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Gesprächspartner:
Rabin Dasgupta (The Amber Light)
Zeit:
04.06.2004
Stil:
Rock
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Parallelen zu längst vergangenen Zeitaltern ehedem moderner Musik werden längst nicht mehr so krass bewertet wie einst. Auch nicht zu Vertretern, die am Beispiel von The Amber Light meinetwegen Genesis und Pink Floyd heißen. Denn das Beeindruckende an diesem Projekt, welches seit Sommer 2000 existiert, ist, daß alle Musiker erst Anfang 20 sind und somit zu der Zeit, als ihre Vorbilder aktuell waren, noch gar nicht präsent waren. Aber Goodbye To Dusk Farewell To Dawn, das The Amber Light-Debüt, beinhaltet weitaus mehr als eigentlich nur nuanciert herauszuhörendes Epigonentum, was in einer Zeit, in welcher doch eher Antipop-Bands wie Sigur Rós, Radiohead, Porcupine Tree oder auch Archive von einer gewissen Aktualität sind, gar nicht einmal so verwunderlich ist. Nebenbei wirkt Sänger und Gitarrist Louis Gabbani in manchen Momenten wie ein überaus entspannter Mark Hollis, wobei eben dieser Aspekt, nämlich das Entspanntsein, bis auf wenige Ausnahmen in den 65 Minuten Spielzeit dieses wirklich ganz speziellen Albums, welches mit den Longtracks "Clock Hands Heart" und "New Day" zu Ende geht, überwiegt. Und es verwundert dann doch, daß derlei Innovationen aus Deutschland kommen, weswegen wir dann doch nicht umhin kamen, bei The Amber Light - Bassist Rabin Dasgupta in dieser Beziehung nach Klärung dieses Phänomens zu verlangen.
MAS: Es ist schon etwas ungewöhnlich, daß ihr, als relativ junge Band, eine Musik spielt, wie sie speziell in den 70ern angesagt war. Wie kommt man dazu?
Rabin: Das ist eine gute und auch berechtigte Frage. Das Ganze fing wirklich in unserer Jugend, so mit 15/ 16 an, wo wir, wie wahrscheinlich jeder in diesem Alter, neue und interessante Musik für uns gesucht haben und dann auch wirklich immer auf handgemachte Musik geachtet haben. Hier mußten wir den Musikmarkt quasi von Hinten aufrollen. Und speziell in den 70ern gab es da Sachen, die mich überaus interessierten. Beispielsweise Genesis, von denen die Leute in unserem Umfeld eigentlich nur wußten, daß das die Band von Phil Collins war. Aber da gab es ja auch einen Peter Gabriel, der da auch einmal gesungen hatte, und kam dann auch mit den ersten Platten aus dieser Zeit in Kontakt. Speziell diese Musik hat mich dann auch sofort fasziniert, denn die hatte so eine Dichte und auch Wärme, wie ich sie später nirgendwo anders mehr wiedergefunden habe. Aber als wir uns dann als Band gegründet haben, da sind wir überhaupt nicht mit dem Bestreben daran gegangen, eben genau so zu klingen. Das war einfach eine Art Riesenzufall. Wir haben uns getroffen, speziell diese Musik gut gefunden und der Rest kam von selbst. Da war einfach unser Musikinteresse, das von den 70ern bis heute reicht und das Interesse, alle Arten von Musik kennenzulernen. So hat es sich bei uns in der Band einfach entwickelt, daß wir auf gewisse Instrumentierungen und vor allem gewisse Sounds von analogen Instrumenten abfahren. Es ist ja nicht so, daß wir nur auf die Musik aus den 70ern stehen, denn wir verwenden auch neue Sounds und auch neue Ideen.
MAS: Aber merkwürdigerweise ist es so, daß man euch vor fünf Jahren noch mit Yes, Genesis und den ganzen 70ern in Verbindung gebracht hätte, wobei heute durch Bands wie Radiohead, Sigur Rós oder auch Porcupine Tree ein gänzlich neues Verbindungsglied existiert.
