Gregorianik (Poisblaud)

Messe solennelle des morts. Gregorianik in der Faux-Bourdon-Technik

Info Musikrichtung: Gregorianik VÖ: 01.05.2006 Sisyphe / Note 1 CD (AD DDD 1999) / Best. Nr. SISYPHE002 Gesamtspielzeit: 67:25

Diese Einspielung einer feierlichen gregorianischen Totenmesse ist gewiss interessant. Denn das Ensemble Les Paraphonistes beschränkt sich nicht einfach auf eine einstimmige Wiedergabe, sondern bedient sich einer alten, inzwischen unüblichen Technik der mehrstimmigen Interpretation: des Faux-bourdon (italienisch: Falso bordone). Zur notierten Stimme treten nach bestimmten Improvisations-Regeln zwei weitere Stimmen hinzu, so dass ein schlichter akkordischer Satz entsteht.
Der Reiz liegt in den archaischen Harmonien und gelegentlichen dissonanten Schwebungen, durch die die gregorianische Vorlage an Ausdruckskraft gewinnt. Diese Technik war bis ins 19. Jahrhundert hinein in Frankreich üblich.

Die vorliegende Produktion wahrt auch beim Gesangsvortrag Authentizität: Gesungen wird mit französischer Aussprache des Lateinischen. Überdies pflegen die Sänger historisch korrekt einen monotonen, metrisch starren Vortragsstil, wie er im 19. Jahrhundert üblich war. Damals wusste man die Neumen nicht anders als im Rahmen eines festen Taktschemas zu interpretieren. Die Wiederentdeckung einer geschmeidigen, wortbezogenen Rhythmik vollzog sich erst im 20. Jahrhundert. Zusätzlich verlangsamt durch ein feierlich-gemessenes Grundtempo tritt die Musik so über weite Teile geradezu auf der Stelle. Das trübt die Hörfreude trotz der makellos intonierenden, homogenen Stimmen denn doch nachhaltig.
Authentisch oder nicht: Diese Aufnahme ist etwas für historisch interessierte Sammler, als Musterbeispiel – heutiger – Gregorianik-Interpretation taugt sie hingegen nicht.

Trackliste 1 De profundis 2 Miserere 3 Subvenite 4 Introitus 5 Kyrie 6 Gradual 7 Tractus 8 Sequenz 9 Offertorium 10 Sanctus 11 Agnus dei 12 Communion 13 Libera me 14 In paradisium 15 Benedictus

Besetzung Les Paraphonistes: Damien Poisblaud: Ltg., Gesang Fréderic Richard, Antoine Sicot, Jean-Marc Vié: Gesang