"Betrug" ist wohl ein zu hartes Wort. Aber arglistige Täuschung möchte ich den Machern dieser DVD schon vorwerfen.
In der sogenannten "Masters from the Vaults Special Collectors Edition" erscheint eine Van der Graaf-DVD. Auf der Hülle sind drei Menu-Punkte angegeben:
- Van der Graaf Generator 1971 (30 Minuten)
- Masters from the Vaults (16 Minuten)
- Classic Rock Showcase (43 Minuten)
Das ist zwar genau der Inhalt, den die DVD bietet. Aber wer würde vermuten,
dass sich dahinter exakt 30 Mintuen VdGG verbergen - und der Rest
letztlich aus Trailern für andere DVD-Produkte aus dem Haus "Classic
Rock Producitons" steht?
Und die sind nicht einmal sonderlich attraktiv.
"Masters from the Vaults" präsentiert Gillan, Asia, Wishbone Ash, Caravan, Uriah Heep, Hawkwind, The Strawbs und Rick Wakeman. Es werden jeweils in zwei(!) Minuten etwa sechs(!) Tracks kurz angespielt. Ich glaube nicht, dass sich das irgendwer zwei Mal ansieht.
Etwas wertiger sind die "Classic Rock Showcases". Vorne weg Mostly Autumn, Fairport Convention, The Lawton Dunning Band und Karnataka, die jeweils einen kompletten Live-Track zeigen dürfen.
Daneben gibt es heftigen Schatten. Caravan und Nektar werden im wesentlichen durch Fan-"Interviews" vorgestellt - wenn die Befragung durch eine amerikanische Blondine, die mit ihrer Interviewtechnik sämtliche Vorurteile gegenüber beiden Personengruppen, denen sie angehört, vollauf bestätigt, so genannt werden kann.
Insgesamt 10 Minuten erhalten Uriah Heep vor allem für Stellungnahmen der Band zu ihrem "Acousticaly driven"-Album.
Um nicht falsch verstanden zu werden. Fast alle Bands, die hier versammelt sind, machen gute bis geniale Musik. Aber die Art der Präsentation ist Müll. (Dass sämtliche möglichen DVD-Features komplett ignoriert werden, braucht wohl kaum noch erwähnt zu werden.) Und die Inhaltsgaben geben keinen Hinweis auf 66% Werbetrailer.
Ach ja, und dann war da ja noch das VdGG-Konzert.
Wir sehen 30 Minuten live im Studio ohne Publikum und ohne irgend eine Unterteilung. Die Namen der Titel stehen lediglich auf der Box.
Was bleibt ist eine Reise in die abgefreakte Hippie Musik der frühen 70er mit schrägen schrillen kaum nachvollziehbaren Soli, Z.B. von David Jackson auf zwei Saxophonen gleichzeitig. Dass eine Handbewegung von Sänger Peter Hammill so wirkt, als werfe er sich was ein, ist wohl kein Zufall.
Nur für VdGG-Allessammler.
Norbert von Fransecky