Rabin: Das ist schon lustig, denn genau so war es auch. Denn vor vier Jahren, als wir anfingen, wurden wir nur als King Crimson- und Pink Floyd-Kopie bezeichnet. Wir haben eigene Songs geschrieben und auch unser eigenes Ding gemacht. Trotzdem kam es immer zu diesen unpassenden Vergleichen. Wahrscheinlich deswegen, weil wir eine Orgel auf der Bühne hatten. Und teilweise kommen wir auch heute nicht mehr aus dieser Schublade heraus. Aber diese ganze Entwicklung mit Bands, wie die von dir angesprochenen, kam uns zugute, denn plötzlich hatten wir auch viele sehr junge Leute, die zu unseren Konzerten kamen und sich für unsere Musik interessierten.
MAS: Wie kommt ihr eigentlich zu der doch außergewöhnlichen Sprachvielfalt auf dem Album?
Rabin: Unser Sänger Louis ist Italiener, lebt aber schon seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Deswegen wurde „New Day“ dann auch in Italienisch eingesungen, wobei der Schluß von „Gangsters“ aber in Spanisch ist. Er ist eigentlich sehr sprachbegabt, deswegen haben wir auf dem Album dann auch verschiedene Sprachen verwendet. Und das finde ich auch superinteressant, vor allem, weil wir uns damit immer gegenseitig überraschen. Meistens existiert schon die Musik, die wir im Proberaum ausgearbeitet haben, und dann kommt Louis mit Gesangsideen und plötzlich hatten wir beispielsweise einen Song in Italienisch.
MAS: Und ihr seit dann auch wirklich generationsübergreifend...
Rabin: Das ist interessant und es klappt auch tatsächlich. Wir haben erst kürzlich auf einem Festival gespielt, auf welchem hauptsächlich nur Leute zwischen sechzehn und achtundzwanzig waren. Und die waren schon überaus begeistert, weil, viele kennen diese Art von Musik, wie wir sie machen, gar nicht. Die haben hier auch mitbekommen, daß es auch anders geht, daß man ruhig einmal fünf/sechs Minuten warten muß, bis es mit einem Refrain oder einer Strophe losgeht. In dieser Beziehung haben wie in der letzten Zeit schon überaus positive Erfahrungen gemacht.
MAS: Seit ihr mit den Resonanzen auf euer doch außergewöhnliches Debüt zufrieden?
Rabin: Ja, bis jetzt sind die Resonanzen auch fast durchweg positiv. Wir versuchen aber auch, uns mehr in dieser sogenannten alternativen Richtung zu profilieren. Und das ist für uns überaus spannend, was hier dann alles möglich ist. Denn auch ich kann unsere Musik nicht nur in eine Kategorie hineinpressen. Für mich ist beispielsweise Radiohead auch alternativ. Und deswegen ist es auch ganz okay, wenn man uns auch mit ‚alternativ‘ bezeichnet. Oder aber, passenderweise, mit ‚New Artrock‘. Damit können wir leben, denn die meisten verbinden doch mit einer Sache wie den Progressiven Rock nur die Begriffe ‚alt‘ und ‚langweilig‘.
MAS: Wie kommt es dazu, daß vier Musiker auf einem gemeinsamen Nenner sind?
Rabin: Dazu muß ich sagen, daß unser Schlagzeuger, der Peter Ederer, erst später dazukam und sich in unsere Musik erst einmal eindenken mußte. Er konnte anfangs mit der Musik, wie wir sie vorgestellt und gemacht haben, erst gar nichts anfangen, da er einfach einen ganz anderen Background hatte. Aber eben das macht die Sache bei uns auch interessant. Wir sind auf einem gemeinsamen Nenner und vermischen quasi unsere gesamten individuellen Einflüsse. Deswegen würde ich auch niemals behaupten, daß wir eine tendenzielle Richtung a la Yes anstreben, weil das meine Meinung nach schon zu technisch ist.
Carsten Agthe
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