Tanz der Götter 2002 ?? Richtig, die Jahrezahl will sagen, dass das nicht die erste Ausgabe des Göttertanzes ist. Die Originalversion stammt von 1979; erschien allerdings nicht unter dem Namen Peter Wahle's Amigo News. Das Firmenschild lautete damals noch Flaming Bess, und Schlagzeuger Peter Wahle war ein Drittel dieses Trios. Ohne Plattenvertrag konnten von der LP damals über 40.000 Einheiten abgesetzt werden. Es folgte der Nachfolger "Verlorene Welt", bereits ohne Wahle, und dann verabschiedeten sich Flaming Bess, einer der für mich interessantesten Acts der ausgehenden Krautrock-Ära, im Dunkel der Geschichte.

Wahle hat sich nun daran gemacht das FB-Debut komplett neu einzuspielen - opulenter sowohl was die Instrumentierung, als auch was das Programm anbelangt. Die vier Stücke ohne die römische "II" waren ursprünglich nicht in der Story des Konzeptalbums vertreten. Denn um ein solches handelt es sich.

Flaming Bess hatten 1979 die Quadratur des Kreises, in Form eines Instrumentalalbums mit Text, zustande gebracht. Zwischen längeren Instrumentalstücken wurde die Geschichte von Flaming Bess erzählt, der Sternenprinzessin, die sich auf die Suche nach der verschollenen Ursprungswelt der Menschheit macht. (Jahre später hat Thomas Ziegler aus dem Motiv einen ganzen SF-Zyklus erschaffen.)

Heute wie damals ist der Göttertanz stilistisch kaum zu fassen. Bei den ausufernden, immer wieder neue Elemente einführenden Stücken, ist die Kategorie "progressive" kaum zu vermeiden. Das zeigt aber vor allem wieder einmal, wie wenig dieses Etikett letztlich aussagt. PWANs positionieren sich ziemlich genau in der Mitte zwischen Rock und Pop, nutzen reichlich Elemente aus der Folk- und Jazz-Kiste, scheuen auch vor - und das ist im Vergleich zu Flaming Bess neu - Weltmusik nicht zurück ("Tanz der Derwische").

Im direkten Vergleich ziehe ich das Original zwar eindeutig vor. Die einfachere Produktion wirkte wärmer. Der Folk-Aspekt war stärker betont. (Obwohl das Album sicher auch kein Folk-Album war.) Vor allem klingt der neue Sprecher etwas überambitioniert und manieriert. Das soll den Text wohl "literarischer" wirken lassen. Das hat eine SF-Story aber nur wirklich nicht nötig.

Geblieben ist die absolute Eigenständigkeit eines Werkes, dass sich kaum mit irgend einem anderen Act vergleichen lässt. Wer Spaß an ungewöhnlichen CDs mit viel Melodie, Harmonie und Phantasie hat, sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Traurig ist nur, dass Wahle vor dem zweiten Album bei FB ausgestiegen ist, so ist kaum zu erwarten, dass uns demnächst auch eine "Verlorene Welt 2004f" auf den Tisch gelegt wird.

Norbert von Fransecky

17 von 20 Punkte

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