu sagen und weicht den dunklen Seiten des Werkes nicht aus!) und die klanglich frische, kraftvoll-sensible Produktion des Windsbacher Knabenchors (Rondeau), die Rattles jüngsten Wurf einfach nur altbacken aussehen lässt.



Georg Henkel



Besetzung

Dorothea Röschmann, Sopran
Thomas Quasthoff, Bariton

Berliner Philharmoniker
Ltg. Simon Rattle


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