"Die Story zu jedem Song" lautet der Untertitel zu Chuck Crisafullis
neuem Nirvana-Buch. Damit ist zum Inhalt so gut wie alles gesagt.
Crisafulli hangelt sich Song für Song durch das Nirvana-Oeuvre bestehend aus dem Debut
Bleach, dem Klassiker Nevermind, dem Nachfolger In Utero, dem "Reste"-Album
Incesticide der unplugged Live-Scheibe, sowie den beiden nach Cobains Tod veröffentlichten
Scheiben, dem Live-Album From the muddy Banks of Wishkah und dem Greatest Hits-Album. Dazu
gibt es einen kleinen Blick in die Cobain-Tagebücher und ein spätes Interview, das der Autor
selber kurz vor seinem Tod mit Cobain geführt hat.
Zu jedem Song weiß Crisafulli etwas zu sagen, zum Text, zur Musik, zur Wirkunsgeschichte oder
zur Entstehung. Manchmal ist das ganz interessant; manchmal nicht. Denn nicht zu jedem Song gibt
es wirklich etwas zu sagen. Für Nirvana-Fans öffnet Teen Spirit sicherlich das
eine oder andere Fenster. Das aber ist für ein Nirvana-Buch zu wenig.
Immerhin gelten die Erfinder des Grunge als Symptom und Symbol für eine ganze Generation. Da
erwartet man natürlich, dass eben diese Generation, die Lebensumstände, die sie geprägt und
hervorgebracht hat, ihre Hoffnungen und im Falle des Grunge vor allem auch ihre Ängste in
den Blick kommen und in Beziehung zur Band als ihres kulturellen Ausdrucks gesetzt werden. Das
aber passiert nicht.
Immer wieder Cobain, ein genialer Versager, ein sensibler Lebensfeind, ein verwöhnter
Alles-Woller - mehr ist in Teen Spirit selten zu erkennen. Man merkt dem Buch an, dass der Autor
offenbar nichts aus erster Hand weiß - mit Ausnahme seines Interviews. Teen Spirit ist
eine aus intervierws und Zeitungsartikeln zusammengestellte Fleißarbeit, in der ein Fan
seine Deutung der Nirvana-Texte zu Gehör bringt. Wem das genügt, der ist mir Teen
Spirit gut bedient.
Chuck Crisafulli
Nirvana - Teen Spirit: Die Story zu jedem Song
2003, Rockbuch Verlag
ISBN 3-927638-16-1 19,30 €
Norbert von Fransecky
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