Im Gegensatz zum Vorgängeralbum "Natural Born Chaos", das bei mir schon beim
ersten Durchhören Begeisterungsstürme entfachte, machte sich schon bei den
ersten Tönen von "Figure Number Five" eine gewisse Ernüchterung breit. Dies
lag nicht, wie man vielleicht vermuten könnte. an dem möglicherweise
musikalisch schwachen Opener "Rejection Role", denn der gehört eindeutig zu den
Höhepunkten des Albums, sondern an der absolut ungewohnten Produktion der
Silberscheibe.
Das Musikgenie Devin Townsend, der für die spacige Bombastproduktion bzw.
das primäre Erkennungsmerkmal von Soilwork auf "Natural Born Chaos"
verantwortlich ist, war zum Zeitpunkt der Aufnahmen für den aktuellen Longplayer der
Schweden verhindert und so nahm die Band mit Hilfe ihres Landsmannes Fredrik
Nordström diese Aufgabe selbst in die Hand. Das produktionstechnische
Endergebnis klingt wesentlich ungeschliffener und gewöhnlicher, was das Werk doch ein
wenig in der Flut der Veröffentlichungen untergehen lässt.
Musikalisch hat sich im Lager der Schweden ebenfalls einiges getan.
Frontmann Speed hat sich gesanglich erstaunlich weiterentwickelt und beweist von
Death-Metal-typischen "Gebelle" bis hin zu melodischem Gesang über welche
Bandbreite seine Stimme verfügt und der Gesamtsound von Soilwork beweist zunehmend
Einflüsse aus der New-Metal-Szene. Das ruhige "Depature Plan" könnte zum
Beispiel direkt aus der Feder von P.O.D. stammen und als Nachfolgehit von "Alive"
durchgehen. Dieser Nummer entgegen steht der Pantera-lastige Brecher in Form
des Titeltracks und diese Anhäufung von Songs unterschiedlichster
stylistischer Ausrichtung ist auch das grösste Manko dieser Scheibe, die trotz einer
mehr als handvoll ansprechender Songs einfach keine Einheit darstellen will.
Als Anspieltipps kann ich die bereits erwähnten Stücke "Rejection Role" bzw.
"Departure Plan" empfehlen, sowie "Downfall 24", das noch am ehesten an die
Glanztaten von "Natural Born Chaos" erinnert und den Verdacht aufkommen lässt
das die Knäckebrotländler nach dem Sprichwort "Das Beste kommt zum Schluss"
verfahren haben, da sich das Album in den letzten paar Stücken wesentlich
steigert.
Allen Soilworksympathisanten die sich "Figure Number Five" schon auf den
Einkaufszettel geschrieben haben, würde ich ans Herz legen das Teil vorher erst
einmal probezuhören, denn wegen eventueller Risiken und Nebenwirkungen bei
"blinden" Kauf des Longplayers (mit definitiv guten Songs, aber anderer
Schwächen) könnt ihr dann nur noch euren Arzt oder Apotheker fragen.
MANUEL LIEBLER
14 von 20 Punkte
Internet: www.soilworkers.com