Die Kopien sind Legion. Hier kommt das Original. Und wie! Abnutzungserscheinungen? Ideenlosigkeit? Alterschwäche? Gott bewahre! Helloween holzen souverän und unbeschwert durch das Unterholz der internationalen Melodic-/ Speed-/ Power-Metal-Szene und fetzen alles weg, was im Wege steht.
Wer ein ganzes Genre mitbegründet hat, der setzt auch die Spielregeln. Und so braucht man auch keine Angst haben in Grenzbereiche vorzustoßen. Wo andere lange überlegen müssen, ob das noch Metal ist, werden die Kürbisse einfach ein wenig poppig ("The Tune"). Was Power-Metal ist bestimmen Helloween! "Never be a Star"? - was für ein Blödsinn. In Hamburg steht der Fixstern fest - wie damals über dem Stall von Bethlehem.
Dass sie ihr Genre auch in seinen Kernbereichen weiterhin überlegen beherrschen zeigen Helloween sofort im Opener, der auch als Single ausgekoppelt wurde. Grandios kommt "Liar", das uns mit einem Refrain mächtig in die Zeit des Helloween-Debuts zurückschleudert, und über einen recht progressiven Instrumentalpart verfügt. "Sun 4 the World" setzt sehr orientalisch ein. "Nothing to say" arbeitet gar mit Reggae-Parts, gründelt dann aber wieder in Led Zeppelin-Manier im Boden und knüpft ein wenig an den düsteren Tenor der "Dark Ride" an.
Aber das bleibt eine Einzelfall. Helloween sind wieder so da, wie ich sie immer geliebt habe. Rotzfrech, aggressiv und kraftvoll und dennoch melodiös und voller positiver Vibes.
Die Hamburger haben sich die Mühe gemacht die besten Kaninchen, die sie je im Hut gehabt haben, hervorzuzaubern (Auch wenn´s schwierig war) und schlagen eine Brücke von der lausbübischen Unbeschwertheit der Anfangstage zum "Chameleon", der experimentellsten und vielleicht interessantesten Helloween-CD ever.
So kann ich die Truppe noch jahrelang hören.
Weitere Anspieltipps: das ruhige "Don't Stopp being crazy" und das mitreißende "Do you feel good" (Yes! I do.)
Norbert von Fransecky
17 von 20 Punkte
www.helloween.org