Haydn, J. (Immerseel)
Symphonien Nr. 44 & 45, Klavierkonzert D-Dur
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Info |
Musikrichtung:
Wiener Klassik
VÖ: 29.03.2004
Zig-Tag Territoires / Note 1 (CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. ZZT 040203)
Gesamtspielzeit: 64:04
Internet:
Zig-Zag
Anima Eterna
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HAYDN-LECKERBISSEN Wenn Jos van Immerseel sich Werken von Joseph Haydn (1732-1809) widmet, steht eins von vornherein fest: Ein biederer "Papa Haydn" erwartet uns nicht. Aber, und das ist besonders angenehm, auch bei so populären Stücken wie der Trauer- und der Abschieds-Symphonie greift dieser Dirigent nicht zum Mittel des hohlen Revoluzzertums gegen die Konvention, sondern setzt die Ergebnisse akribisch genauer musikhistorischer Forschungsarbeit um. Einige dieser Forschungsergebnisse werden im detailreichen Booklettext, den der Ensembleleiter selbst verfaßt hat, offengelegt. Das Bemühen um Genauigkeit zieht aber keinerlei akademisch anmutende Spielweise nach sich. Vielmehr wirkt alles höchst lebendig und organisch.
Die Trauer-Symphonie in e-moll etwa wird mit einem Hauch Melancholie überzogen, ohne den dramatischen Aspekt zu vernachlässigen. Eigentlich nämlich ist das Werk kein Stück der Trauer - den Beinamen erhielt es einzig deshalb, weil Haydn angeblich wünschte, das Adagio möge bei seiner Beisetzung gespielt werden. Vielmehr ist die Symphonie geprägt von Elementen des Sturm und Drang. Das Ensemble Anima Eterna setzt diesen Aspekt nachhaltig um, auch wenn man sich den Eingangssatz durchaus noch kraftvoller, aggressiver vorstellen könnte. Besonders bemerkenswert gelingt eben jenes Adagio, das sensibel und zurückhaltend interpretiert wird, nachdenklich und doch unpathetisch. Der Finalsatz wird sodann kontrastierend entschlossen angegangen. Das Zusammenspiel des Orchesters ist perfekt und der reine, trockene Klang der Aufnahme rundet den positiven Eindruck ab.
Bei der weiteren Symphonie handelt es sich um die Abschieds-Symphonie mit der legendären Geschichte von den Musikern, denen der Aufenthalt des Fürsten in der Sommerresidenz zu lang wird und deren Protest Haydn musikalisch so verpackte, dass die Instrumentalisten nach und nach aus dem Geschehen aussteigen und sich leise vom Podest davonstehlen. Immerseel hat sich entschieden, diese Symphonie mit Kleinstbesetzung einzuspielen, also unter Mitwirkung von nur 12 Musikern. Interessant ist dabei im Vergleich zur Trauer-Symphonie, die in doppelter Stärke interpretiert wird, dass kaum ein hörbarer Unterschied entsteht und mancher Streit um die richtige Orchestergröße angesichts dessen an Bedeutung verliert. Das Spiel des Ensembles ist frisch und zupackend. Es scheut sich nicht, Haydns Musik auch einmal angemessen aufzurauhen.
Als Intermezzo zwischen den beiden Symphonien aus den 1770er Jahren findet sich auf der CD ein Klavierkonzert, das Haydn 1783 oder 1784 als letztes Stück dieser Art komponierte. Es zeichnet sich durch seine Unbeschwertheit, durch die anspruchsvolle Solopartie, sowie eine originelle Themenwahl aus und steht darin den heute mehr geschätzten Klavierkonzerten Mozarts kaum nach. Dass es zum eigentlichen "Hit" dieser Einspielung wird, verdankt sich indes dem glanzvoll virtuosen Spiel Jos van Immerseels. Er hat den pianistischen Part selbst übernommen und auf dem Nachbau eines zeitgenössischen Hammerflügels aus der Werkstatt Anton Walters eingespielt. Die Wahl dieses Instruments erweist sich als goldrichtig, erlaubt es doch in puncto Geläufigkeit und klanglicher Brillanz eine Annäherung an moderne Instrumente, ohne jedoch deren Dominanz gegenüber dem Orchester zu teilen. Wie Immerseel im Kopfsatz die Einfälle Haydns quirlig zum Klingen bringt, im Adagio ganz sanft die sanglichen Linien ausbreitet und schließlich im Finale (Rondo all´ Ungarese) die ungarischen Themen funkeln, die Läufe perlen und die Verzierungen blitzartig aufscheinen läßt - das allein ist schon den Kauf der CD wert.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-4 Symphonie Nr. 44 (Trauer-Symphonie) e-moll 5-7 Klavierkonzert D-Dur 8-12 Symphonie Nr. 45 (Abschieds-Symphonie) fis-moll |
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Besetzung |
ANIMA ETERNA
Jos van Immerseel, Ltg. / Hammerflügel
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