Camera Obscura
Let´s get out of this country
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Bei Camera Obscura handelt es sich um eine 6-köpfige Band aus Glasgow, bei deren Namensteil „obscura“ man an schräge und experimentelle Musik denkt. Doch da hat die Band um Sängerin Tracyanne Campbell etwas komplett anderes auf dem Programm.
Bereits der erste Titel „Lloyd, I´m ready to be heartbroken“ entführt in den Britpop der späten 60er um Sandie Shaw, aufgepeppt mit modernen Grooves im Stil von „Hip teens don´t wear bluejeans“, unterbrochen durch die klassischen Sounds eine Hammond B3. Etwas ruhiger, aber immer noch im Retro-Stil des Frank-Popp-Ensembles, garniert mit der Jungmädchen-Stimme von Miss Campbell, geht es durch „Tears for affairs“ und „Come back Margaret“, und es wundert niemanden, dass auf der Liste der musikalischen Vorbilder sich Oldtime-Heroes wie Connie Francis, Skeeter Davis, die Supremes oder Sandy Posey tummeln. Wie Zuckerguss kommen die alten Sounds aus den Boxen und schleimen sich durch die Gehörgänge. Das im (von den Drums recht hölzern umgesetzten) Walzerrhythmus präsentierte „The false contender“ entbehrt die bisher zu Gehör gebrachte Leichtigkeit, bevor bei dem Titeltrack „Let´s get out of this country“ die Drums wieder modern grooven und die Streicher einen glatten Background legen. Und so langsam beginnt man sich zu fragen, ob die mit viel Effekt aufgepeppte Stimme von Tracyanne Campbell absichtlich eine Gesangsausbildung vermissen lässt oder ob es beabsichtigt ist, den Girlie-Charme rüberzubingen (was durchaus gelingt). Beim ruhigen „Countrymile“ fällt dies besonders auf, was aber durchaus seinen Reiz hat, denn das Zerbrechliche der jungen Stimme kommt sehr gut zum Tragen. „If looks could kill“ legt das Filigrane zur Seite und gibt richtig Gas mit einer großen Portion Drums und Gitarren, garniert von einem Rauschen im Hintergrund, was die goldenen Zeit von „The Move“ erinnert, denn auch dort hatte man gelegentlich das Gefühl, ein Staubsauger hätte bei dem Song eine tragende Funktion gehabt. Gleichzeitig grüßen die Supremes aus der Ferne, von denen auch der Groove bei „I need all the friends I can get“ stammen könnte. So langsam schleicht sich das Gefühl gelegentlicher Deja-vus ein, denn die markante Gesangsstimme lässt sich nicht sehr stark variieren. Dies ändert sich auch nicht bei „Razzle Dazzle Rose“.
Mit Let´s get out of this country haben die sechs Schotten unter dem Bandnamen Camera Obscura ein durchaus interessantes Album auf den Markt gebracht, das von seinen Stilelementen aus den späten 60ern profitiert und den Sound z.B. der Supremes mit einflechtet. Lediglich die wenig variationsreiche Stimme von Tracyanne Campbell beschert leider zu wenig Abwechslung und so kann man sich beim kompletten Durchhören schon mal langweilen oder der Ansicht sein, den Song vorhin doch schon mal gehört zu haben. Für das gelegentliche Reinhören ist das Album jedoch allemal gut, gerade weil man hierbei auf Sounds und Styles trifft, die es zurzeit nicht „von der Stange gibt“. Ein ausgefallenes Album, was aber leider noch nicht ausgefallen genug ist.
Lothar Heising
Trackliste |
1. Lloyd, I’m ready to be heartbroken 3:49 2. Tears for affairs 4:04 3. Come back Margaret 3:47 4. Dory Previn 4:16 5. The False Contender 3:38 6. Let’s get out of this country 3:21 7. Country Mile 3:59 8. If looks could kill 3:29 9. I need all the friends I can get 3:18 10. Razzle Dazzle Rose 5:28 |
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Besetzung |
Tracyanne Campbell - guitar and vocals Carey Lander - piano, organ and vocals Kenny McKeeve - guitar, mandolin, harmonica and vocals Gavin Dunbar - bass Lee Thomson - drums Nigel Baillie - trumpet and percussion
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